
Sind nicht alle Menschen einer Meinung, wenn es um "hartes Vorgehen" gegen "Krawallmacher" geht? Offenbar nicht. sportal.de analysiert die jüngsten Differenzen in der Debatte um das "Sichere Stadionerlebnis". Es zeigt sich, dass Clubs ihre Fans mehr brauchen als Innenpolitiker.
Die "schweren Ausschreitungen" (dpa) am Rande des Derbys zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 bilden den Rahmen für die Tagung der sogenannten "Sicherheitskommission" der DFL, die am Montag in Frankfurt tagte. Dass Polizeieinsätze und Gewalttaten rund um Fußballspiele in Deutschland (und nicht nur dort) stets ähnliche Reaktionen hervorrufen, darunter Forderungen nach "konsequentem Vorgehen" (Hans-Joachim Watzke und Clemens Tönnies), ist nichts Neues.
Ungewöhnlich ist allerdings, dass parallel zur Rhetorik des harten Durchgreifens immer mehr Clubs der Bundesligen das neue Sicherheitskonzept des Verbandes ablehnen und eine stärkere Einbindung der Fans fordern. Also genau das, was nach der "Schande von Düsseldorf" (der langen Unterbrechung des Relegationsrückspiels durch auf den Rasen gelaufene Fortuna-Fans) gar nicht mehr angesagt war.
So ergibt sich eine komplizierte Interessenlage, die den oft behaupteten Konsens, alle Parteien "des Fußballs" seien der gleichen Meinung, ad absurdum führt. Sehen wir uns die unterschiedlichen Stellungnahmen einmal genauer an.
1) Die Clubs
Da sind einmal die angesprochenen Clubs, die sich kritisch zur Verabschiedung des Sicherheitskonzepts geäußert haben. Es sind bisher der FC Union (der am längsten schon auf Konfrontationskurs zur Sanktionslogik des Verbandes gegangen ist und als einziger Bundesligist dem Gipfel "Für Fußball. Gegen Gewalt" im Junli ferngeblieben war), der FC St. Pauli (der wie Union den Text der jüngst verlesenen Erklärung aller DFL-Kapitäne abänderte, um die Fans nicht so sehr von oben herab zu behandeln - anders als Union aber nicht auf die Kritik an Pyrotechnik verzichten wollte), der VfL Wolfsburg, Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC.
Auf Distanz gegangen sind in Stellungnahmen zusätzlich auch der 1. FC Köln, Augsburg und 1860 München. Während etwa BVB-Boss Watzke äußerte, mit dem Entwurf des Konzepts "Sicheres Stadionerlebnis" "sehr gut leben" zu können, stellt der VfL Wolfsburg in einem der am deutlichsten formulierten Statements fest, dass die gravierendste Kritik darin bestehe, "dass dieses Konzept komplett ohne Einbindung der Fans entstanden ist."
"Wir haben in der Vergangenheit stets sehr gute Erfahrungen damit gemacht, im Dialog mit unseren Fans gemeinsam vernünftige Lösungen für Problemstellungen zu erarbeiten", heißt es weiter bei den Wölfen. "Nicht zuletzt dieser Dialog und das daraus resultierende gegenseitige Verständnis war und ist maßgeblich für ein vertrauensvolles Miteinander, das wiederum ein hohes Maß an Sicherheit erst ermöglicht." Demgegenüber seien große Teile des DFL-Konzepts "rechtlich bedenklich, unverhältnismäßig, praxisfern und damit nicht zielführend". Der VfL kommt sogar zu dem Schluss: "Wird das Konzept in dieser Form und ohne Dialog mit den Fangruppen beschlossen, befürchten wir einen unbedingt zu vermeidenden Anstieg von Gewalt sowie ein stark vermehrtes Abbrennen von Pyrotechnik in den Bundesliga-Stadien."