Blau steht für Harmonie, Zufriedenheit und Ruhe. Bei der Squadra Azzurra sieht das allerdings anders aus. Erneut zeigten die Italiener eine gute Leistung, erneut reichte es nach einer Führung nur zu einem Unentschieden gegen die Kroaten. Mit nun zwei Punkten auf dem Konto wird es eng, ein Sieg gegen Irland wird zur Pflichtaufgabe.
Italien hat es verpasst, mit einem Sieg gegen Kroatien die Ausgangslage nach dem 1:1 zum Auftakt gegen Spanien zu verbessern. Erneut ging die Mannschaft von Cesare Prandelli in Führung, erneut musste man sich am Ende mit einem 1:1 begnügen.
Andrea Pirlo hatte Italien in der 39. Minute per direkt verwandelten Freistoß in Führung gebracht, Mario Mandzukic traf nach einem Fehler von Giorgio Chiellini (72.) zum nicht ganz unverdienten, aber auch glücklichen Ausgleich. Am Ende konnte Italien das Mehr an Spielanteilen nicht in einen Erfolg ummünzen.
Keine Wechsel auf beiden Seiten
Beide Trainer sahen keine Notwendigkeit für einen neuen Anstrich und so gab es auf beiden Seiten die elf Spieler zu sehen, die schon in der ersten Partie der Gruppe C in der Startformation gestanden hatten. Dabei wähnte sich das Team von Prandelli unter Druck, denn man hatte zwar ein starkes 1:1 gegen die Spanier erreicht, aber auch nur einen Punkt damit ergattern können.
Die Kroaten hatten mit Irland sicherlich den leichteren Auftaktgegner zu spielen, machten ihre Sache beim 3:1 dennoch gut. Die Elf von Slaven Bilic durfte nun schon mit einem Auge in Richtung der nächsten Runde schielen, denn ob des Unentschieden zwischen Italien und Spanien reichte ein Sieg gegen die Squadra Azzurra aus, um das Viertelfinale zu buchen.
Italien, das bessere Team
Beide Teams begannen im Städtischen Stadion Poznan offensiv, dabei bauten die Italiener auf ihr 3-5-2-System, die Kroaten agierten ebenfalls mit einer Doppelspitze. Bilic setzte allerdings dahinter auf zwei bewährte Viererketten. Insgesamt stellten die Italiener in Hälfte eins das etwas bessere und auch aktivere Team, mussten im Gegensatz zum Duell mit Spanien dabei das Spiel machen.
Und sie machten es nicht einmal schlecht, hatten mehrfach die Möglichkeit, einen Treffer zu erzielen. Die Kroaten spielten zwar zwischen der 20. und 30. Minute gut mit und Srna prüfte Gianluigi Buffon auch mit einer scharfen Hereingabe, ansonsten hatten die beiden in der Defensive aufgezogenen italienischen Viererketten wenig Probleme mit dem Gegner.
In der Offensive präsentierte sich Mario Balotelli wesentlich beweglicher. Der Angreifer von Manchester City vergab zwar einige hochkarätige Chancen (3./ 16.), agierte aber nicht so lustlos, wie noch gegen die Spanier. Neben Pirlo, der für das Ziehen der spielerischen Fäden einen Meisterbrief besitzt, wusste auch Claudio Marchisio zu gefallen.
Pirlo trifft per Freistoß zum 1:0
Doch auch der Akteur von Juventus Turin brachte es nicht fertig, den Tifosi die Anspannung vom Gesicht zu wischen. Erst verfehlte sein Fernschuss den Winkel, dann scheiterte er gleich zweimal nachdem er Darijo Srna ins Leere rutschen ließ - am glänzend parierenden Stipe Pletikosa (36./ 37.), der sich erst ganz groß und danach ganz lang machte.
Dass es dennoch mit einem 1:0 in die Kabine ging, verdankten die Italiener den Freistoßkünsten von Pirlo. Der Spielmacher hob den Ball gefühlvoll über die Mauer und platzierte den Ball wunderbar neben den kurzen Pfosten. Da war auch Pletikosa machtlos (39.). Eins psychologisch guter Zeitpunkt, denn kurze Zeit später gab es den obligatorischen Tee für beide Teams.
Di Natale - kein erneuter Joker
Die Kroaten mussten nun kommen. Luca Modric eröffnete Durchgang zwei gleich mit einer Doppelchance, die von den Attributen zu hoch und harmlos begleitet wurden (46./ 49.). Es sollte ein schwieriges Unterfangen werden, denn die Italiener spielen bei dieser EM zwar einen schönen und durchaus offensiven Ball, haben ihre Stärke in der Defensive jedoch nicht verloren.
Zeitweise probierten es Balotelli und Cassano gar mit Pressing, ansonsten kamen die Kroaten zu etwas mehr Ballbesitz, den sie immerhin bis zum Strafraum genießen konnten zu kreieren von Chancen fehlte es an der letzten Konsequenz. Die vermisste Prandelli auf der Gegenseite auch bei Balotelli und brachte Joker Antonio di Natale (70.).
Mandzukic trifft zum 1:1
Dessen Torgefahr brauchte es auch, denn nur Sekunden nach seiner Einwechslung verschätzte sich Giorgio Chiellini bei seiner weiten Flanke böse. Profiteur war der bis dahin blasse Mario Mandzukic, der aus kurzer Entfernung zum 1:1 einschob. Verdient hin oder her zumindest konnten die Anwesenden von einem überraschenden Ausgleich sprechen.
Den Italienern blieben gut 15 Minuten, die sich nicht wirklich zu nutzen im Stande waren. Denn die Kroaten stellen sich keinesfalls hinten rein, wollten ihrerseits die Chance nutzen, frühzeitig das Viertelfinale zu erreichen. Beide Teams kamen im Verlaufe der Schlusphase aber nicht mehr zu großen Chancen.
So blieb es beim 1:1, ein Ergebnis, das den Kroaten besser zu Gesicht stand. Die Italiener bleiben bei zwei Punkten und müssen das letzte Spiel gegen Irland wohl zwingend gewinnen, um die kommende Runde noch erreichen zu können. Den Kroaten reicht wahrscheinlich ein Remis gegen Spanien.
Gunnar Beuth