Als Papst Franziskus Spieler und Trainer von Bayern München darum bat, für ihn zu beten, fand eine außergewöhnliche Reise einen bemerkenswerten Abschluss. Mit einem historischen Sieg und dem himmlischen Zuspruch des Heiligen Vaters trat der überirdische deutsche Fußball-Rekordmeister nach einer etwa 25 Minuten dauernden Privataudienz im Vatikan am Mittwochmittag glückselig und auch selbst tief beeindruckt den Heimflug aus der Ewigen Stadt an.
Mit dem schier unglaublichen 7:1 (5:0) im Gruppenspiel der Champions League bei AS Rom und dem anschließenden Besuch beim Oberhaupt der katholischen Kirche hatten die Münchner gleich zwei bemerkenswerte Akzente gesetzt: Zu ihrem Besuch beim Papst hatten sie einen Fußball mitgebracht, der symbolisch für ein Freundschaftsspiel steht, aus dessen Einnahmen eine Million Euro ausdrücklich direkt an Franziskus gehen. Er soll sie persönlich zu karitativen Zwecken einsetzen.
Die Privataudienz im Vatikan sei eine "große Ehre gewesen", sagte der Münchner Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, Papst Franziskus bedankte sich bei der Münchner Delegation zum Abschied auf Deutsch mit den Worten: "Vielen Dank für ihren Besuch. Beten sie für mich, ich brauche es."
Lobeshymne auf Guardiola
Der FC Bayern dagegen scheint derzeit weder irdischen noch himmlischen Beistand zu benötigen. Rummenigge platzte beim obligatorischen Mitternachts-Bankett im noblen Hotel Parco dei Principe fast vor Stolz, als er unter dem Applaus von rund 500 Edelfans eine Lobeshymne auf Trainer Pep Guardiola und die Mannschaft anstimmte. Der Bayern-Boss schwärmte im Sala Farnese von einem "geschichtsträchtigen und großen Ereignis, über das wir uns in zehn Jahren noch unterhalten".
Gleichzeitig lobte Rummenigge die Mannschaft für deren "Seriosität". Früher hätte nach so einem Sieg "Partystimmung geherrscht", aber diesmal: nichts dergleichen. Er habe "keine Arroganz, keine Häme" gesehen, berichtete Rummenigge von seinem Kabinenbesuch im Olympiastadion. Vielmehr würden sich alle schon wieder konzentrieren - auf das Spitzenspiel in der Liga gegen den Tabellenzweiten Mönchengladbach. "Das zeichnet die Mannschaft und den Trainer aus", betonte Rummenigge.
Robben: "Fußball zum Genießen"
Von Euphorie war vor einem heißen Herbst in der Tat nichts zu spüren, auch wenn der überragende Arjen Robben nach "der Katastrophe für Rom" von "Wahnsinn" und von "Fußball zum Genießen" sprach. "Wir dürfen uns nicht zu sicher sein. Im Moment gibt es nichts zu klagen - aber die Saison ist noch lang", warnte Torwart Manuel Neuer. Und Robben ergänzte nach einem auswärts einmaligen Torfestival der Bayern: "Wir müssen ruhig bleiben, die Preise werden erst im Mai verteilt."
Der Niederländer mit zwei Treffern (9./30.), Mario Götze (23.), Robert Lewandowski (25.), Thomas Müller (36./Handelfmeter), Franck Ribéry (78.) und Xherdan Shaqiri (80.) hatten den Tabellenzweiten der Serie A vor 62.292 staunenden Zuschauern in alle Einzelteile zerlegt und die Ambitionen der Bayern auf alle Titel nachhaltig untermauert. Dass die Münchner als Erster der Gruppe E ins Achtelfinale der Königsklasse einziehen, daran zweifelt vor dem Rückspiel gegen die Roma am 5. November keiner mehr.
Müller: "Trainer hat uns super vorbereitet"
Vielmehr muss der Konkurrenz Angst und Bange werden, wenn Robben sagt, "dass es immer noch Dinge gibt, die wir verbessern können". Dabei haben die Bayern jetzt schon die Philosophie von Guardiola immer besser verinnerlicht. "Der Trainer hat uns super vorbereitet. Wir wussten genau, was wir zu tun hatten", sagte Weltmeister Thomas Müller.
Selbst der Perfektionist Guardiola hatte bis auf 20 Minuten in der zweiten Halbzeit, "in denen wir schlecht gespielt haben" und in denen auch der Gegentreffer durch Gervinho fiel (66.), wenig zu mäkeln. Der Spanier dachte an alter Wirkungsstätte aber schon wieder weiter: "Das war ein Unfall von Rom. Im Rückspiel wird das nicht mehr so laufen."