Die Aufklärung der Dopingvergangenheit an der Universität Freiburg ist am Dienstagabend einen womöglich entscheidenden Schritt vorangekommen. In einem von der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer einberufenen "Friedensgipfel" in Stuttgart einigte sich die unabhängige Evaluierungskommission mit der Leitung der Albert-Ludwigs-Universität auf ein "gemeinsames Ziel". Ende 2015 soll ein Untersuchungsergebnis der Öffentlichkeit präsentiert werden.
"Alle Beteiligten am Tisch waren sich sicher, auf der Zielgeraden nicht stecken bleiben zu wollen, sondern die Ergebnisse in einer präsentierbaren Form aufzuarbeiten", sagte Bauer (Bündnis 90/Die Grünen). Kommissionsleiterin Letizia Paoli meinte: "Wir freuen uns, dass unsere gute, aber auch schwierige Arbeit von der Ministerin und Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer anerkannt worden ist, und dass beide eingesehen haben, dass wir keinen verbindlichen Abschlusstermin nennen können."
Nach drei weiteren Sitzungen der Kommission im April, Juni und September sollen die Ergebnisse der jahrelangen Untersuchung auf einem gemeinsamen Symposium präsentiert werden. Bis dahin werden die Doping-Experten Perikles Simon (Mainz), Fritz Sörgel (Nürnberg) und Hans Hoppeler (Schweiz) in die Arbeitsgruppe aufrücken. "Die Kommission wird ihre Arbeit ordentlich abschließen können", sagte Paoli.
Unterschiedliche Auffassungen von Aufklärung
Die Einigung von Stuttgart sorgte in Sport und Politik für Optimismus. "Wir begrüßen, dass die Arbeit der Untersuchungskommission in Freiburg fortgesetzt wird und zugleich aber auch eine Perspektive für den Zeitpunkt des Abschlussberichtes eröffnet worden ist", sagte Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dem SID. Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, meinte: "Ich räume gerne ein, dass ich von diesem Ergebnis etwas überrascht bin. Jetzt gilt es abzuwarten, ob das auch in der Realität umgesetzt wird. Wir haben schon lange genug gewartet.
Die SPD-Politikerin erwarte, "dass wir endlich die westdeutsche Dopinggeschichte auf Grundlage von weiteren belastbaren Fakten diskutieren und dabei vor allem die Rolle der Ärzte und Wissenschaftler in den Fokus nehmen können".
Grundsätzlich ging es in dem jahrelangen Streit um unterschiedliche Auffassungen einer vollumfänglichen Aufklärung. Die Universität hatte zuvor auf einen sofortigen Abschlussbericht der Kommission gedrängt. Die Kommission warf der Uni-Leitung vor, unabhängige Aufklärung mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Paoli hatte bereits angedeutet, dass in noch rund 60 auszuwertenden Aktenordnern Material von "dopinghistorisch einzigartiger Bedeutung" zu finden sei.