Mehr Spektakel, Homestories mit den Handball-Stars und tiefe Einblicke in die Kabine: Sky verspricht vor seiner Premiere in der Champions League eine kleine TV-Revolution. Doch die erstmalige Übertragung der Königsklasse im Bezahlfernsehen sorgt vor dem Auftakt am kommenden Wochenende für hitzige Diskussionen. Zahlreiche Fans machen ihrem Unmut im Internet Luft. Sie befürchten, dass ihr Sport in der Nische verschwindet.

"Man darf das nicht alles gleich so pessimistisch sehen", beschwichtigt DHB-Präsident Bernhard Bauer: "Die neue Art der Übertragung birgt auch eine große Chance für unsere Sportart. Sky arbeitet sehr akribisch und wird den Handball noch professioneller aufbereiten. Man muss neue Dinge ausprobieren."

Beim Spiel der Rhein-Neckar Löwen gegen Montpellier am Samstag (21.00 Uhr) fällt der Startschuss in die neue Handball-Ära. Bis einschließlich der Saison 2016/17 wird Sky sämtliche Spiele der deutschen Vereine sowie einmal jährlich das Final-Four-Turnier übertragen. "Beim Fußball sind Champions-League-Spieltage richtige Feiertage. So wollen wir den Handball auch angehen und das Format stetig weiterentwickeln", sagte Dirk Grosse, Leiter Sportkommunikation bei Sky.

Der Münchner Sender ködert seine zahlende Kundschaft mit reichlich Extras. So beginnt die Übertragung vor den Spielen entgegen der bisherigen Gepflogenheiten immer schon 30 Minuten vor dem Anwurf. Mit Hintergrundgeschichten zu einzelnen Spielern, Besuchen in den Umkleidekabinen und neuen Kamera-Einstellungen sollen die Fernseh-Zuschauer ganz neue Einblicke in die Sportart bekommen.

Pulsuhren für die Trainer

"Ich gehe davon aus, dass es eine super Sache wird", sagte Alfred Gislason, Trainer des THW Kiel, stellvertretend für die deutschen Klubs den Kieler Nachrichten. Der isländische Meistercoach hat kein Problem damit, während der Spiele beispielsweise eine Pulsuhr zu tragen, um dem Fan neue Inhalte zu präsentieren. In amerikanischen Sportsendungen sei das schließlich längst selbstverständlich.

"Beachvolleyball hat durch unsere Übertragung eine enorme Aufwertung erhalten, die Verband und Spieler glücklich gemacht haben", sagt TV-Mann Grosse - und hofft beim Handball auf einen ähnlichen Effekt. Sky wird in der bevorstehenden Saison sämtliche 30 Gruppenspiele der Bundesliga-Starter sowie alle Achtel- und Viertelfinalpartien mit deutscher Beteiligung zeigen.

Die Favoriten auf den Titel sind die üblichen Verdächtigen. Ex-Bundestrainer Heiner Brand, der neben dem langjährigen Bundesliga-Coach Martin Schwalb und Weltmeister Florian Kehrmann zum neuen Expertenteam zählt, ist sich der Ausnahmestellung der deutschen Teams bewusst. "Sie können und müssen mit großer Erwartungshaltung in den Wettbewerb gehen. Alle drei haben die Möglichkeit ins Final Four zu kommen", sagte Brand.

Brand: "Flensburg nur Außenseiter"

Den "stärksten Kader" hätten zwar die Kieler (CL-Sieger von 2007, 2010 und 2012), aber auch den Löwen aus Mannheim und der SG Flensburg-Handewitt, Überraschungssieger der vergangenen Saison, traut er den großen Wurf zu. "Flensburg ist wieder nur Außenseiter. Durch ihre mannschaftliche Geschlossenheit und dem taktischen Geschick von Trainer Ljubomir Vranjes sind sie aber durchaus zu beachten", sagte Brand.

Größte Konkurrenten der deutschen Klubs im Kampf um Europas Krone und die immensen Prämien von bis zu 495.000 Euro für den Sieger dürften der spanische Rekord-Champion FC Barcelona, das ungarische Star-Ensemble von Veszprem und die französische Millionen-Truppe von Paris St. Germain sein.