Paul Breitner ist sich sicher: Es sei "lächerlich" und "kindisch" nach zwei Titeln die Favoritenrolle von sich zu schieben. Der Konter aus Dortmund blieb aus, vielleicht wurde im Stillen sogar drüber gelacht. sportal.de bewertet die wahren Chancen des BVB im Meisterrennen.
Best-Case-Szenario: Der BVB wird wieder Meister
Die Experten im Land, aber auch die Trainer der Konkurrenz sind sich einig: Die deutsche Meisterschaft wird nur zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern entschieden. Geht es wiederum nach der Außendarstellung der Clubs, ist die Entscheidung bereits gefallen: Die Bayern sprechen vom Titel, der BVB schiebt die Favoritenrolle beiseite - das erinnert an die vergangenen beiden Jahre.
In der Stammelf der Borussia wird es nur geringe Veränderungen geben. Für den zu Manchester United gewechselten Shinji Kagawa spielt Rückkehrer Marco Reus hinter der Spitze Robert Lewandowski, zudem hat Ivan Perisic gute Chancen auf der linken Seite den Dortmunder Jung Kevin Großkreutz zu verdrängen. Der BVB ist eingespielt, die Abläufe werden ähnlich sein - das spricht in jedem Fall für die nächste erfolgreiche Saison der Dortmunder. Zudem ist der Dortmunder Kader immer noch jung (24,3 Jahre im Durchschnitt) und deshalb nicht am Ende der Entwicklung angekommen.
Reus, der von Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer zum "neuen Superstar" der Bundesliga erklärt wurde, bekommt die Schlüsselposition im BVB-System, denn anders als Bundestrainer Joachim Löw sieht BVB-Trainer Jürgen Klopp Reus in der Mitte am stärksten. Das Spiel des Double-Gewinners wird sich damit verändern, da sind sich alle einig, das bedeutet aber keineswegs, dass es schlechter wird.
Reus musste sich in der Vorbereitung vor allem an das Mehr an Defensivarbeit gewöhnen. In Gladbach war er davon zwar nicht befreit, aber das Dortmunder Spiel ist insgesamt noch laufintensiver, Reus muss häufiger hinter dem Ball sein und das Gegenpressing mit anführen. In den ersten Testspielen fiel ihm die Umstellung noch schwer, doch mittlerweile hat Reus die Abläufe verinnerlicht und kann sich vermehrt auf seine offensiven Qualitäten konzentrieren.
Anders als Kagawa wird Reus dabei noch häufiger den Weg in die Spitze suchen, sein Torabschluss ist überragend und auf das Zusammenspiel mit Lewandowski können sich die Fans freuen - der Pole ist der spielstärkste Mittelstürmer der Bundesliga und wird Reus viele Torchancen auflegen. Im DFB-Pokal beim FC Oberneuland funktionierte das vor dem 1:0 schon sehr gut.
Ein Name fiel bisher noch gar nicht, und das, obwohl Mario Götze vom Talent her sogar noch vor Reus einzustufen ist. Aber Götze muss nach einem Dreiviertel-Jahr ohne ein Spiel über 90 Minuten um seinen Stammplatz bangen. Kuba Blaszczykowski ist mit seiner herausragenden Rückrunde an Götze vorbeigezogen - der Konkurrenzkampf in der Dortmunder Offensivabteilung ist riesig. Auch die Neuzugänge Julian Schieber und Leonardo Bittencourt, Moritz Leitner sowie Großkreutz oder Perisic werden auf der Bank landen.
Gespannt darf man sein, ob der Teamgeist in der BVB-Mannschaft auch im dritten Jahr so gut funktioniert, dass die enttäuschten Spieler nicht in die Öffentlichkeit gehen und stattdessen ihre Rolle klaglos hinnehmen. Auch das Abschneiden in der Champions League kann Einfluss auf die Bundesliga-Saison der Dortmunder nehmen, viele sportal.de-User erwarten mindestens das Achtelfinale und glauben dann an einen Einbruch nach der Winterpause. In beiden Wettbewerben Erfolg haben, das können doch nur die Bayern. Klopp würde dem erwidern: "Warum eigentlich?"
Worst-Case-Szenario: Dortmund landet auf Rang vier
Denn wenn der BVB eine Sache wesentlich besser macht, als frühere Konkurrenten der Bayern, ist es dies: Die öffentliche Meinung und sogenannte Gesetzesmäßigkeiten des Fußballs gepflegt zu ignorieren. Warum ist Doppelbelastung schlecht? Wieso müssen hochtrabende Ziele ausgegeben werden? Weshalb sollen nationale und internationale Erfolg Hand in Hand gehen?