Elfmeter-Killer Patrik Carlgren tanzte in Richtung Mannschaftsbus, Celtic-Star John Guidetti färbte sich spontan die Haare rosa, und Gladbachs Branimir Hrgota schaute immer wieder ungläubig auf die Goldmedaille vor seiner Brust: Nach der "historischen Nacht" von Prag wurden aus den schwedischen Titel-Helden wieder kleine Kinder. Glückwünsche kamen von Zlatan Ibrahimovic bis hin zu König Carl XVI. Gustaf.
"Der König ist tief beeindruckt, wie die Mannschaft ein Spiel nach dem anderen auf höchstem Niveau gezeigt hat. Gratulation zu diesem Titel", ließ der Monarch nach dem völlig unerwarteten Triumph bei der U21-EM in Tschechien mitteilen. Als krasser Außenseiter gestartet, gewannen die Skandinavier im Endspiel gegen Portugal (0:0 n.V., 4:3 i.E.) erstmals im Männerbereich ein UEFA-Turnier. "Könige von Europa", titelte am Mittwoch die Tageszeitung Expressen nach dem Elfmeterkrimi gegen Deutschland-Bezwinger Portugal.
Held des Abends war Torhüter Carlgren. "Ich bin so stolz auf mich, aber vor allem auf das Team", sagte der 23-Jährige, dessen Parade gegen Portugals Jungstar William Carvalho nach 120 torlosen Minuten die Entscheidung brachte. Noch auf dem Platz wurde Carlgren von seinen Teamkollegen förmlich erdrückt, in der Kabine ging die Party dann richtig los. "Es war unglaublich. Es lief Musik, alle haben gesungen und getanzt", sagte Carlgren.
Mittendrin war auch Branimir Hrgota. "Es ist schwer zu beschreiben, wie es in der Kabine aussah. Das war unnormal", sagte der Stürmer von Borussia Mönchengladbach. Im Finale saß der 22-Jährige zwar nur auf der Bank, bei der Feier war er aber vorne mit dabei. Noch in Prag freute sich Hrgota auf das Wiedersehen mit Julian Korb und Amin Younes in Gladbach, die mit der deutschen U21 schon im Halbfinale ausgeschieden waren. "Da werde ich noch ein bisschen mehr feiern", sagte er.
"Enttäuschung ist sehr groß"
Wie die gesamte Mannschaft legte Hrgota auf dem Siegerfoto die flache Hand zum militärischen Gruß an die Schläfe. Die Geste hat eine Vorgeschichte: In den Play-offs gegen Frankreich hatte Schweden in der 87. Minute das vermeintlich entscheidende Gegentor kassiert, Torschütze Layvin Kurzawa stellte sich hämisch vor seine Gegenspieler und legte die Hand an den Kopf. Zwei Minuten später lag der Ball im Tor der Franzosen. Schweden war weiter - und hat eine neue Jubelgeste.
Während die Schweden noch feierten, schlichen die favorisierten Portugiesen mit hängenden Köpfen vom Platz. "Ich bin heute sehr traurig. Wir haben gezeigt, dass wir besser sind als Schweden", sagte Pechvogel Carvalho. Ausgerechnet der wohl beste Spieler des Turniers scheiterte in der entscheidenden Szene. "Carvalho gibt den Sieg aus der Hand", schrieb die Tageszeitung A Bola.
"Die Enttäuschung ist sehr groß, das hat man auch in der Kabine gemerkt. Wir hätten es verdient gehabt", sagte auch Torhüter Daniel Heuer Fernandes, der zur kommenden Saison vom VfL Osnabrück zum SC Paderborn wechselt. Am Ende bleibt somit auch die neue "Goldene Generation" Portugals vorerst ohne Titel. Golden strahlten in Prag einzig die "kleinen Kinder" aus Schweden.
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