Dritter Tag, dritte Medaille: Stabhochspringer Raphael Holzdeppe hat bei der WM in Peking die Serie der deutschen Leichtathleten fortgesetzt und zwei Jahre nach seinem Gold-Coup Silber gewonnen. Der 25-Jährige aus Zweibrücken übersprang wie Überraschungssieger Shawn Barber (Kanada) 5,90 Meter, leistete sich aber mehr Fehlversuche. Der haushohe Favorit Renaud Lavillenie aus Frankreich musste sich mit Bronze begnügen.
Die jamaikanische Sprint-Queen Shelly-Ann Fraser-Pryce bleibt das Glamour-Girl der Leichtathletik. Die zweimalige Olympiasiegerin krönte sich 24 Stunden nach ihrem Teamkollegen Usain Bolt als erste Frau über 100 Meter (10,76) zum dritten Mal zur Weltmeisterin. Als erste Europäerin seit 2005 sprintete die Niederländerin Dafne Schippers (10,81) als Zweite aufs Podium. Geschichte schrieb auch der Kenianer Ezekiel Kemboi über 3000 m Hindernis. Der zweimalige Olympiasieger holte zum vierten Mal in Folge den Titel und gewann als erster Leichtathlet seine siebte Medaille in ein und derselben Disziplin.
"Ich bin einfach überglücklich. Ich habe alles gegeben, was drin war, mein ganzer Körper tut weh", sagte Holzdeppe im ZDF: "Es war ein Auf und Ab der Gefühle. Heute Abend wird es eine gute Feier geben." Holzdeppe lag bei 5,80 m zunächst nur auf Rang fünf, ehe er im dritten Versuch noch die 5,90 übersprang - Silber war ihm damit nicht mehr zu nehmen. Sowohl Barber als auch der Deutsche versuchten sich dann vergeblich an der Sechs-Meter-Marke. Olympiasieger und Weltrekordler Lavillenie scheiterte erneut bei dem Versuch, seinen ersten WM-Titel zu gewinnen. "Air Lavillenie" kam nicht über 5,80 m hinaus.
Giernisch ohne Chance
Eine Medaille verpasste die deutsche Dreisprung-Meisterin Kristin Gierisch (Chemnitz), sie erreichte aber Platz acht, die beste deutsche Platzierung seit 22 Jahren. Die 25-Jährige sprang im dritten und fünften Versuch 14,25 m. Es gewann Titelverteidigerin Caterine Ibargüen (Kolumbien/14,90 m). Die Kenianerin Vivian Cheruiyot siegte über 10.000 m.
Die erste richtige Enttäuschung für den DLV war die Leistung der Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (Leverkusen). Die deutsche Rekordhalterin erlebte in der Qualifikation ein bitteres Aus. Übersprungene 4,45 m reichten der 29-Jährigen nicht für den Einzug ins Finale - tief enttäuscht und wortlos verließ sie das Vogelnest in Peking.
Zweimal war die Leverkusenerin WM-Vierte, einmal Olympia-Vierte geworden. Im Juni war sie 4,75 m gesprungen und hatte Hoffnung auf einen ganz großen internationalen Erfolg geweckt. Martin Strutz (Schwerin) und Lisa Ryzih (Ludwigshafen) überstanden die Qualifikation ohne Probleme.
Morgen fliegt der Diskus
Besser als Spiegelburg machten es auch die Diskuswerferinnen um die deutsche Meisterin Julia Fischer (63,38 m). Die Freundin von Olympiasieger Robert Harting steht ebenso im Finale (Dienstag, 13 Uhr/ARD) wie die EM-Dritte Shanice Craft (62,73/Mannheim) und die frühere WM-Zweite Nadine Müller (64,51/Leipzig). Doch die Weltjahresbeste Denia Caballero aus Kuba (65,15) und Titelverteidigerin Sandra Perkovic (64,51/Kroatien) werden wohl kaum zu schlagen sein.
Einen starken Eindruck hinterließ auch Gesa Felicitas Krause (9:24,92 Minuten/Frankfurt). Die deutsche Meisterin spazierte souverän ins Finale über 3000 m Hindernis (Mittwoch, 15 Uhr/ZDF). Auch der deutsche Speerwurf-Meister Thomas Röhler (Jena) steht wie Andreas Hoffmann (Mannheim) und Johannes Vetter (Saarbrücken) im Finale. Hoffmann gelang mit der Steigerung seiner persönlichen Bestweite auf 86,14 m gleichzeitig die Tagesbestleistung.
Für die Weitspringer Fabian Heinle (Tübingen) und Alyn Camara (Leverkusen) ist die WM nach der Qualifikation beendet. Heinle reichten 7,96 m nicht zum Finale (Dienstag, 13.25 Uhr), Camara kam nicht über 7,66 m hinaus.