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Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde auf der spanischen Bank viel diskutiert, del Bosque schien überrascht vom Spielverlauf. Trotzdem änderte er personell zunächst nichts. Portugal hatte außer dem Kräfteverschleiß natürlich keinen Grund, etwas zu ändern. Tatsächlich griff die Bento-Elf auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten sehr hoch an, chancenarm blieb es trotzdem.
Mit zwei Wechseln reagierte del Bosque dann doch. Fabregas kam für den wirkungslosen Negredo (54.) und Jesus Navas (für David Silva/61.) sollte die rechte Seite im Rücken von Ronaldo gefährlicher machen. Während auf den Tribünen die La Ola umherwanderte, spielte sich auf dem Rasen vieles in der Zentrale ab, in den Sechzehner schafften es beide Teams nur sehr selten.
Taktisch war es, gerade auch aus deutscher Sicht als Anschauungsunterricht für das Finale, eine der interessantesten Partien der EM, Freunde des Spektakels wurde allerdings nicht bedient. Portugal vermisste einen erstklassigen Mittelstürmer, der in der ersten Halbzeit wirkungslose Almeida schloss innerhalb kürzester Zeit zweimal harmlos ab (57./58.).
Konditionell auf Augenhöhe
Kurioserweise machten sich die zu erwartenden konditionellen Vorteile für Spanien auch im weiteren Verlauf der zweiten Hälfte nicht bemerkbar, was an den zwei fehlenden Tagen Regeneration liegen könnte. Portugal hatte den Spaniern mit ihren Maßnahmen die Lust am Spielen genommen, das typische direkte Spiel zeigte die Furia Roja nur ganz selten.
Bevor es dann in die Verlängerung ging, hatten die Portugiesen noch die eine Riesenchance, die den Finaleinzug hätte bedeuten können. Ein Konter landete bei Raul Meireles, der Mittelfeldspieler des FC Chelsea marschierte durchs Mittelfeld und bediente Ronaldo, der Superstar schloss aber viel zu überhastet ab (90.). Viel zu tun hatte auch Schiedsrichter Cüneyt Cakir, der Türke musste in den zeitweilig hitzigen 90 Minuten insgesamt acht Mal die Gelbe Karte zücken.
Auch nach Ablauf der regulären Spielzeit änderte sich am Spiel wenig. Viel passierte im Mittelfeld, beide Teams hofften auf die eine, entscheidende Standardsituation oder eine Einzelleistung. In der 104. Minute hatten die Spanier dann tatsächlich die Gelegenheit zur Führung, nach toller Vorarbeit von Alba scheiterte Iniesta aber aus kurzer Distanz an Patricio. Folgerichtig ging es ins Elfmeterschießen mit dem positiven Ende für Spanien.
Marcus Krämer