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Von: Daniel Raecke
Datum: 18. Juni 2012, 22:55 Uhr
Format: Artikel
Diskussion:
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Taktikanalyse: Was haben die EM-Regeln mit Spaniens und Kroatiens Taktik zu tun?

David Silva, Spanien, Kroatien
David Silva

Ist Spanien angeschlagen, weil sich der Weltmeister auch gegen Kroatien lange schwer tat? Oder ist Fußball ein Spiel mit 22 Spielern, und am Ende gewinnen die Spanier? Wir analysieren Slaven Bilics gute, aber am Ende erfolglose Taktik, werfen einen Blick auf die UEFA-Regularien und versuchen, die Mannschaft zu identifizieren, die gegen Spanien wirklich gewinnen kann.

In einem hochinteressanten Spiel hat sich Spanien gegen Kroatien fürs Viertelfinale qualifiziert, und das als Gruppensieger. So weit, so erwartet. Was aber nicht nur für den anwesenden Bundestrainer Joachim Löw, sondern auch für alle anderen Trainer spannend zu beobachten war, war die kroatische Taktik, die über weite Strecken des Spiels hervorragend funktionierte und nach dem Spiel gegen Italien schon der zweite Fall war, in dem Spanien zunächst nicht mit dem Gegner klar kam.

Dabei darf natürlich auch nicht vergessen werden, dass Kroatien - wie am Vortag Dänemark gegen Deutschland - eine defensiv orientierte Taktik für ein Spiel gewählt hatte, das die Mannschaft eigentlich gewinnen musste. Die gleiche absurde Situation entstand also wie in Lviv - die technisch bessere Mannschaft versuchte, das Spiel bei viel Ballbesitz zu kontrollieren, während die nominell unterlegene Mannschaft entscheiden musste, ab welchem Zeitpunkt sie auf Offensive umschalten sollte.

1) Wie man Ballbesitz neutralisiert

Die rein statistischen Werte verrieten nicht, wie viele Probleme der Weltmeister mit dem kroatischen Spiel gegen den Ball hatte. Spaniens Ballbesitz addierte sich wieder einmal auf mehr als 70 Prozent der Spielzeit, aber echte Großchancen resultierten daraus nicht. Das, weil Kroatien dem mittlerweile etablierten Rezept für Fußball gegen dominante Mannschaften folgte. Es geht nicht um Pressing, es geht nicht um Balleroberung, es geht darum, entweder die Zahl der Torchancen des Gegners zu minimieren, oder - wie im Fall von Chelsea am Auffälligsten - die Qualität seiner Torchancen zu beeinträchtigen.

So weit, so pauschal. Interessant war natürlich, wie genau Slaven Bilic dieses Ziel erreichte. Als entscheidende Zone hatte der kroatische Coach das zentrale Mittelfeld identifiziert, und hier in seinem 4-4-1-1 (bei gegnerischem Ballbesitz, also meistens) betont defensive Personalentscheidungen getroffen. Mit dem starken Kapitän Dario Srna auf der rechten und Danijel Pranjic auf der linken Seite hatte er zwei Profis aufgeboten, die beide auch als Außenverteidiger spielen können.

Zentral spielte zwar mit Ivan Rakitic neben Ognjen Vukojevic ein nominell offensiver Mann, aber der Ex-Schalker fügte sich sehr diszipliniert in die Grundordnung ein. Selbst Luka Modric und Mario Mandzukic beteiligten sich an der Arbeit in der eigenen Hälfte - mit dem Ergebnis, dass Spanien zwar den Ball hatte, aber sich sehr schwer tat, Passkombinationen auszuführen, und das um so mehr, je näher sie dem kroatischen Strafraum kamen. Viele Querpässe und letztlich erfolglose Verlagerungen waren die Folge.

