Italien gilt als Angstgegner der deutschen Nationalmannschaft. Zur WM-Endrunde nach Brasilien reist der viermalige Weltmeister mit gewohnt breiter Brust.
WM-Halbfinale 1970, WM-Finale 1982, WM-Vorschlussrunde 2006 und EM-Halbfinale 2012 - die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist bei wichtigen Turnieren schon mehrfach kurz vor dem großen Ziel an Italien gescheitert. Daher würde Joachim Löw bei der Endrunde in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) liebend gerne auf ein mögliches Vorrundenduell mit der Squadra Azzurra verzichten.
Der Bundestrainer spricht mit großem Respekt vor dem Angstgegner. "Sie haben vielleicht das beste taktische Gespür. Eine Fehlerkette gibt es bei Italienern praktisch nie. Die werden nicht hektisch. Man kann sich von ihrer Coolness, von ihrer Cleverness und gnadenlosen Effizienz was abschauen", sagte Löw.
Dabei setzt der Vize-Europameister auf bewährte Kräfte. Im Tor ist Gianluigi Buffon von Rekordmeister Juventus Turin auch mit 35 Jahren noch die unumstrittene Nummer eins. "Wir haben bewiesen, dass wir es mit allen aufnehmen können", sagt der viermalige Welttorhüter voller Selbstbewusstsein und hebt besonders den Teamgeist beim Weltmeister von 1934, 1938, 1982 und 2006 hervor: "Wir haben eine großartige Gruppe beisammen, das ist ein großer Luxus und ein großes Glück."
Pirlo zieht die Fäden im Mittelfeld
Im Mittelfeld zieht weiter Andrea Pirlo die Fäden. Bei dem 34-Jährigen läuft das Spiel der Italiener zusammen, Pirlo gibt den Takt vor. "Er lässt für sich seine Füße sprechen", sagte Italiens früherer Trainer Marcello Lippi einmal über ihn. Und diese Füße haben einiges zu erzählen. Wer Pirlo zuschaut, lernt, den Fußball zu lieben. Seine Pässe, für den Gegner fast immer überraschend, sind Kunstwerke. "Ich kannte Pirlo schon aus der Nationalelf. Aber jetzt, da ich ihn täglich sehe, stelle ich fest: Gott gibt es wirklich", sagte Pirlos Turiner Teamkollege Buffon.
Beim Sommermärchen 2006 (0:2 n.V.) und bei der EM 2012 (1:2) entpuppte sich Pirlo als deutsches Schreckgespenst. Im vergangenen Jahr in Warschau war zudem Mario Balotelli mit zwei Treffern der Matchwinner. In der jüngeren Vergangenheit sorgte der Exzentriker vom AC Mailand aber abseits des Spielfeldes für einige Negativschlagzeilen. Bei der WM soll Balotelli wieder zum "Super-Mario" werden. "Man muss ihn in Ruhe lassen. Er ist erst 23 Jahre alt. Er ist ein extrovertierter Stürmer mit außerordentlichen Qualitäten. Und für die Nationalmannschaft hat er stets Positives geleistet", sagte Verbandspräsident Giancarlo Abete.
Nationaltrainer Cesare Prandelli kann sich aber nicht nur auf seine Topstars verlassen. Taktisch stark, abgezockt, eiskalt bei Fehlern des Gegners - Italien dürfte auch am Zuckerhut viele Mannschaften wieder vor große Probleme stellen. "Wir können bei der WM das Undenkbare schaffen", sagte Prandelli.
Der letzte Sieg einer deutschen Nationalmannschaft gegen den Angstgegner liegt bereits 18 Jahre zurück (1995: 2:0). "Es ist bei jedem im Kopf, dass wir gegen Italien lange nicht mehr gewinnen konnten. Fußballerisch ist es nicht mein Traumgegner", bekannte zuletzt Kapitän Philipp Lahm. Die Niederlagen bei großen Turnieren belegen dies.