Kaum stand die 1:3-Niederlage der deutschen Volleyball-Auswahl gegen Russland fest, stürmte Georg Grozer in den deutschen Fan-Block. Im Kreis seiner Familie fand der "Hammerschorsch" nach seiner mäßigen Leistung beim 1:3 im Halbfinale des Olympia-Qualifikationsturner von Berlin und der verpassten direkten Rio-Teilnahme Trost.
Im kleinen Finale (13.30 Uhr) treffen die Gastgeber auf Weltmeister Polen, der sein Halbfinale klar mit 0:3 (27:29, 30:32, 20:25) gegen Europameister Frankreich verlor.
"Ich habe einfach einen schlechten Tag gehabt. Es lief nicht so gut wie in den ersten Spielen", sagte der Diagonalangreifer von Daejeon Samsung Blue (Südkorea). Mit seinen Angriffen konnte der deutsche Star-Spieler nur selten den russischen Block überwinden. "Ich habe einfach nicht meinen Rhythmus gefunden. So Tage gibt es im Volleyball", sagte der 31-Jährige.
Ausgerechnet im vorentscheidenden Spiel um das Rio-Ticket fand Grozer kein Mittel. "Ja, es mag sein, dass er schon bessere Spiele hatte", sagte Außenangreifer Christian Fromm: "Aber daran lag es nicht. Wir hatten genug Chancen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden."
Auch Denis Kaliberda wollte Grozer nicht die Schuld für die erste Niederlage im Turnier geben. "So schwächere Spiele hat man mal. Das war bei mir hier zu Beginn des Turniers auch so, da hat mich die Mannschaft rausgezogen", sagte der Außenangreifer, der wie Fromm in Italien bei Perugia sein Geld verdient.
Erst Entspannung, dann Vollgas
Durch die erste Niederlage im vierten Saisonspiel hat die zuvor so starke DVV-Auswahl die direkte Olympia-Quali verpasst. Jetzt müssen Grozer und Co. am Sonntag unbedingt das Spiel um Platz drei gewinnen, um noch eine Chance auf Rio zu haben. Die zweit- und drittplatzierte Mannschaft von Berlin nehmen an einem letzten Qualifikationsturnier in Mai/Juni in Japan teil. Der Vierte von Berlin geht leer aus.
"Wir müssen jetzt entspannen und dann am Sonntag Vollgas geben", meinte Grozer mit Blick auf das kleine Finale am Sonntag (13.30 Uhr). "Wir dürfen nicht so sehr nach dem Gegner schielen, sondern müssen auf uns schauen und die bestmögliche Leistung abrufen", forderte Kaliberda.
Im Spiel gegen Olympiasieger Russland hatte die deutsche Auswahl den besseren Auftakt und gewann den hart umkämpften ersten Satz nach nach 49 Minuten mit dem siebten Satzball.
Vor 6900 Zuschauern und bei phasenweise ohrenbetäubendem Lärm in der Max-Schmeling-Halle ließ die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) im zweiten Satz zunächst nicht nach und ging nach zum Teil spektakulären Rettungsaktionen und einer starken Blockarbeit mit 18:15 in Front. Doch in der Schlussphase fehlten Grozer und Co. die Genauigkeit in den Schlägen, sodass die Russen mit 25:22 ausglichen.
Auch im dritten Satz war der Olympiasieger zunächst druckvoller. Vor allem der 2,08 m große Mittelblocker Artem Wolwich bereitete der Heynen-Mannschaft mit seinen Angaben immer wieder Probleme. Deutschland wirkte nicht mehr so frisch und hatte früh mit 3:7 das Nachsehen. Russland führte mit 16:10 und 20:14 auf und davon und holte Satz Nummer drei mit 25:19. Auch Satz vier ging schließlich an den Gegner, der an diesem Tag einfach einen Tick stärker war.