Das brisante Qualifikationsspiel zur Fußball-EM 2016 zwischen Serbien und Albanien ist am Dienstagabend nach Krawallen abgebrochen worden. Auslöser in Belgrad war ein kurioser Zwischenfall. Während der ersten Halbzeit des Spiels, das aus Sicherheitsgründen ohne Gästefans ausgetragen wurde, tauchte beim Stand von 0:0 über dem Stadion eine albanische Flagge auf - eine Provokation für die Zuschauer.
Die Flagge näherte sich, von einer offenbar ferngesteuerten Drohne getragen, in den folgenden Minuten dem Rasen und wurde dort von einem serbischen Spieler aufgenommen. In der Folge kam es auf dem Spielfeld zu einer Rudelbildung, in deren Verlauf auch einige Zuschauer den Innenraum stürmten und vereinzelt albanische Spieler attackierten. Angesichts der unübersichtlichen Situation unterbrach Schiedsrichter Martin Atkinson (England) die Partie in der 41. Minute zunächst, sie wurde auch nicht mehr fortgesetzt.
"Wir wollten weiterspielen", sagte Serbiens Kapitän Branislav Ivanovic, "aber die albanischen Spieler sahen sich körperlich und psychisch nicht in der Lage dazu. Es ist bedauernswert, dass der Fußball heute nicht im Vordergrund stand." Fragen an den Verteidiger des FC Chelsea wurden nicht zugelassen, weitere Spieler oder Trainer äußerten sich nicht.
Der UEFA-Delegierte Harry M. Been sprach anschließend von einer "bedauerlichen Situation. Die Umstände ließen eine Fortsetzung des Spiels nicht zu." Zur Schuldfrage wollte sich der Niederländer noch nicht äußern und verwies auf die Zuständigkeit der Disziplinarkommission, die nun zunächst die Berichte zum Spiel erwarte.
Die nationalen Verbände Serbiens und Albaniens hatten sich im Sinne der Deeskalation vor dem Spiel auf den Ausschluss der Auswärtsfans geeinigt, auch zum Rückspiel 2015 in Albanien sollen keine serbischen Anhänger nach Tirana reisen. Hintergrund sind die belasteten Beziehungen zwischen beiden Nationen. Der Kosovo mit seiner großen albanischen Bevölkerung gehörte lange Zeit dem früheren Jugoslawien und später auch noch Serbien an, ehe 1999 ein Krieg um die Region zur späteren Unabhängigkeit des Gebietes führte.