
Es war eine herzzerreißende Geschichte und sie rührte die USA zu Tränen: An einem Tag starben die Großmutter und die Freundin von Footballer Manti Te'o. Trotzdem führte er sein Team ins Finale um die College-Meisterschaft. Jetzt kam heraus: Die Freundin gab es nie.
Am 22. September wurde Lennay Kekua viel zu früh zu Grabe getragen. Sie war jung, hübsch, voller Freude auf das Leben und die Freundin des Linebacker Manti Te'o. Kekua wollte nicht, dass ihr Freund, der Held von Notre Dame, zur Beerdigung kommt und so ein wichtiges Spiel versäumt. Also spielte Te'o, führte seine Mannschaft zum Sieg und schickte weiße Rosen ans Grab. So erzählte Te'o immer wieder die Geschichte. "Sie war das schönste Mädchen, das ich je getroffen habe", sagte er. Die Nation weinte mit ihm. Doch Lennay Kekua hat es nie gegeben. Te'o hat sie nie in den Arm genommen oder geküsst, sie existierte nur virtuell. Die Beerdigung von Kekua hat es nie gegeben.
Monatelang begleiteten die US-Medien Te'o und die vermeintliche Tragödie um den Leukämie-Tod seiner Freundin, die ausgerechnet am Todestag seiner Großmutter verstorben sein soll. Für die Millionen von Fans im Stadion und an den Fernsehern war der 21-Jährige fast ein Heiliger, der trotz des Verlustes weiterkämpfte und sein ebenso ruhmreiches wie erzkatholisches College Notre Dame als Linebacker ins Finale um die Meisterschaft führte. "Ich vermisse sie", sagte Te'o. Der Hawaiianer wurde zum zweitbesten Spieler der Saison gewählt. Doch in dieser Woche ist das Rührstück in sich zusammengesackt. Seitdem fragen sich die Amerikaner: Suchte Te'o nur den Glanz der Öffentlichkeit?
"Opfer eines kranken Scherzes"?
Deadspin.com enthüllte, dass Lennay Kekua niemals existierte. Die Universität Notre Dame und Te'o haben den Bericht mittlerweile bestätigt. Seitdem verdrängt der Skandal sogar die Doping-Beichte des gefallenen Rad-Stars Lance Armstrong aus den Schlagzeilen. Die Fans, die die unglaubliche Geschichte nur zu gern glauben wollten, fühlen sich betrogen.
Te'o behauptet nun, "Opfer eines kranken Scherzes" geworden zu sein. "Es ist unglaublich peinlich, darüber reden zu müssen, aber die Wahrheit ist, dass ich über einen längeren Zeitraum eine Beziehung zu einer Frau geführt habe, die ich online kennengelernt habe", ließ er mitteilen. Das College stellte sich hinter seinen Star und stützte die Geschichte des Betrogenen. "Sein Schmerz war echt. Seine Zuneigung war echt", sagte Sportdirektor Jack Swarbrick. Notre Dame habe private Ermittler beauftragt, um herauszufinden, wer hinter diesem "sehr ausgefeilten und bösen Scherz" steckt, dessen Gründe noch unklar seien, aber eine perfide Grausamkeit aufwiesen, hieß es. "Er wird nie wieder so vertrauen können. Das ist eine unglaubliche Tragödie", sagte Swarbrick.
Notre Dame wusste früher Bescheid
Doch ist Te'o wirklich nur Opfer in dieser skurrilen Geschichte? Viele Fans haben Zweifel an der Darstellung des etwas zu gutgläubigen Christen. Es ist bekannt, dass Notre Dame bereits am 26. Dezember wusste, dass es Kekua nie gab. Trotzdem wurde die Geschichte verheimlicht - auch vor dem BCS Bowl am 7. Januar, das Notre Dame gegen Alabama 14:42 verlor.
Noch vor seinem größten Spiel sagte Te'o: "Ich denke, immer, wenn man Football spielt, lenkt das von vielen Dingen ab." Mittlerweile sind längst Berichte erschienen, in denen Freunde sagen, dass sich Te'o den Schwindel selber ausgedacht haben soll, um seine Bekanntheit zu steigern. "Ich hätte viel vorsichtiger sein sollen", sagt Te'o.