2) Die UEFA-Regularien und ihre komplizierten Implikationen für den Spielverlauf

Ganz Europa scheint in diesen Tagen seine Debatten um die richtigen Maßnahmen im Kampf gegen die Eurokrise hintangestellt zu haben und stattdessen darüber zu diskutieren, wie zum Teufel die Tiebreaker-Regeln in der EM-Vorrunde genau funktionieren. Uns kommt es so vor, als habe es noch nie so viele so komplexe Fälle gegeben. In jedem der acht letzten Gruppenspiele ging und geht es noch ums Weiterkommen, und fast immer müssen schwierige Permutationen in Erwägung gezogen werden, um nachzuvollziehen, wer drin ist und wer draußen.

Beispiel 1 - die Gruppe A am Samstag. Noch nachdem Griechenland das 1:0 gegen Russland erzielt hatte, waren die Russen virtuell Gruppenerster. Ohne, dass in ihrem Spiel noch etwas passierte, rutschte die Mannschaft von Dick Advocaat in der zweiten Hälfte auf Platz drei ab - und schied aus.

Beispiel 2 - Befürchtet worden war - in Anlehnung an 2004 und das berüchtigte 2:2 zwischen Dänemark und Schweden, das Italien aus dem Turnier warf - ein erneutes 2:2, diesmal zwischen Spanien und Kroatien. Dieses Resultat hätte beiden Kontrahenten das Viertelfinale gesichert, selbst, wenn Italien 9:0 gegen Irland gewonnen hätte. Das 2:2 gab es nicht. Aber kompliziert war es trotzdem bis in die Nachspielzeit.

Denn bis zur 35. Minute waren Spanien und Kroatien beide im Viertelfinale, solange beide Spiele 0:0 standen. Einfach: Italien hatte zwei Punkte weniger. Dann aber traf Antonio Cassano zum 1:0 für die Azzurri, Italien war nun auf einmal virtuell Gruppenerster - in einer Miniliga mit den punktgleichen Spanien und Kroatien hatte Italien ein Tor mehr erzielt als die beiden anderen (2:2 gegenüber jeweils 1:1). Spanien wiederum stand vor Kroatien durch die in diesem Fall (aber nur für die beiden berücksichtigten) Irland-Spiele, von denen Spanien seines höher gewonnen hatte als Kroatien.

Ein Tor für Kroatien hätte das Aus für Spanien und Platz zwei für Italien bedeutet. Dann aber traf Spanien, war wiederum Erster und Italien Zweiter. Fast zeitgleich erhöhte Mario Balotelli auf 2:0 für Italien, was aber einstweilen egal war, dann ein Ausgleich für Kroatien hätte nun wiederum bedeutet, dass Kroatien doch noch weiter gekommen wäre (anders als beim 0:0), weil jetzt die Miniliga zwischen den drei punktgleichen Teams auch alle mit 2:2 Toren ausgewiesen hätte und dann alle drei Spiele gegen Irland verglichen worden wären - hier sah Italien mit seinem 2:0 gegen Kroatiens 3:1 und Spaniens 4:0 schlechter aus.

Hätte Italien aber noch das 3:0 markiert, dann wiederum wäre für Kroatien das 1:1 zu wenig gewesen. Können Sie noch folgen? Vielleicht, aber es erleichtert nicht gerade die taktische Ausrichtung in Spielen auf diesem Niveau, wenn man von Minute zu Minute so komplexe Überlegungen anstellen muss. Letzten Endes schied Kroatien recht unglücklich aus - aber immerhin nach Punkten und nicht durch komplizierte Sonderregeln.

3) Zu defensiv oder zu offensiv?

Vergessen wir die UEFA-Regeln und fragen uns: Wie hätte Kroatien ein Tor erzielen können? Denn das musste Bilics Mannschaft ja in jedem Fall, sobald Italien führte. Wie wir gesehen haben, funktionierte die Defensivausrichtung gut, und sie hätte in zwei bis drei Situationen ein Tor erbringen können. Im ersten Fall übersah Wolfgang Stark ein elfmeterreifes Foul von Sergio Ramos an Mario Mandzukic, im zweiten Fall köpfte Rakitic Modrics großartige Außenristflanke genau auf Iker Casillas. Und im dritten Fall hätte der eingewechselte Ivan Perisic nach seiner schönen Brustannahme den Ball vielleicht noch etwas platzierter aufs Tor bringen können, scheiterte aber ebenfalls an Casillas.

