Nach dem verlorenen Halbfinale ärgerten sich die deutschen Volleyballer über sich selbst. Der Finaleinzug war drin, doch zu viele Chancen blieben ungenutzt.
Denis Kaliberda fluchte lauthals vor sich hin und stapfte mächtig angefressen durch die Katakomben der Spodek Arena in Kattowitz. Die deutschen Volleyballer ärgerten sich nach dem verlorenen WM-Halbfinale gegen Polen über ihre vergebenen Chancen, denn der Einzug ins Finale und die damit verbundene sichere erste Medaille seit 44 Jahren waren greifbar.
"Die ersten drei Sätze sind wir nah dran gewesen, einen haben wir sogar gewonnen. In den anderen hat Polen glücklicher gespielt, aber es war sehr eng", sagte Kapitän Jochen Schöps dem "SID". Nach dem hart umkämpften 1:3 (24:26, 26:28, 25:23, 21:25) gegen den Gastgeber richteten die deutschen Schmetterkünstlern den Blick aber gleich wieder nach vorne. "Wir haben immer noch die Chance, das zu erreichen, was wir uns vorgenommen hatten, nämlich die Medaille zu gewinnen", sagte Schöps.
Spiel um Platz 3 gegen Frankreich
Im Spiel um Platz drei sollte es am Sonntag gegen Frankreich wenigstens noch Bronze geben, um ein starkes Turnier doch noch zu krönen. Bislang hatte die DDR 1970 mit Gold in Bulgarien die einzige deutsche WM-Medaille gewonnen. "Wir haben super gespielt. Einer musste verlieren, und das waren leider wir", sagte Bundestrainer Vital Heynen: "Der Unterschied zwischen beiden Teams war minimal, ich bin stolz auf die Jungs. Die Leistung hat eine Medaille verdient."Im Hexenkessel von Kattowitz hatte die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) nicht nur den cleveren Vizeweltmeister von 2006 sondern auch 12.500 euphorisierte Fans gegen sich. Lautstark und mit bedingungslosem Einsatz sorgten die Zuschauer für Gänsehaut-Atmosphäre, von der sich das deutsche Team aber nicht beeindrucken ließ.
"Vielleicht hat die Cleverness gefehlt"
Stattdessen verliefen die Sätze knapp, im zweiten vergaben Schöps und Co. sogar drei Satzbälle, ehe sie den dritten Durchgang für sich entschieden - doch das blieb gegen die abgezockten Polen, die nun im Endspiel auf Titelverteidiger Brasilien treffen, am Ende zu wenig. "Vielleicht hat die Cleverness gefehlt, vielleicht aber auch ein bisschen das Glück", sagte Schöps: "Polen hat dauerhaft sehr viel Druck im Aufschlag gemacht, und es hat leider nicht gereicht."Aber trotzdem: Die DVV-Auswahl hat bewiesen, dass sie zurecht erstmals seit 40 Jahren in der Runde der besten vier Teams der Welt steht. Die Mannschaft ist gereift und hat sich auch in schwierigen Situationen nicht unterkriegen lassen. "Es ist trotzdem eine große Enttäuschung, weil wir so dicht dran waren", sagte Außenangreifer Christian Fromm: "Die Polen haben gewackelt und hatten dann ein bisschen das Glück auf ihrer Seite."