Leicht hat sich Steffen Hamann seine Entscheidung nicht gemacht. "Ich habe mir im Sommer sehr viel Zeit gelassen", sagt der 33-Jährige mit etwas Abstand: "Dann haben wir das eingefädelt." Nach reiflicher Überlegung ging der frühere Kapitän des Basketball-Nationalteams aus München zurück aufs Land in seine fränkische Heimat und spielt nun für den Zweitligisten Bike-Cafe Messingschlager Baunach. Als Abstieg empfindet der deutsche Meister den Wechsel in die Provinz nicht.
Unfreiwillig musste sich Hamann auf Klubsuche begeben. Bei Meister Bayern war nach vier Jahren kein Platz mehr für den Point Guard, auf die richtige Alternative wartete er vergebens. "Es ist nicht ganz einfach, sich wieder eine Aufgabe zu suchen, die reizvoll ist", sagt Hamann: "Die Angebote, die ich bekommen habe, wollte ich nicht wahrnehmen, weil es sich nicht ehrlich angefühlt hat für mich."
Zurück in die Heimat
Hamann war es wichtig, gebraucht zu werden. Um jeden Preis wollte der 131-malige Nationalspieler nicht in der Bundesliga bleiben. Also ging er einen Schritt zurück, in die 4000-Seelen-Gemeinde Baunach. Das Örtchen liegt direkt neben Breitengüßbach, wo Hamann vor 16 Jahren erstmals in der 2. Liga aufgelaufen war. Vieles ist vertraut."Ich habe nie vergessen, wo ich herkomme", betont Hamann nach seinem ersten Einsatz. Ein 79:53 bei Science City Jena gab es zu feiern - vor gerade einmal 1658 Zuschauern. Bald geht es gegen Ehingen, Kirchheim und Heidelberg. Dabei hat Hamann in der abgelaufenen Saison mit den Bayern noch gegen große Namen wie Real Madrid, Maccabi Tel Aviv oder Partizan Belgrad gespielt. In der DBB-Auswahl fütterte er einst Superstar Dirk Nowitzki mit Bällen.
Hamann: "Langsam schließt sich der Kreis"
Die Dimensionen haben sich verändert. Über Bamberg, Bologna, Berlin und München ging es zurück in die Heimat. "Langsam schließt sich der Kreis", meint Hamann. Dass es Baunach wurde, ist kein Zufall. "Es hat eins zum anderen gepasst", sagt er. Das Konzept stimme, dazu ist Trainer Ivan Pavic sein bester Freund. "Wir kennen uns seit 20 Jahren, haben sechs Jahre zusammengewohnt", sagt der Heimkehrer: "Zu meinen Eltern sagt er Mama und Papa."An der Seite des früheren Profis wurde Hamann vor knapp zehn Jahren mit Bamberg zum ersten Mal Meister. Nun haben die beiden wieder zusammengefunden. Hamann weiß, was er für seinen Spezi tun kann: "Ich will den Jungen helfen, ihnen aber keine Spielzeit wegnehmen. Ich glaube schon, dass ich ein bisschen Ruhe reinbringen kann."
Karriere nach der Karriere im Blick
Für den erfahrenen Profi geht es in Baunach nicht nur um das Spiel, sondern auch um die Karriere nach der Karriere. "Ich schnuppere überall ein bisschen rein", sagt der dreimalige Meister: "Das ist ein sehr, sehr entscheidendes Jahr für mich." Da Baunach das ProA-Farmteam der Brose Baskets Bamberg ist, will Hamann auch beim Bundesligisten hinter die Kulissen schauen. Dazu möchte er sein Fernstudium in Sportmanagement zu Ende bringen.Dass er in der Öffentlichkeit mehr oder weniger nicht mehr stattfindet, nimmt Hamann sportlich. "Ich liebe den Basketball. Es ist ein hartes Geschäft, das ist klar. Und es gibt Veränderungen", weiß der Olympia-Teilnehmer von Peking: "Ich bin niemandem böse."