Falsch war die Strategie also nicht gewesen. Da sie aber nicht aufgegangen war, musste Bilic am Ende des Spiels reagieren, und es lässt sich argumentieren, dass er überreagierte, als mit Perisic, Nikica Jelavic und Eduardo drei weitere Offensivspieler brachte. Das folgt der Logik von Berti Vogts, der bei Deutschlands WM-Aus gegen Kroatien (0:3) im Viertelfinale 1998 trotz Unterzahl ausschließlich Stürmer einwechselte, um das Spiel zu drehen. Dass vier oder fünf Angreifer auf dem Rasen aber nicht unbedingt ein funktionierendes Offensivspiel gewährleisten, musste gerade zuletzt erst wieder Russland in der Schlussphase gegen Griechenland erkennen.

Mit den Umstellungen kippte das Spiel zugunsten der bis dahin erfolgreich neutralisierten Spanier, die mehr Platz im nun nicht mehr so kompakten Mittelfeld erhielten und dann aus dieser Zone heraus mit Cesc Fabregas das Siegtor vorbereiteten. Spanien hatte - das wiederum eine gute Maßnahme von Vicente del Bosque - inzwischen Jesus Navas für die rechte Außenbahn gebracht, der dann auch das Siegtor erzielen sollte.

Dennoch war Bilics Taktik nachvollziehbar - sowohl in der Anfangs- wie auch in der Schlussphase des Spiels. Gegen Spanien kann man manchmal eben auch alles richtig machen und trotzdem verlieren.

4) Spanien - angeschlagen oder unschlagbar?

Von den letzten 45 Pflichtspielen unter Luis Aragonés und Vicente del Bosque hat Spanien zwei verloren: Gegen die USA im Halbfinale des Confederations Cups 2009 und in der WM-Vorrunde 2010 gegen die Schweiz. Bei aller Kritik an den Leistungen der Roja in der aktuellen Euro-Vorrunde kann man nicht übersehen, dass diese Mannschaft, wenn es drauf ankommt, faktisch seit 2006 kein wichtiges Spiel mehr verloren hat. Diese Serie hält an.

Man hat in den Spielen gegen Italien und Kroatien gesehen, wo man Spaniens Spiel stören muss: im zentralen Mittelfeld. Doch Kroatien verlor, Italien stand trotz toller Leistung am Ende auch dicht vor der Niederlage. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Spanier mit zunehmender Spieldauer über größere Reserven verfügten als ihre Gegner - sowohl von der Bank wie auch in Sachen Kondition der Startelf. Die ersten Halbzeiten der drei Vorrundenspiele Spaniens endeten zusammen 1:0. Die zweiten Hälften 5:1.

In den nun anstehenden KO-Spielen sind taktische Erwägungen wie die oben beschriebenen hinfällig. Realistisch wird es für die meisten Teams, die nun gegen Spanien antreten, darum gehen, bis ins Elfmeterschießen ein Zu null zu halten. Und wenn sich vorher eine Konterchance ergibt, dann kann man ja immer noch sehen, was geht. Vor diesem Hintergrund sind taktische Disziplin, Kondition und Geduld essentiell.

Von den beiden wahrscheinlichsten Viertelfinalgegnern Spaniens besitzt die Ukraine diese Eigenschaften nach bisheriger Anschauung weniger als England. Ein Spiel zwischen Roy Hodgsons Chelsea-Imitat und Spaniens Barcelona-Stil wäre ein sehr interessanter Prüfstein für die aktuellen Thesen zum Defensivfußball, die wir seit Wochen diskutieren. Nehmen Sie sich am besten für den kommenden Samstag nichts vor.

Daniel Raecke