Was ist eine Niederlage? Diese Frage konnten die Spieler des THW Kiel kaum noch beantworten. Zuletzt verloren die Zebras im Oktober 2011 ein Spiel. Nun musste sich der deutsche Meister und Champions League-Sieger bei der Club-WM geschlagen geben.
Fast elf Monate nach der 23:24-Niederlage in der Champions League gegen Montpellier war es also nun wieder soweit. Im Finale der Club-WM gab es für den THW eine 23:28 (13:13)-Niederlage gegen Atletico Madrid und Zebra-Kapitän Marcus Ahlm schaute fast irritiert, als nicht er die Trophäe in die Hände nehmen durfte.
Doch klar war auch, diese Niederlage, die künftig die Erinnerung an ein solches Szenario zurückbringt, und die Definitionen aus dem Duden abgelöst hat, ist kein Beinbruch - lediglich eine kleine Randnotiz. "Wir wollten uns hier für die Liga einspielen, das hatte klare Priorität", ließ Trainer Alfred Gislason nach dem Finale wissen.
Und so sahen es auch die Spieler, obwohl sie dieses Turnier natürlich auch ganz gerne gewonnen hatten. Dennoch hat die Club-WM nicht den Stellenwert einer Meisterschaft oder natürlich der Champions League. "Ich wollte diese Trophäe unbedingt wieder gewinnen", gestand Dominik Klein.
THW Kiel testet für die Bundesliga
Der Außenspieler sagte aber auch: "Für uns war das eher Teil zwei der Vorbereitung, nachdem wir wegen der Olympischen Spiele nicht komplett trainieren konnten. Nun wissen wir genau, woran wir noch arbeiten müssen." Und die Baustellen sind nicht mit berlinesken Verhältnissen an Flughäfen zu vergleichen.
Es ist der Feinschliff, der in den kommenden Tagen und vielleicht Wochen als letztes Mosaiksteinchen zu bearbeiten ist. Denn acht von zehn Halbzeiten bei diesem Turnier waren gut, lediglich im zweiten Durchgang des Finals gab es einen kleinen Einbruch. Zudem hatte der THW beim Auftakt gegen Gastgeber Al-Sadd einen Durchhänger gehabt.
Ein Aspekt der Niederlage war sicherlich auch das Fehlen von Spielmacher Aron Palmarsson, so blieb die Organisation gerade in Halbzeit zwei auf der Strecke, zwischenzeitlich warteten die Zebras zehn Minuten auf einen Torerfolg. Gegen eine Spitzenmannschaft einfach eine zu große Hypothek.
THW Kiel freut sich über starke Neuzugänge
Mut machte in jedem Fall die Integration der Neuzugänge um Patrick Wiencek oder Rene Toft Hansen, die langsam in Gislasons Defensiv-Konzept hineinwachsen. Gegenstoßspezialist Gudjon Valur Sigurdsson leistete sich zudem kaum einen Fehlwurf und auch der serbische Rückraumspieler Marko Vujin hat seinen Torriecher bewiesen.
"Sie waren der verdiente Sieger, ganz einfach, wir waren zu schlecht", hatte Gislason nach dem verlorenen Finale trotzdem erklärt und durfte sich im Namen seines Clubs immerhin über das Preisgeld in Höhe von 200.000 Dollar freuen und vielleicht auch über die Trainingseinheit auf hohem Niveau. "Ob der Super Globe gut oder schlecht war, zeigt sich am Mittwochabend beim Ligaspiel gegen Hannover-Burgdorf", betonte der THW-Coach. "Nur das zählt!"