Boll & Co vor siebten EM-Titel - im Finale wartet Gastgeber Portugal

Noch ein Sieg fehlt zur magischen Sieben: Angeführt vom herausragenden Rekordchampion Timo Boll sind die deutschen Männer ins EM-Endspiel von Lissabon eingezogen. Nach dem 3:1 gegen Kroatien steht am Sonntag (19.00 Uhr MESZ) nur noch Gastgeber Portugal zwischen der Auswahl von Bundestrainer Jörg Roßkopf und dem historischen siebten Titel in Folge.

Zuvor (15.00 Uhr MESZ) spielen die Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) gegen Österreich um ihre erfolgreiche Titelverteidigung. Ohne Satzverlust schlugen die Top-Favoritinnen im Halbfinale Schweden 3:0 und wollen sich nun ihr insgesamt sechstes EM-Gold nicht mehr nehmen lassen.

Boll als Matchwinner gegen Kroatien

Altmeister Boll war die Rolle des Matchwinners gegen die starken Kroaten vorbehalten. Der 33-Jährige setzte sich zuerst gegen Tan Ruiwu 3:0 durch und holte anschließend gegen Andrej Gacina (3:0) den entscheidenden Punkt. Der nach seiner Zahn-OP noch immer geschwächte Weltranglistenfünfte Dimitrij Ovtcharov behielt bei seinem Sieg über Tomislav Kolarek (3:0) bei den wichtigen Punkten die Nerven und gewann alle drei Sätze in der Verlängerung.

Bolls Erfolg gegen Gacina war ebenfalls alles andere als ein Selbstläufer. Der Bundesligaspieler aus Grenzau war zuvor in acht EM-Partien ungeschlagen geblieben und hatte auch Steffen Mengel mit 3:1 bezwungen. Doch der 16-malige Europameister Boll bewies einmal mehr seine Ausnahmestellung - in Lissabon ist es bislang keinem Kontrahenten gelungen, dem Linkshänder eine Niederlage beizubringen.

Auch im Finale wird es vor allem auf Boll ankommen, der ursprünglich geplant hatte, auf die EM zu verzichten, um seinem verletzungsanfälligen Körper eine Pause zu gönnen. Immerhin verfolgt auch Boll das Ziel, spätestens 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Tischtennis-Großmacht China vom Thron zu stoßen. Erst soll jedoch die eigene Spitzenposition in Europa gefestigt werden.

3:1-Sieg gegen Portugal in der Vorrunde

Gegen Portugal erwartet die erfolgsverwöhnten DTTB-Männer in der MEO Arena eine hitzige Atmosphäre. Lautstark angetrieben von 1000 Fans schafften die Iberer gegen Schweden (3:1) erstmals den Einzug in ein EM-Finale. Einen Vorgeschmack auf das Duell hatten Boll und Co. bereits in der Vorrunde bekommen, am Donnerstag setzten sie sich in einem engen Match ohne Ovtcharov 3:1 durch.

Spannung ist auf jeden Fall garantiert, bei den Männern noch mehr als bei den Frauen. Die Auswahl von Bundestrainerin Jie Schöpp mit der überragenden Weltranglistenneunten Han Ying kann sich beinahe nur selbst ein Bein auf dem Weg zum sechsten Titel nach 1962, 1968, 1996, 1998 und 2013 stellen. In der Gruppenphase hatte Deutschland gegen Finalgegner Österreich 3:0 gewonnen.

"Ich bin kein Typ, der vor einem Spiel zu optimistisch ist", warnte Schöpp jedoch vor verfrühten Titelträumen: "Lieber sorgfältig vorbereiten, als vor dem Spiel das Maul aufreißen."