Eine nervenstarke Andrea Petkovic und eine souveräne Angelique Kerber haben dem deutschen Fed-Cup-Team eine ideale Ausgangsposition auf dem Weg ins erste Finale seit 22 Jahren beschert. Nach dem ersten Tag des Halbfinals gegen Gastgeber Australien in Brisbane führt das Quartett von Teamchefin Barbara Rittner mit 2:0.
Für einen Auftakt nach Maß hatte bei knapp 30 Grad Celsius die Weltranglisten-28. Petkovic gesorgt. Die Darmstädterin besiegte die ehemalige US-Open-Siegerin Samantha Stosur (WTA: 19.) mit 6:1, 7:6 (9:7) und stellte dabei ihre Formstärke unter Beweis.
Danach legte die deutsche Nummer eins Kerber (7.) im Eiltempo nach. Die Kielerin bezwang im Linkshänderinnen-Duell Casey Dellacqua (53.) in nur 50 Minuten mit 6:1, 6:0. "Ich bin so stolz auf meine Mädels und ziehe den Hut. Ich hatte gesagt, wir müssen aggressiv spielen. Und sie haben es toll umgesetzt", lobte Rittner, warnte aber vor zu viel Euphorie: "Der Vorsprung ist komfortabel, aber noch ist nichts entschieden."
"Da bekam ich richtig Panik!"
In den noch ausstehenden drei Matches am Sonntag fehlt den Gästen nur noch ein Sieg zum größten Triumph seit 1992. Petkovic hatte die Weichen für den ersten Final-Einzug seit einer gefühlten Ewigkeit mit einer starken Vorstellung in der mit 4500 Zuschauer gefüllten Pat-Rafter-Arena gestellt. "Der Schlüssel war, dass ich aggressiv gespielt habe und Sam weit hinter die Grundlinie gedrängt", meinte die frischgebackene Charleston-Siegerin, die sich bei einem Aufschlag beim Stand von 2:4 im zweiten Satz mit ihrem Schläger am Schienbein verletzte. "Ich war so voller Adrenalin, dass ich es zunächst gar nicht gemerkt habe.Dann wurde die Beule aber so dick, und ich bekam richtig Panik", berichtete die überglückliche Petkovic. Nach einem souveränen ersten Satz steigerte sich Volksheldin Stosur und setzte die Hessin immer wieder mit ihren Aufschlägen unter Druck. Doch selbst von einem 3:5-Rückstand ließ sich die sicher von der Grundlinie agierende Petkovic nicht beirren. Im nervenaufreibenden Tiebreak nutzte die 26-Jährige nach 1:41 Stunden ihren fünften Matchball und rief ihren jubelnden Teamkollginnen danach in der Box zu: "Ich war echt ein Schisser!"
Im Anschluss präsentierte sich Kerber gegen Dellacqua von Anfang an hochkonzentriert und variierte von der Grundlinie. Der Lohn war eine schnelle 4:0-Führung. Unmittelbar danach gab die 26-Jährige zwar ihr Service ab, konnte sich aber auf ihre Konstanz verlassen. Mit einem Stopp - ihrem 15. direkten Gewinnschlag - holte sich Kerber den ersten Satz nach 28 Minuten.
Auch in der Folge war die Wimbledon-Halbfinalistin von 2012 die bessere Spielerin. Kerber leistete sich kaum leichte Fehler (insgesamt elf) und verbuchte in dem einseitigen Match 31 Winner. Mit einem Vorhand-Longlineschlag beendete sie die Partie.
Letzter deutscher Erfolg 1992
Am Sonntag (4.45 Uhr MESZ/Sat.1 Gold und tennis.de) stehen sich auf dem schnellen Hartplatz in Queensland im Spitzenduell zunächst Kerber und Stosur (WTA: 19.) gegenüber. Danach trifft Petkovic auf Australian-Open-Achtelfinalistin Dellacqua. Für das abschließende Doppel sind Julia Görges (Bad Oldesloe) und Anna-Lena Grönefeld vorgesehen.
Die australische Paarung Dellacqua/Ashleigh Barty hatte 2013 in drei der vier Grand-Slam-Finals gestanden. Das deutsche Team hatte den bedeutendsten Mannschafts-Titel im Frauentennis 1987 und 1992 gewonnen. Angeführt von Steffi Graf. Beim bislang letzten Erfolg war Rittner noch als Spielerin dabei. Australien wartet bereits seit 40 Jahren auf seinen insgesamt achten Titel.
Im anderen Halbfinale stehen sich am Osterwochenende Tschechien und Italien gegenüber. Das Finale findet am 8./9. November 2014 statt. Gegen die Italienerinnen hätte die DTB-Auswahl Heimrecht, nach Tschechien müsste man reisen.