(Seite 3 von 3)
Europa freundet sich mit dem orangenen Ball an
Und auch neben dem Feld lief für die NBA alles wie geplant. Schuhverkäufe schossen in die Höhe und tausende europäischer Jugendlicher wollten plötzlich in viel zu weiten kurzen Hosen herumlaufen, am besten mit einem Cap oder einem Trikot ihres Lieblingsvereins ausgerüstet. Sat 1 zeigte mit Jump ran - Lou Richter sei dank! - amerikanischen Basketball im Fernsehen, und selbst der sonst eher konservativ agierende adidas-Konzern stellte mit der europaweiten Streetball-Challenge, einem Straßenturniers im Format 3 gegen 3, die Weichen auf Jugend. An Garagen wurden Körbe angebracht, im Sportunterricht wurde nicht mehr automatisch Fußball gespielt - kurzum, die NBA kurbelte an allen Ecken und Enden des Marketings und Merchandisings.
Und natürlich taten Spieler wie eben Kukoc, dreimaliger Meister mit den Bulls, Vlade Divac oder eben Detlef Schrempf, der als erster Deutscher eine Finalserie erreichte, ihr übriges, um das Interesse an amerikanischem Basketball in Europa hoch zu halten. Und wenn man schaut, wie weit der internationale Basketball mittlerweile gekommen ist, muss man sagen, die Strategie scheint komplett aufgegangen zu sein. In der NBA spielen mehr Ausländer als jemals zuvor. Spanien und Argentinien haben nachfolgenden Dream Teams sogar schon Niederlagen beibringen können. Mit Dirk Nowitzki gab es erstmals einen Nicht-Amerikanischen MVP in der Liga - wenn man den Kanadier Steve Nash mal außen vor lässt.
Ein Team für die Ewigkeit
Es ist schwer zu sagen, wie lange es in Zeiten des Internets gedauert hätte, bis Fans auf der ganzen Welt die Schönheit und Klasse des NBA-Spiels erkannt hätten. Doch in einer Zeit, in der das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, Zeitungen das Nonplusultra waren und man sich mangels Alternativen oft auf Meinungen aus dem Fernsehen verlassen musste, war die Aufmerksamkeit, die auf das Dream Team gerichtet wurde, etwas völlig Neues.
Natürlich nennt sich heutzutage jedes amerikanische Team Dream Team. Nicht auszuschließen, dass die besten zwölf Spieler derzeit, berücksichtigt man die vielen Verletzten in diesem Jahr, eine Chance gegen das Team gehabt hätten - bis Jordan am Ende alles selbst in die Hand genommen und sein Team zum Sieg geworfen hätte. Doch den kulturellen Aspekt, die Dimensionen des Interesses an noch so kleinen Dingen im Lager der Stars und die fast schon heldenhafte Verehrung der Fans - all diese Dinge wird das Dream Team von 1992 auf ewig für sich allein gepachtet haben.
Der FC Barcelona mag seit Jahren tollen Fußball spielen, wie auch die Deutschen in den siebziger Jahren. Roger Federer mag der beste Tennisspieler aller Zeiten sein. Und vielleicht gibt es nie wieder Golfer wie Tiger Woods oder Jack Nicklaus. Doch was das Dream Team geschafft hat - altersübergreifend zu begeistern, Jugendlichen eine neue Coolness zu vermitteln und einen Sport weltweit um ein vielfaches populärer zu machen - das dürfte es auf der Welt kaum nochmals geben. Ich persönlich habe zu danken - meine Mutter, die mir damals Trikots, Schuhe und Poster kaufen musste, wohl weniger...