So ganz wie gewohnt hört Ralf Fährmann alles noch nicht wieder. "Ich habe manchmal noch Probleme, alles richtig zuzuordnen, wenn ich viele Stimmen höre", sagte der Torhüter von Schalke 04, "in der Innenstadt oder im Restaurant." Auf dem Fußballplatz steht der 25-Jährige trotz der Trommelfellschädigung wieder, die Königsblauen brauchen ihn am Samstag bei Borussia Mönchengladbach - denn die Verletztenliste ist mal wieder lang.
Sieben Spieler fehlen Trainer Jens Keller, teilweise monatelang wie Jefferson Farfán oder Jungnationalspieler Leon Goretzka. Als vorerst Letzter gesellte sich am Mittwoch Innenverteidiger Joel Matip mit einer Adduktorenverletzung hinzu. Wackelkandidaten sind zudem Jungstar Max Meyer (grippaler Infekt) und Weltmeister Julian Draxler (Oberschenkelzerrung). "Vor den englischen Wochen ist die Personallage alles andere als beruhigend. Wir müssen überlegen, wie hoch wir Risiko gehen", sagte Keller.
"Verletzungen gehören im Profisport dazu", beschwichtigte dagegen Fährmann, "das ist alles noch im Rahmen." In der Tat erwischte es die Schalker schon schlimmer: In der zweiten Hälfte der vergangenen Saison fehlte wochenlang eine komplette Elf. Dennoch spielten die Königsblauen die beste Bundesliga-Rückrunde der Vereinsgeschichte und qualifizierten sich zum dritten Mal in Folge für die Champions League.
"Es geht wieder"
Wichtige Stütze bei der Aufholjagd war Fährmann. Damals bewies er seine Torhüterqualitäten, jetzt zeigte er Nehmerqualitäten. Nur gut eine Woche nach dem Schuss des Bayern-Stürmers Robert Lewandowski gegen sein rechtes Ohr, der Gleichgewichtsstörungen und Hörprobleme auslöste, kehrte der 25-Jährige wieder ins Training zurück: "Es geht wieder."Schon gegen München hatte Fährmann trotz Trommelfellschädigung weitergespielt und das 1:1 festgehalten. Dem ersten Punkt gegen den Rekordmeister seit über vier Jahren soll am Samstag der erste Saisonsieg folgen. "Das Spiel gegen Bayern hat gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind", sagte er, "jeder hat für den anderen gefightet."
Kruse vor Comeback?
Den ersten Dreier in der Bundesliga will auch Gladbach im dritten Versuch einfahren. Nach zwei Remis in den ersten beiden Punktspielen ruhen die Hoffnungen vor allem auf Nationalspieler Max Kruse, der nach seiner Harnleiter-OP zurückkehrt. "Ich bin bei 100 Prozent, ich will gerne helfen, Schalke zu besiegen." Ob der beste Scorer der vergangenen Saison (12 Tore, 12 Vorlagen) schon wieder in der Startelf stehen wird, ließ Trainer Lucien Favre noch offen: "Es ist möglich."Vor Schalke äußerte der Schweizer Respekt, "sie spielen regelmäßig in der Champions Leauge, das ist sicher kein Zufall." Allerdings kamen die Gladbacher in den letzten Jahren mit dem Europapokalstammgast aus Gelsenkirchen immer gut zurecht. Fünf der letzten sechs Heimspiele gewann die Borussia.