Das IOC übt sich nach der Dopingbeichte von Maria Sharapova in Zurückhaltung. Das IOC will den Fall ebenso wenig konkret kommentieren wie die neuesten Vorwürfe aus einer WDR-Dokumentation, die die ohnehin schon stark belastete russische Leichtathletik weiter ins Zwielicht gerückt hat.
"Der Fall Sharapova liegt in der Hand des Tennis-Weltverbandes ITF, und wir warten dessen Untersuchungsergebnis ab", sagte ein IOC-Sprecher auf SID-Anfrage. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF und die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA untersuchten derzeit die Vorwürfe gegen Russland, "auch da warten wir die Ergebnisse ab".
Die zuständige WADA-Kommission wird am 5. April eine Einschätzung abgeben, ob die Anti-Doping-Agenturen umstrittener Länder wie Russland oder Kenia als "non-compliant" (nicht mit dem Code übereinstimmend) zu bewerten sind. Der WADA-Vorstand befasst sich auf einer Sitzung am 12. Mai mit dem Sachverhalt und gibt dann eine Empfehlung an das IOC, dem als Ausrichter der Olympischen Spiele mindestens hohe Einflussmöglichkeiten beizumessen sind. Mit entscheidend wird auch die Einschätzung der IAAF-Taskforce sein, die vor allem die Fälle in Russland untersucht.
Bach gegen flächendeckende Bestrafungen
IOC-Präsident Thomas Bach hat sich seit Sharapovas Dopingbeichte und seit den jüngsten Enthüllungen der WDR-Sendung Sport Inside nicht mehr zur Sachlage geäußert. Vor Jahresfrist hatte er angedeutet, dass vor allem die Regel-Konformität der nationalen Verbände die Voraussetzung für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen sei. Seitdem lobte er mehrfach die Fortschritte der russischen Anti-Doping-Bemühungen.
Im Januar ließ Bach, der sich zuletzt für unabhängigere Doping-Institutionen einsetzte, erneut durchblicken, dass er kein Freund von flächendeckenden Bestrafungen ist: "Wir müssen die sauberen Athleten schützen. Das heißt auch, dass wir sie vor dem Generalverdacht schützen müssen."