
Edelfan Rory McIlroy fliegt mit dem Privatjet ein, die Titanic-Fanzone in Belfast meldet ausverkauft, die Spieler träumen von einer historischen Nacht. Wenn Nordirlands "Dorf-Fußballer" am Dienstag in ihrem größten Spiel seit 30 Jahren auf den Weltmeister Deutschland treffen, steht das kleine, einst so zerrissene Land vereint hinter seiner "grün-weißen Armee".
"Die Bühne ist bereit, Paris eine tolle Stadt, das Stadion fantastisch und der Gegner der Weltmeister in einem großen Turnier. Geht es besser?", fragt Kapitän Steven Davis vor der Partie im Pariser Prinzenpark (18 Uhr im LIVETICKER) in seiner Kolumne im Belfast Telegraph. Antwort überflüssig.
Kaum zu glauben: Noch vor drei Jahren blamierte sich Nordirland in der WM-Qualifikation gegen Luxemburg mit 2:3. Jetzt spielt die "Green and White Army" erstmals bei einer EM, hat mit dem 2:0 gegen die Ukraine bereits Geschichte geschrieben und will nun noch mehr. Das Achtelfinale ist zum Greifen nahe.
"Wenn Republik sie schlagen kann"
"Wir haben 30 Jahre auf einen solchen Erfolg gewartet", sagt Gerry Armstrong. Der heute 62-Jährige schoss bei der WM 1982 das Tor zum legendären 1:0-Sieg gegen Gastgeber Spanien, vier Jahre später war Nordirland letztmals bei einem großen Turnier dabei. "Die EM-Qualifikation war schon das Wunder. Alles, was noch kommt, ist eine fantastische Zugabe", so Armstrong im SZ-Interview.
"Wir sind ein kleines Land, ein Dorf im Grunde, in dem jeder jeden kennt", sagt Armstrong. 1,8 Millionen Einwohner hat Nordirland, das Jahrzehnte unter den Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten litt. Heute ist die Lage bedeutend ruhiger. Zuletzt feierten sogar die Nachbarn aus der Republik Irland mit. "Wir haben tolle Szenen gesehen. Es ist schön, dass Fans von beiden Seiten der Grenze dabei waren", sagte Teammanager Michael O'Neill.
Und so steht am Dienstag ein ganzes Land hinter dem "Dorf", wenn es gegen den Weltmeister geht. Sogar Golfstar McIlroy reist direkt von den US Open nach Paris. Als Deutschland als Gegner gezogen wurde, twitterte er vollmundig: "Wenn die Republik sie schlagen kann..." und spielte auf das 1:0 der Iren gegen Deutschland im Oktober an. In der Weltrangliste steht Nordirland als 25. acht Ränge vor dem Nachbarn.
Hummels großer Grigg-Fan
Und jetzt? Das DFB-Team solle sich in Paris auf einen Kampf einstellen, sagte Jamie Ward: "Wir sind ein hart arbeitendes Team, lassen dem Gegner nicht viel Zeit am Ball. Das wird für die Deutschen vielleicht etwas ungewohnt", sagt der Stürmer: "Wahrscheinlich sorgen sie sich nicht besonders um uns - aber wir werden ihnen Probleme bereiten."
Das deutsche Team ist immerhin gewarnt. Als Mats Hummels am Montag auf Stürmer Will Grigg angesprochen wurde, dessen Song "Will Grigg's on fire!" längst Kult ist, meinte Hummels: "Ich bin großer Fan von ihm und werde schauen, ob er nach dem Spiel sein Trikot entbehren kann" - vorher dürfe Grigg aber "nicht treffen". Die grün-weiße Armee wird das etwas anders sehen.