(Seite 2 von 4)
Erfolge wurden sein Antrieb, sein Lebenselixier. Und möglich wurden sie nicht nur dank großer Akribie und einem Hang zum Perfektionismus, sondern auch dadurch, dass Lattek Feindbilder wie Otto Rehhagel kreierte und ständig Auseinandersetzungen mit vermeintlichen Gegenspielern suchte. "Wo Reibung ist, da entsteht Energie", lautet sein persönliches Motto. Und daraus zog er Kraft, sie brachte Lattek beruflich nach vorne. Gegen seinen Vater, der ihn lieber in der Landwirtschaft gesehen hätte, setzte er durch, Abitur machen und studieren zu dürfen. Und auch mit seinem Trainerausbilder Hennes Weisweiler rieb er sich, bis dieser ihn Bundestrainer Helmut Schön als Assistent empfahl und damit Latteks Karriere ins Rollen brachte.
Reibung mit Freund und Feind
Auch mit Spielern suchte er immer wieder Reibung. "Ich wollte durchaus mündige Spieler haben, mit denen ich mich auseinandersetzen kann. Die waren mir immer lieber als Befehlsempfänger", erklärte er der tz. Nur an einem biss er sich die Zähne aus. Die Machtprobe mit Diego Maradona kostete ihn 1983 den Job in Barcelona. Weil der Superstar zu spät zur Abfahrt des Teambusses erschienen war, ließ Lattek ihn einfach stehen. "Daraufhin ist Maradona zum Präsidenten und hat ihm erklärt, dass er mit mir nicht zusammenarbeiten könne", erinnerte er sich bei bundesliga.de.
Bei den meisten seiner Spielern war der Coach trotzdem beliebt. "Der Udo hat eisenhart sein können, war aber meistens mehr ein Kumpel. Er hat sogar mit uns Spielern mal einen getrunken", erläuterte Sepp Maier stellvertretend bei welt.de. Nach einer Niederlage hatte die Mannschaft gegen das verhängte Ausgehverbot verstoßen und sich in einer Disco abgesetzt, wurde aber von Lattek aufgespürt. "Da sind wir hinter die Theke. Das ist dem Udo aber irgendwann aufgefallen - und dann hat er uns da sitzen sehen mit sieben, acht Mann und sagte: So, jetzt zähle ich bis 25.000, und wenn dann noch einer da ist, gibt's Ärger."