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Über einige Testspiele, die sich hier zu Lande ja nur sehr schwerlich über die Zeitungen verfolgen ließen, und das Qualifikationsturnier, bei dem das Dream Team seine Gegner aus Mittelamerika nach Belieben an die Wand spielte, ging es für das Team also nach Europa. Und da zeichnete sich von Beginn an ab, was für eine Euphorie diese Gruppe Sportler erzeugen sollte.
Zunächst mal wurde in Monaco Station gemacht. Ohne Ausgehsperre, ohne Kleiderordnung, und vor allem - mit nur zwei Stunden Training am Tag. So hatten die Stars Zeit, sich in Europa zu akklimatisieren, die Clubszene zu erkunden, und nebenbei an ihrem Image als Werbe-Ikonen zu arbeiten. Doch auch das kurze Training hatte es in sich. In einem Trainingsspiel zwischen einer Gruppe um Magic Johnson und einer um Michael Jordan artete das Ganze so weit aus, dass das Spiel bei Beobachtern noch heute als das wohl verbissenste Trainingsspiel aller Zeiten gilt - und die endgültige Wachablösung Johnsons durch Jordan bedeutete.
Gute Laune, wenig Respekt - und trotzdem genial
Nichtsdestotrotz war die Laune im Team immer gut - was aber sicher auch daran lag, dass keiner der Spieler auch nur annähernd mit einer solchen Euphorie wie der gerechnet hatte, die in Barcelona über das Team hineinbrach. Nirgends konnten sich die Spieler bewegen, ohne in einen Menschenauflauf zu geraten. Nirgends gab es Plakatwände, wo nicht entweder der Schuh von Charles Barkley oder die Trainingshose von Michael Jordan beworben wurden.
Fernsehspots mit den NBA-Spielern liefen tagein tagaus, jede Sportsendung im TV musste mindestens einmal pro Durchlauf einen Statusbericht zu den Basketballern abgeben und die Zeitungen überschlugen sich mit Geschichten und Gerüchten über die Stars. Und die enttäuschten nicht. Ob John Stockton beim Stadtbummel mit amerikanischen Touristen, die ihn nicht erkannten, weil ''Basketballer doch alle viel größer waren''. Oder Jordan, der einem Taxifahrer morgens um 5 Uhr hundert Dollar in die Hand drückte, damit der mit ihm Kaffee trinken ginge. Oder aber Charles Barkley, der vor dem ersten Spiel lapidar meinte:''Ich kenne keinen Angolaner, aber ihr könnt ihnen ausrichten - sie haben ein Problem.''
Wo die Amerikaner waren, da war die Show - und wo die Show war, waren die Amerikaner meist nicht weit. Und das galt sicherlich nicht nur für Momente neben dem Court. Während des Turniers zerstörten die Amerikaner ihre Gegner mit weit über 40 Punkten Unterschied im Schnitt, und selbst der basketballunkundigste Mensch musste zugeben, hier übten Menschen einen Sport auf einem komplett anderen Level aus als der Rest der Welt.
Wie man einen Kukoc vergrault
Und genau darum ging es den hochmotivierten Stars ja auch. Spaß haben, aber trotzdem keinen Zweifel daran lassen, dass das Mutterland des Basketball die USA seien. So war zum Beispiel der Kroate Toni Kukoc, seinerzeit der vielleicht beste europäische Spieler neben Vlade Divac, gerade von den Chicago Bulls verpflichtet worden - zum Unwillen der beiden Superstars Jordan und Pippen. Vor dem Vorrundenspiel der Kroaten sprach Jordan in der Umkleide zur Mannschaft und seine Message war klar: Heute werden Scottie Pippen und ich das alleine machen.
Das Fazit: Kukoc sah keinen Stich im gesamten Spiel. Kurz vor Ende erwischte ihn eine Fernsehkamera dabei, wie er einem Teamkollegen auf die Frage, wieso er es denn so schwer habe, antwortete:''Ich hatte keine Ahnung wie gut diese NBA-Jungs sind.'' Kukoc durfte sich das ganze dann im Finale nochmals aus erster Reihe ansehen - und wechselte dann doch erst einen Sommer später in die Liga, nachdem Jordan in den vorzeitigen Ruhestand abgetreten war.