Positive Zwischenbilanz für die ersten Europaspiele, aber ein klares Nein zu Bakus erneuten Olympia-Plänen: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat neben der eigenen Mannschaft auch Gastgeber Aserbaidschan bei der Premieren-Veranstaltung ein gutes Halbzeitzeugnis ausgestellt. Gute Noten gab es dabei vor allem für erstklassige Wettkampfstätten und eine Atmosphäre wie bei "Klein-Olympia". Allein an einer Zukunft Bakus als Olympia-Gastgeber hegt der deutsche Dachverband arge Zweifel.
"Das IOC berücksichtigt viele Aspekte. Da sind natürlich Themen wie die politische Situation etwas, was im Moment nicht für Baku im Vergleich zu anderen Kandidaten sprechen wird", bemerkte Dirk Schimmelpfennig, DOSB-Vorstand Leistungssport und Chef de Mission, kritisch.
Baku, das bereits bei den Bewerbungen um Olympische Spiele 2016 und 2020 gescheitert war, habe dadurch sicher aktuell keine besseren Chancen. In der Diskussion um die Menschenrechtslage in Aserbaidschan führte Schimmelpfennig an, habe der DOSB "mit deutlichen Worten" vor Ort Gespräche geführt.
Olympische Standards
Zumindest logistisch kamen die Europaspiele aber gut weg. "Man hat schon einen Meilenstein gesetzt. Wir haben an sehr vielen Stellen olympische Standards vorgefunden, sei es bei den Wettkampfstätten, im Olympischen Dorf oder beim Transport", sagte Schimmelpfennig.
Der 53-Jährige sieht gute Chancen, dass sich die Europaspiele einen festen Platz im internationalen Wettkampfkalender sichern werden. "Es gab einen Hinweis vom IOC, dass man aufgrund der positiven Erfahrung und des Game Spirit der Ansicht ist, dass es eine zweite Auflage geben wird. Auch die Kandidatenlage ist gut", sagte der 53-Jährige.
Amsterdam als vorgesehener Gastgeber für die zweite Auflage 2019 hatte am 10. Juni zurückgezogen. Laut Patrick Hickey, Präsident der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees in Europa (EOC), sind derzeit sieben Städte interessiert, den Platz der niederländischen Hauptstadt einzunehmen.
Mehr Quali-Plätze für Olympia
Um den Europaspielen einen noch größeren Stellenwert zu geben, forderte Schimmelpfennig weitere sportliche Anreize: "Man muss in einem vorolympischen Jahr über mehr direkte Qualifikationsmöglichkeiten und über mehr Quotenplätze für die Spiele nachdenken." In Baku erhielten lediglich die Einzel-Sieger im Tischtennis und Triathlon ein direktes Olympia-Ticket, jeder Goldmedaillengewinner im Schießen sicherte zudem seinem Verband einen Quotenplatz.
Auch sollten laut Schimmelpfennig "mehr Sportarten ihre Europameisterschaften in die Europaspiele einbinden". Die Vorteile lägen für den Chef de Mission auf der Hand: "Es herrscht ein anderer Spirit als bei Europameisterschaften. Auch der Fokus auf die einzelnen Sportarten ist größer." Bei der Erstauflage der Europaspiele fehlen unter anderem die starken Leichtathleten und Schwimmer sowie die Handballer, die ihre Strategien stärker auf Rio ausgerichtet haben oder parallel andere Wettbewerbe austragen.
Mit der deutschen Mannschaft, die an den ersten acht Entscheidungstagen acht Goldmedaillen gewann, ist Schimmelpfennig zufrieden: "Wir haben einen breit gespannten Bogen: Stars wie Fabian Hambüchen und Dimitrij Ovtcharov haben Gold geholt, aber auch Nachwuchskräfte wie Louisa Stawczynski und Saskia Öttinghaus."