Eigentlich wirft der Kolumnist ungern mit Schimpfwörten um sich, aber wenn es schon ein NFL-Headcoach sagt, kann es man es doch zitieren. Und es waren nicht nur die New York Jets, die nach den Worten ihres Coaches Rex Ryan an diesem 4. Spieltag einen ''Arschtritt'' bekamen.
Nach dem 0:34 gegen die San Francisco 49ers folgte eine der typischen Tiraden des großen Zampanos Rex Ryans, der die Schlappe mit "eigentlich wollte ich sagen, dass man uns in den Hintern getreten hat, aber man sollte eher sagen: man hat uns einen Arschtritt verpasst", bei nfl.com kommentierte. Danach gab er noch sein Rezept für Arschtritte und zählte die entscheidenden Fehler seines Teams auf. Der Fairness halber nahm er sich und seine Coaches allerdings nicht von den Fehlern aus.
Wie lange dauert es, bis die New York Jets Tim Tebow einsetzen?
So erwähnte er explizit die schlechte Quote bei dritten Versuchen, vier Ballverluste, einen geblockten Punt und 245 Lauf-Yards, die man abgegeben hatte. Von Quarterback Mark Sanchez, seinen mageren 103 Yards und einer Interception redete er zwar nicht. Aber natürlich kam es während des Spiels so, wie es kommen musste: "Tebow -Tebow"-Rufe schallten durch das nicht zum Bersten volle Meadowlands Stadium, der Begriff "Tebow-Time" wurde an diesem NFL-Spieltag zum weltweiten Twitter-Trend, während die 49ers durch die Jets-Reihen marodierten.
Auch wenn Sanchez Ersatzmann Tim Tebow sich nach dem Spiel noch brav hinter den Stamm-Quarterback stellt: Wie lange hält der Geduldsfaden der Jets-Fans? Und wie lange würde sich Populist Ryan dem Wunsch der Anhänger entziehen? Denn die Saison New Yorks scheint verloren, bedenkt man, dass mit Cornerback Darelle Revis der beste Verteidiger für den Rest der Saison ausfällt.
Es wäre also fast schon der leichte Ausweg, nun Tim Tebow als Stamm-Quarterback zu bringen und die mit dessen Verpflichtung hausgemachten Probleme erst einmal beiseite zu schieben. Für Sanchez dürfte dies sogar das Ende bei den New York Jets bedeuten. Aber keine Sorge, es gibt sicher noch das eine oder andere NFL-Team, das in der nächsten Saison einen Quarterback braucht.
Der Tritt mit dem Cowboys-Stiefel
Ich gebe zu, diese Überschrift ist leicht irreführend und grammatikalisch falsch und dennoch so gewollt. Aber ja, es waren die Dallas Cowboys die den Arschtritt bekamen, als die Chicago Bears sie im Monday Night Game mit 34:18 im eigenen Stadion besiegten. Aber wer sagt denn, dass nicht auch in Chicago Cowboy-Stiefel getragen werden? Besonders die "veraltete" Defensive der Bears - mit fünf Stammspielern über 30 - dürfte sich in diesen, so sie denn welche tragen, wohlfühlen.
Cowboys-Quarterback Tony Romo und -Wide Receiver Dez Bryant dürften sich dagegen so vorkommen, als hätten sie in einer Bar in Downtown Dallas einen mechanischen Bullen geritten. Gleich fünf von Romos Würfen landeten beim Gegner, drei von ihnen führten direkt oder indirekt zu Tochdowns der Bears. Dreieinhalb dieser Ballverluste würde ich nicht unbedingt Romo zuschreiben, mindestens zwei waren klare Fehler seiner Wide Receiver, eine gehörte defintiv Dez Bryant, der im gesamten Spiel unkonzentriert wirkte.
Aber ausgerechnet die spektakulärste Romo-Interception, die zu einem 75-Yard-Touchdown von Bears-Linebacker Lance Briggs führte, stammt aus der Kategorie: das war einfach dämlich. Romo hatte bereits einen Verteidiger Chicagos im Rücken, der ihn schon umklammerte - und weit und breit waren in kurzer Distanz keine Cowboys-Mitspieler mehr zu sehen. Die erste NFL-Regel wäre dabei, den Ball festzuhalten. Das machte Tony Romo nicht. Was er genau machte, kann ich auch bei der 100. Wiederholung nicht erkennen, ob er eher unabsichtlich warf, oder tatsächlich versuchte, den Ball anstatt eines Sacks noch loszuwerden? Festhalten geht aber anders.
New England Patriots: Die Roger Federers der NFL?
Und damit zum letzten "Arschtritt der Woche" - diesen gab es sozusagen mit ausholen und Anlauf. Und er fand in ausgerechnet der Partie des 4. NFL-Spieltages statt, die ich mir als Sonntag-Abend-Programm ausgesucht hatte: Beim 52:28 der New England Patriots bei den Buffalo Bills. Diese führten zu Beginn des dritten Viertels sogar mit 21:7 ehe Patriots-Quarterback Tom Brady und seine Mannen in den von mir so genannten "Roger-Federer-Modus" wechseln.
Was ist dieser "Roger-Federer-Modus" werden gerade die von Tennis unbeleckten Leser fragen. Es ist ganz einfach, man schaue sich einfach wahllos einige Spiele von Roger Federer in seiner absoluten Glanzzeit an, die gerne mal mit 6:4 und 6:4 ausgingen. Da ließ Federer dem - eigentlich hoch unterlegenen - Gegner gerne einmal das Gefühl mithalten zu können. Bis zum 4:4 eines Satzes, denn dann erhöhte Federer einfach mal die - Vorsicht, gewolltes Wortspiel - Schlagzahl und gewann so locker und leicht das Match.
Keine Gnade für die Buffalo Bills
Anders als der Alpen-König Roger sind die Patriots in diesen Fällen allerdings gnadenloser, wie das Beispiel vom 4. NFL-Spieltag in Buffalo zeigt. Denn die Bills waren nach dem Brady-Touchdown-Pass auf Rob Gronkowski zum 28:21 und Stevan Ridleys Lauf zum 35:21 im vierten Viertel bereits stehend K.O. Doch während ich mich den spannenderen Spielen in St. Louis und Detroit widmete, zeigten weder Brady, noch New Englands Defensive mit vier Interceptions und zwei Fumbles oder Patriots-Coach Bill Belichick ein Zeichen der Gnade.
Im Gegenteil - gleich nach dem Touchdown der Bills zum 28:42 packte Brady, in bester Federer-Manier, noch einen Pass auf Brandon Lloyd aus. Der scheinbar den Bills, den restlichen Divisionsrivalen der AFC East und auch dem Rest der NFL klar machen sollte: Die Patriots sind nach zwei Niederlagen in Folge zurück.