Nachdem bereits die Aktion an sich große Diskussionen entfachte, ist nun ein mindestens genau so heftiger Streit um das Strafmaß für Torsten Jansens Kopfstoß entbrannt. Dieser ist trotz der höchsten je ausgesprochenen Strafe zu Saisonbeginn wieder spielberechtigt.
Der frühere Nationalspieler Torsten Jansen (36) vom Handball-Bundesligisten HSV Hamburg ist nach seinem Kopfstoß gegen den Berliner Ivan Nincevic für zehn Meisterschaftsspiele, längstens aber für zwei Monate gesperrt worden. Zudem muss der Linksaußen eine Geldstrafe in Höhe von 15.000 Euro zahlen. Es ist die höchste Strafe, die jemals im deutschen Handball verhängt wurde.
Faktisch bedeutet das Urteil der Disziplinarkommission der Handball-Bundesliga (HBL) allerdings, dass der Weltmeister von 2007 seinem Verein lediglich in den beiden noch ausstehenden Spielen der aktuellen Saison fehlen wird. Auch beim Final Four in der Champions League (1./2. Juni) ist Jansen spielberechtigt.
Streit um das Urteil
"Dass der Saisonzeitpunkt Jansen zu Gute gekommen ist und dass die faktische Sanktion der Schwere des Vergehens nicht entspricht, daran konnten wir nichts ändern", sagte HBL-Justiziar Andreas Thiel dem SID. Gegen das Urteil können sowohl der HSV als auch Torsten Jansen innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung beim Bundessportgericht Einspruch einlegen.
Die Verantwortlichen der Füchse Berlin wollten das Urteil auf SID-Anfrage zunächst nicht kommentieren. Und auch der HSV und Jansen ließen am Donnerstagabend offen, ob sie dem Urteil innerhalb der Frist widersprechen.
Anzeige wegen Körperverletzung?
Losgelöst davon droht Jansen jedoch weiterhin eine Anzeige wegen Körperverletzung. "Ich will mich erst die nächsten zwei, drei Tage richtig erholen und wieder sicher auf den Beinen stehen. Erst dann werde ich entscheiden", sagte Nincevic am Donnerstag bei Sport 1: "Aber ich suche keine Rache. Zurzeit will ich nur eine Erklärung für das, was auf dem Feld passiert ist."
Jansen hatte Nincevic im Bundesliga-Spiel des HSV gegen die Füchse Berlin (28:25) am Dienstagabend 37 Sekunden vor dem Ende mit einem Kopfstoß niedergestreckt und dafür die Rote Karte erhalten. Nincevic erlitt schwere Prellungen an Jochbein und Hinterkopf sowie eine schwere Gehirnerschütterung. Die Saison ist für den 31 Jahre alten Kroaten damit vorzeitig beendet.
Für ein höheres Strafmaß sieht die Kommission, der neben Thiel noch Liga-Spielleiter Andreas Wäschenbach und HBL-Prokurist Mark Schober angehörten, keine Grundlage, deswegen hat sie keinen Antrag auf weitere Bestrafung durch das Bundessportgericht gestellt.