
Jede Menge Tradition, gleich sechs Ostklubs und ein klarer Favorit: Während die Bundesligisten noch im Trainingslager schwitzen oder bei Testspielen ihre Systeme einstudieren, zählt es bereits für die Teams der 3. Liga. Beim Start am Samstag steht vor allem Arminia Bielefeld im Fokus. Der Absteiger gilt als Favorit auf den Aufstieg.
"Es ist schön, dass uns etwas zugetraut wird, aber wir können uns davon nichts kaufen", sagte Arminia-Coach Norbert Meier, der mit seinem Team im ersten Duell bei Aufsteiger Mainz 05 II direkt unter Druck steht. 14 der 20 Drittliga-Trainer kürten die Ostwestfalen bei einer Umfrage von dfb.de zum Topkandidaten auf die Meisterschaft. "Als Absteiger ist es normal, dass man erstmal zu den Favoriten gezählt wird", meinte Meier lapidar.
Die Arminia hat ihre Ansprüche auf dem Transfermarkt klar untermauert und den Kader mit reichlich Bundesligaerfahrung aufgemotzt. Einen lockeren Durchmarsch erwarten aber auch die Experten nicht. "Für den Aufstieg kommt eine große Zahl von Mannschaften in Frage", sagte Marc Kienle. Mit Wehen-Wiesbaden, in der Vorsaison auf Platz vier gestrandet, trainiert der Coach ebenfalls einen der Topklubs. Der 41-Jährige erwartet aber auch Preußen Münster und den VfL Osnabrück im oberen Drittel.
Dresden mit über 10.000 verkauften Dauerkarten
Der VfL kann seine Ambitionen gleich am Samstag vor einem Millionenpublikum beweisen. Das offizielle Liga-Eröffnungsspiel gegen Energie Cottbus wird live in der "ARD" übertragen. "Ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken und Aussagen in die Welt setzen, dass wir in ein bis zwei Jahren wieder Zweite Liga spielen", sagte VfL-Coach Maik Walpurgis, "aber diese Zielsetzung werden wir im Auge behalten."Nicht zu unterschätzen sind aber auch die Traditionsklubs aus dem Osten. Mit Cottbus, Hallescher FC, Chemnitzer FC, Hansa Rostock, Rot-Weiß Erfurt und Dynamo Dresden gehen gleich sechs Vereine aus den neuen Bundesländern an den Start. Stimmungsvolle Duelle sind somit garantiert, allerdings besteht auch Grund zur Sorge. "Es freut mich, dass es so viele Derbys geben wird. Ich hoffe nur, dass sie ohne Ausschreitungen friedlich verlaufen", sagte Präsident Rainer Milkoreit vom Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) dem "SID".
Mehr als 10.000 Dauerkarten hat allein Dynamo abgesetzt. "Was wir erleben, ist ein kraftvoller gemeinsamer Neustart", sagte Geschäftsführer Robert Schäfer. Abstiegstrauer war gestern, nun soll der Auftakt am Samstag gegen die Reserve des VfB Stuttgart gelingen. Und natürlich träumen die Schwarz-Gelben davon, die wirtschaftlich schwierige Liga bereits nach einer Saison wieder nach oben zu verlassen.
"Aufwand unterscheidet sich kaum zur 2. Liga"
Höhere Erlöse könnte auch der langjährige Bundesligist MSV Duisburg bestens gebrauchen. "Der Aufwand, der in der dritten Liga geleistet werden muss, unterscheidet sich kaum von dem in der zweiten Bundesliga", sagte Cheftrainer Gino Lettieri der Rheinischen Post: "Doch unter dem Strich kommt viel weniger dabei heraus. Die Fernsehgelder, die wir hier kriegen, gehen ja schon fast allein wieder für die Berufsgenossenschaft drauf."Trotz all der Widrigkeiten kribbele es gewaltig, sagte Lettieri: "Man ist ist fokussiert, aber auch aufgeregt, weil man noch nicht genau weiß, wo man steht." Am Samstag in Regensburg endet die Ungewissheit. Für Lettieri und seine 19 Trainer-Kollegen.