Mit einem späten Geniestreich hat Dimitri Payet der Grande Nation unverhofft doch noch einen großen Abend beschert. Im Eröffnungsspiel der EM gegen Rumänien erlöste der Angreifer von West Ham United mit seinem traumhaften Linksschuss in den Torwinkel zum 2:1 (0:0) die Gastgeber vom schier übermenschlichen Erwartungsdruck, der die Mannschaft von Didier Deschamps über weitere Strecke nervös und schwerfällig wirken ließ.
"Das war natürlich ein ganz wichtiger Sieg", sagte "General" Didier Deschamps, die tiefen Sorgenfalten des französischen Nationaltrainers lösten sich im Moment des Siegtreffers auf. "Anfangs war unser Spiel leider nicht sehr gut. Am Schluss habe ich immer noch an eine Chance geglaubt, denn ich habe gesehen, dass die Rumänen müde wurden."
Ein zäher Start, aber einer mit Happy End. Zunächst hatte der lange verfemte Olivier Giroud (57.) vom FC Arsenal für einen ersten Aufschrei der Erleichterung im Stade de France gesorgt, nur acht Minuten später folgte bereits die Ernüchterung: Bogdan Stancu verwandelte einen von Patrice Evra an Nicolae Stanciu verschuldeten Foulelfmeter (65.).
Der erlösende Treffer von Payet (89.) war schließlich der Lohn für das fast verzweifelte Bemühen, die standfeste Abwehr der Rumänen zu knacken, Glanz versprühte die Equipe tricolore allerdings selten. Es war ein Auftritt ohne Leichtigkeit, allzu schwer lasteten offensichtlich die Erwartungen des ganzen Landes auf den Blauen. Die beiden anderen Gruppengegner der Franzosen, die Schweiz und Albanien, treffen am Samstag in Lens aufeinander (15.00 Uhr).
Frankreich war nach hypernervösem Beginn überlegen, hatte auch gute Chancen, vor allem durch Antoine Griezmann (14. und 37.) und den über weite Strecken unsichtbaren Paul Pogba (57.) kurz vor dem Führungstreffer, konnte aber von Glück sagen, nicht jeweils zu Beginn der Halbzeiten in Rückstand zu geraten. Beide Male hatte Stancu vom türkischen Erstligisten Genclerbirligi die Führung auf dem Fuß, beide Male konnte er die Chance nicht nutzen (4. und 48.).
Das Eröffnungsspiel war auch unmittelbar vor dem Anpfiff noch einmal zu mehr als nur einer sportlichen Angelegenheit überhöht worden. "Ich glaube, dass wir gewinnen", sagte der französische Staatspräsident Francois Hollande auf der Tribüne, "es wäre sehr wichtig", fügte er noch hinzu. Bereits in den Tagen zuvor hatte Hollande die Bedeutung eines guten Abschneidens der Equipe tricolore für die gesamte Nation betont.
Starke Parade von Lloris zu Beginn
Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Franzosen schienen die Marseillaise mit besonderer Inbrunst zu singen. Doch viel hätte nicht gefehlt, und die Euphorie hätte bereits nach vier Minuten einen Dämpfer bekommen. Nach einem Eckball der Rumänen kam Stancu aus zwei Metern völlig frei zum Schuss, zielte aber genau auf Torhüter Hugo Lloris. Schon waren sie zu sehen, die Abwehrprobleme der Franzosen.
Ohnehin schienen die Gastgeber zunächst überlastet vom Erwartungsdruck: Die deutschen Nationalspieler, die das Spiel in ihrem Teamquartier in Evian in entspannter Atmosphäre verfolgten, sahen anfangs nervöse Franzosen, die ungeordnet wirkten und keinen anständigen Spielaufbau zustande brachten. Erst nach etwa zehn Minuten fing die Mannschaft von "General" Didier Deschamps an, sich das Blei aus den Beinen zu spielen.
Auch Chancen ergaben sich: Ein Kopfball von Giroud flog knapp neben das Tor (10.), ein Kopfball von Antoine Griezmann landete am Pfosten (14.). Frankreich war bemüht, hatte weitere gute Gelegenheiten, machte Druck, erst recht nach dem Ausgleich, doch die Rumänien verkauften sich teuer. Allerdings nicht lange genug: Zwei Treffer hatten die Rumänen gerade mal in der gesamten Qualifikation hinnehmen müssen.