
Viktor Skripnik schrie seine Freude in den Mainzer Abendhimmel und packte sich jeden seiner Spieler einzeln zur Umarmung. Nach seinem perfekten Debüt mit Werder Bremen in der Bundesliga durch einen 2:1 (1:1)-Erfolg beim FSV Mainz 05 konnte der neue Trainer in der grün-weißen Jubeltraube endlich sein "Pokerface" fallen lassen.
"Ich war echt nervös", gestand der 44-Jährige, der den Krisenklub von der Weser auf Anhieb zum ersten Saisonsieg geführt hatte: "Aber ich wollte das nicht zeigen, damit meine Mannschaft nicht denkt, dass der Trainer zittert."
Fast stoisch hatte der Ukrainer während der 93 Minuten an der Seitenlinie verfolgt, wie sein Team erst fast unterging und sich dann mit großer Moral und dank des starken Torjägers Franco Di Santo letztlich auch verdient zu dem so lange ersehnten Erfolg kämpfte. "Wir nehmen die drei Punkte gerne mit", sagte der Coach: "Zum Schluss zählt nur das - wir sind überglücklich."
Defizite noch vorhanden
Natürlich, meinte das Bremer Urgestein, "sieht jeder unsere Defizite, und wir wissen das". Jetzt aber, nach den Siegen in Mainz vor 31.017 Zuschauern und vier Tage zuvor im DFB-Pokal (2:0 bei Drittligist Chemnitzer FC), "haben die Spieler gesehen, dass sie gewinnen können".
In der Liga war es der erste Erfolg im zehnten (!) Anlauf - und nach dem Sieg des SC Freiburg am Sonntag beim 1. FC Köln (1:0) behält der Double-Gewinner von 2004 weiter die "Rote Laterne". Aber mit Skripnik gibt es Hoffnung.
"Das war superwichtig", sagte Torwart Raphael Wolf: "Wir haben uns reingekämpft. Scheißegal wie." Das Trainerteam mit Skripnik und Vize-Weltmeister Torsten Frings "hat uns jeden Tag gepusht und uns Selbstvertrauen eingeimpft", sagte Zlatko Junuzovic und sprach von einem "ersten Schritt". Es sei "genau die Reaktion, die auch die Fans sehen wollten", sagte der Österreicher: "Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns." Der mitgereiste Bremer Anhang feierte noch lange nach dem Schlusspfiff: "Der SVW ist wieder da!"
Dass es danach lange nicht ausgesehen hatte, lag am dem frühen Treffer von Shinji Okazaki (3.) und der desolaten Bremer Leistung in den ersten 40 Minuten. Erst ein umstrittener Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) brachte Di Santo nahe genug an das Mainzer Tor (44.). Beim Strafstoß scheiterte der Argentinier zwar an FSV-Keeper Loris Karius, nutzte aber den Nachschuss zum Ausgleich (45.). Seinen zweiten Treffer erzielte er gekonnt per Lupfer (49.).
Di Santo als Heilsbringer
Das könnten wohl "nur Südamerikaner" so, meinte Skripnik: "Er ist einfach wichtig für den gesamten Verein." Der Doppeltorschütze selbst gab sich bescheiden. "Wichtig ist, dass wir gewonnen haben", sagte der 25-Jährige: "Dass ich die Tore gemacht habe, nicht. Wir haben gezeigt, dass wir die Qualität haben zu gewinnen."
Das hatten die Mainzer völlig vermissen lassen. "Von zehn Spielen gewinnst du so ein Spiel neunmal", sagte Yunus Malli. Trainer Kasper Hjulmand war "extrem enttäuscht" nach der zweiten Niederlage in Folge. "Wir hätten das Spiel in der ersten halben Stunde entscheiden können", sagte der dänische Coach: "Aber das haben wir nicht geschafft."