Als Kuscheltyp ist Matthias Sammer nicht bekannt. Und auch vor der Pflichtübung des Fußball-Rekordmeisters gegen den 1. FC Köln nährt Bayern Münchens Sportvorstand lieber seinen Ruf als Mahner vom Dienst. Der 47-Jährige hat das Frühjahr vor Augen - und die Trophäen, mit denen die Saison des FC Bayern geschmückt werden soll.
Sammer tut daher, was jetzt seiner Ansicht nach notwendig ist: Er appelliert an die Mannschaft mit dem Wissen, dass sich von nun an jeder Fehler äußerst folgenreich auf die beabsichtigten Titel auswirken könnte. "Wir kommen jetzt in die ganz heiße Saisonphase, das muss uns bewusst sein. Da müssen wir den Maschinenmodus und nicht den Gefühlsmodus anwerfen", sagte Sammer dem kicker.
Vor den vermeintlich einfachen Heimspielen gegen Köln am Freitag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) in der Bundesliga und gegen Eintracht Braunschweig am Mittwoch im DFB-Pokal will Sammer so die noch fehlenden "paar Prozentpunkte" herauskitzeln und nimmt dafür eine "ein bisschen martialische" Wortwahl in Kauf: "Jetzt zählt kein Gefühl, wir müssen gnadenlos gierig sein und wieder in diesen gnadenlosen Rhythmus kommen."
"Fokus auf die Details"
Sein Hinweis gilt nicht zuletzt auch dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Schachtjor Donezk am 11. März, dem ersten echten K.o.-Spiel. "Schnellstmöglich", betonte Sammer, müsse Bestform erreicht werden, während Trainer Pep Guardiola sich verhaltener als sein Sportchef äußert. Der Spanier sieht vielmehr jedes Spiel als "Gelegenheit, sich zu verbessern" und ist mit dem derzeitigen Trend zufrieden. "In den letzten vier Spielen haben wir wenige Chancen zugelassen und das Spiel kontrolliert", sagte er am Donnerstag, und fügte an: "Am wichtigsten ist der Fokus auf die Details".
Dass vor dem Köln-Spiel allgemein nur über die Höhe des Sieges diskutiert wird, nervt Guardiola jedoch gewaltig. "Nächste Frage", entgegnete er barsch, als er antworten sollte, ob die Begegnung denn nun 7:0 oder 9:0 ausgehe. "Ich habe großen Respekt vor jedem Gegner, ob im Pokal, ob aus der 2. oder der 3. Liga", sagte Guardiola deutlich. Immerhin sind die Rheinländer ja auch die zweitbeste Auswärtsmannschaft der Liga hinter den Bayern, weshalb sein Team "für alles bereit sein" müsse, wie der 44-Jährige meinte.
"Dann könnte ich gleich mit der A-Jugend fahren"
Und der FC kuscht auch keineswegs. "Wir spekulieren schon darauf, dass es hier und da eine riesige Sensation gibt", sagte Kölns Trainer Peter Stöger und ergänzte bei web.de: "Wenn wir nicht dran glauben würden, dann könnte ich gleich mit der A-Jugend nach München fahren."
Nicht zur Verfügung steht den Münchnern dabei Verteidiger Medhi Benatia. Der Marokkaner laboriert weiterhin an muskulären Problemen. Dagegen sind die Signale von Philipp Lahm zunehmend positiv. Gegen Donezk könnte der Kapitän wieder dabei sein. "Wenn es keine Rückschläge mehr gibt, geht es relativ zügig", sagte Sammer. Das Auswärtsspiel am 7. März in Hannover gilt als denkbarer Zeitpunkt für ein Comeback des 31-Jährigen.