Ein spektakulärer Sturz mit schwerwiegenden Folgen, eine kontrollierte Offensive und nach wie vor kein deutscher Sieg: Die deutschen Springreiter ließen beim CHIO in der Aachener Soers auch am zweiten Tag den Gästen den Vortritt. Ein schmerzhaftes Ende nahm der Preis von Europa für den 26-jährigen Christian Kukuk, Bereiter im Stall des viermaligen Olympiasiegers Ludger Beerbaum.
Kukuk stürzte im Preis von Europa mit dem Wallach Carilot nach dem Sprung über den Wassergraben und blieb zum Entsetzen der Zuschauer zunächst liegen. In aller Eile hastete Beerbaum herbei, doch Kukuk erhob sich leicht benommen, jedoch aus eigener Kraft und wurde zur Untersuchung ins Krankenhaus eingeliefert.
Die Ärzte diagnostizierten dort eine Schulterfraktur, die der deutsche Mannschaftsarzt Dr. Manfred Giensch am Donnerstagmorgen noch einmal eingehend in Augenschein nehmen wird. Kukuk muss auf jeden Fall operiert werden und fällt für einige Wochen aus. Sein Pferd hat nach Auskunft des deutschen Mannschafts-Veterinärs Jan Hein Swagemakers keine schwerwiegende Verletzung erlitten. "Carilot ist okay", sagte er.
Derweil warten die deutschen Springreiter beim CHIO 2016 weiter auf den ersten Sieg. Im Preis von Europa belegte der Weltranglistenzweite Christian Ahlmann (Marl) mit seinem Paradepferd Taloubet als bester Deutscher Platz fünf. Ahlmann blieb fehlerfrei, was aber deutlich langsamer als Peking-Olympiasieger Eric Lamaze (Kanada), der mit Fine Lady vor dem Weltranglistenersten Simon Delestre (Frankreich/Margot) gewann.
Deußer auf Platz sieben
Allerdings hatte Bundestrainer Otto Becker für seine Reiter die Devise "langsam, aber sicher" ausgegeben. "Otto hat mir vorher ungefähr 25-mal gesagt, dass ich eine kontrollierte Offensive reiten und nicht Vollgas geben soll", berichtete Ahlmann am WDR-Mikrofon. Der Rasen, so Becker, sei nach immer wieder einsetzendem Regen feucht gewesen, "und wir wollten kein unnötiges Risiko eingehen. Unser Woche ist noch lang."
Zweitbester Deutscher im Preis von Europa war der ehemalige Weltcupsieger Daniel Deußer (Wiesbaden) mit First Class auf Platz sieben. Deußer wurde von Otto Becker aus der Equipe gestrichen, die am Donnerstagabend den Nationenpreis für Deutschland reitet. "Eine sehr schwere Entscheidung, die aber absolut nichts mit Olympia zu tun hat", versicherte der Bundestrainer. Er wird bis Sonntag entscheiden, wer aus seiner vorläufigen fünfköpfigen Olympia-Equipe "nur" als Ersatzreiter mit nach Rio kommt.
Aus dieser Equipe belegte im Preis von Europa Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Apsara und Marcus Ehning (Borken) mit Funky Fred die Plätze 41 und 45.