Benedikt Schopper grinste breit und entblößte seine Zahnlücken. "Das ist für Hamburg Strafe genug", sagte der Eishockey-Nationalspieler nach dem entscheidenden 5:3 des ERC Ingolstadt im Play-off-Halbfinale gegen die Hamburg Freezers. Der 29-Jährige hatte fünf Tage zuvor sechs Zähne verloren, als Freezers-Stürmer David Wolf mit bloßen Fäusten auf ihn eingeprügelt hatte.
"Wenn das der Preis ist, dann zahle ich ihn eben", fügte der Verteidiger an. Die Schmerzen waren vergessen, als Schopper erstmals in der Klubgeschichte mit Ingolstadt ins Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft einzog. Um ihn herum kannte der Jubel keine Grenzen: "Oh, wie ist das schön", sangen Fans und Spieler und lagen sich in den Armen, die Kinder der Profis wuselten im Kabinengang umher.
Auch wenn der Tabellenneunte nach Titelverteidiger Eisbären Berlin und dem Zweiten Krefeld Pinguine nun auch den Vorrundenprimus Hamburg ausgeschaltet hat - am Ziel seiner Träume ist der leidgeprüfte Schopper noch nicht. "Jetzt wollen wir mehr", sagte er und ärgerte sich über die öffentliche Wahrnehmung des Ingolstädter Husarenritts: "Es heißt immer nur: Berlin oder Krefeld ist raus, aber nie: Ingolstadt ist weiter."
"Wir werden uns nicht verstecken"
Nun kann den Favoritenschreck jedoch niemand mehr ignorieren. Vizemeister Kölner Haie, der den Oberbayern ab Donnerstag im Finale gegenüber steht, wird den Außenseiter jedenfalls nicht unterschätzen.
"Wir werden uns nicht verstecken", kündigte Schoppers Abwehrkollege Patrick Köppchen an, "wir werden mit breiter Brust rausgehen." Vorher gönnten sich die Ingolstädter aber noch eine Belohnung. "Heute trinken wir ein oder zwei Bier, das ist klar", sagte Stürmer Björn Barta, "aber wir werden nicht durchdrehen."
Verständlich wäre es jedoch, denn die Erfolgsgeschichte der "Panther" ist kaum zu glauben. Zum Ende der Vorrunde rutschten sie mit drei Niederlagen in Folge noch auf den neunten Platz ab, starteten gegen Berlin wie allgemein erwartet mit einer weiteren Pleite in die Vor-Play-offs.
Ingolstädter Heimstärke
Dann aber begann ein Eishockey-Märchen: Sechs der nächsten sieben Spiele gewann der ERC, spielte sich in einen Rausch und stand plötzlich im Halbfinale. Hamburg musste sich nach sechs Partien geschlagen geben - vor allem wegen der Heimstärke der Ingolstädter: In den letzten fünf Spielen in der Saturn-Arena schoss das Team von Trainer Niklas Sundblad jeweils fünf Tore.
Der Architekt des Erfolges blieb im Ingolstädter Tollhaus ganz cool. "Wir freuen uns über den Einzug in die Finalserie, aber wir sind noch nicht fertig", sagte Sundblad, für den die Endspiele ganz besondere sind. Im vergangenen Jahr stand er noch neben Haie-Cheftrainer Uwe Krupp als Assistent an der Bande.
Nur Zuschauer sind im Finale die Hamburger. Seinen Teamkollegen aus der Seele sprach Kapitän Christoph Schubert: "Wir haben 19 Heimspiele nacheinander gewonnen - super. Wir waren Vorrundenerster - ganz toll. Ingolstadt, wievielter waren die? Neunter? Und die sind im Finale."