Die Grätsche gegen David Alaba ging ins Leere, stattdessen erwischte Holger Badstuber ein Stück Hybridrasen. Kurz darauf lag der größte Pechvogel des deutschen Fußballs mit gebrochenem linken Knöchel in einem Krankenwagen nach München-Sendling, wo in der Orthopädischen Chirurgie schon Berühmtheiten wie Alt-Kanzler Helmut Kohl, Schauspielerin Iris Berben oder Costa Cordalis operiert wurden. Drei Monate Pause mindestens heißt es für Badstuber, seine Saison ist wohl vorzeitig beendet. Wieder einmal. Ein persönliches Drama.
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Kreuzbandriss, Kreuzband-Reruptur, Sehnenriss, Muskelriss, jetzt das Sprunggelenk - für Badstuber ist es die fünfte schwere Verletzung seit Dezember 2012. "Es ist schon unglaublich, dass es immer wieder Holger trifft", sagte Bundestrainer Joachim Löw: "Das ist sehr bitter, er war zuletzt wieder auf einem guten Weg. Wir alle von der Nationalmannschaft wünschen ihm gute Besserung und eine baldige Rückkehr auf den Platz. Ich bin sicher: Mit seiner Moral und top Einstellung wird er das schaffen."
Seine Kollegen setzten vor dem Derby am Sonntagabend auch ein Zeichen: Beim Einlaufen trugen alle Spieler und Trainer ein rotes T-Shirt mit Badstubers Rückennummer 28 und der Aufschrift "Wir sind bei Dir. Du schaffst es wieder."
Badstuber gibt sich kämpferisch
Seinen unerschütterlichen Charakter zeigte Badstuber selbst nur wenige Stunden nach der Schockdiagnose. "Einmal ein Kämpfer, immer ein Kämpfer. Think positive. Jetzt erst recht!" twitterte er. Zuvor hatten Mitspieler, Kollegen und Bundesligavereine ihm über die sozialen Netzwerke Trost gespendet und Genesungswünsche übermittelt. "Lass den Kopf nicht hängen, du schaffst das!", schrieb WM-Held Mario Götze, DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger bedauerte den "begabten Fußballer und großartigen Freund", und von der Borussia aus Dortmund hieß es: "Ein Badstuber steht immer wieder auf!"
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In der Tat: Bislang kämpfte er sich stets zurück. Nach dem Pech mit dem rechten Knie, in dem ihm im Dezember 2012 sowie dann noch einmal im Mai 2013 das Kreuzband riss. 628 Tage nach seiner schicksalshaften Grätsche gegen den damaligen Dortmunder Götze stand Badstuber am 22. August 2014 gegen den VfL Wolfsburg wieder auf dem Platz. "Ich bin ganz stolz auf ihn", sagte Teamkollege Arjen Robben damals gerührt. Doch die Leiden des jungen Badstuber gingen weiter.
Keinen Monat später erwischte es ihn gegen Stuttgart erneut. "Nicht so schlimm", sagte er zunächst - doch der Sehnenriss im linken Oberschenkel zwang ihn erneut zu einer Operation und weiteren 153 Tagen Pause. "Und wenn du fällst, helfen wir dir wieder auf! Immer weiter, Holger!", hieß es auf einem Banner in der Münchner Südkurve. Und tatsächlich: Im Februar 2015 war er zurück, Ende März spielte er erstmals seit Oktober 2012 wieder für die Nationalmannschaft - und musste zur Pause angeschlagen raus.
Badstuber überzeugt nach Comeback
Zunächst verpasste Badstuber nur ein Spiel der Bayern, ehe es ihn Ende April gegen Porto erneut erwischte. Und er bemerkte nicht, dass er sich an diesem Gala-Abend im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League (6:1) einen Muskelriss im linken, vorderen Oberschenkel zuzog, spielte durch, feierte mit den Kollegen. Nach der OP in den USA sagte er: "Ich werde völlig gesund zurückkehren" - und behielt recht. Nach seinem Comeback Anfang November 2015 war Badstuber bald wieder der Alte.
Badstuber spielte stärker und stärker, während dem FC Bayern in Medhi Benatia, Jerome Boateng und zuletzt Javi Martínez die Innenverteidiger der Reihe nach wegbrachen. "Notnagel" Serdar Tasci kam, während Badstuber half, den jungen Joshua Kimmich zum Abwehrspieler umzuschulen.
Vor Kurzem wurde Löw gefragt, ob der Münchner schon wieder ein Kandidat für die EM im Sommer sei. Der Bundestrainer verwies auf dessen Verletzungshistorie, sagte, er wolle "den Holger" nicht unter Druck setzen: "Die Gesundheit ist die Voraussetzung."