Die Frage nach der Krise verfolgte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson auch in seinem "Zweitjob" bei der deutschen Nationalmannschaft. "Ich gehe das positiv an. Wir haben sicherlich keine leichte Situation in Berlin, aber sie ist auch nicht unlösbar", sagte der Isländer am Montag in Stuttgart: "Ich bin der Meinung, wir können einen guten Lauf machen. Wir sind noch in allen Wettbewerben drin und können dort mitkämpfen."
Zumindest in der Liga ist die Krise aber in Berlin angekommen: Drei Niederlagen in Serie, mit 18:18 Punkten liegt der Pokalsieger nur aus Platz acht. Nach der hohen 20:30-Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen folgten im heimischen "Fuchsbau" Max-Schmeling-Halle ungewohnte Töne: Von den Zuschauern gab es Pfiffe.
Von Problemen mit der Doppelfunktion des Berliner Trainers wollte aber zumindest offiziell niemand etwas wissen. "Das auf seine Doppelrolle zu schieben, ist zu einfach. Nüchtern betrachtet hatte die Nationalmannschaft noch gar nicht so viele Einheiten. Ich sehe seine Zusatzbelastung nicht als entscheidenden Einfluss auf die Füchse", sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer dem "SID".
"Dagur ist unser Trainer bis zum Saisonende und gut ist. Das interessiert uns nicht", sagte Berlins Rückraumspieler Paul Drux bei "Sport1": "Wir sind sicherlich alle enttäuscht und haben mehr erwartet. Wir sind ein sehr ambitionierter Klub."
"Kein Alibi"
Es spricht für Sigurdsson, dass er das unbestritten große Verletzungspech der Berliner nicht als Ausrede gelten lassen will. Rückraumspieler Bartlomiej Jaszka fiel zu Saisonbeginn lange aus, gegen die Löwen saß Konstantin Igropulo nach einer Blinddarm-OP nur auf der Tribüne. Nur der letzte einer ganzen Reihe von angeschlagenen Akteuren."Das ist kein Alibi. Nach der Pause waren wir nicht existent", sagte der 41-Jährige: "Die zweite Halbzeit war einfach enttäuschend." Schon bei der SG Flensburg-Handewitt hatte es am vergangenen Mittwoch eine herbe Pleite (27:36) gegen eines jener Top-Teams gegeben, mit denen man sich vor einem halben Jahr noch auf Augenhöhe begegnete.
Doch das Problem liegt womöglich viel tiefer. Nach dem Pokalsieg in der vergangenen Saison konnten die Füchse nie an ihre Leistung anknüpfen, weder spielerisch noch kämpferisch.
Leistungsträger außer Form
Eigentlich eine der großen Stärken des Teams. Zudem sind einige Leistungsträger wie Silvio Heinevetter außer Form, die Verträge von Igropulo, Fredrik Petersen und Iker Romero laufen am Saisonende aus.Und Sigurdsson wird sich ohnehin wie abgesprochen nach der Saison ganz auf seinen Posten beim DHB konzentrieren, den er im August angetreten hatte. Ihm wird dann sein Landsmann Erlingur Richardsson folgen.
"Das Schöne ist, dass wir ja am Mittwoch wieder ein Spiel haben", versuchte Berlins Jung-Nationalspieler Drux noch ein bisschen Zuversicht zu verbreiten. Dann haben die Füchse im DHB-Pokal in Erlangen die Chance, zumindest ein bisschen Wiedergutmachung zu betreiben.