
Ja-Cheol Koo sah akuten Redebedarf. Bei einem Fußball-Kapitän ist das nicht sonderlich erwähnenswert - bei einem Asiaten, einem eher schüchternen noch dazu, hingegen schon. Aber der möglicherweise viel zu früh platzende Traum von einer großartigen WM-Endrunde in Brasilien ließ Koo einfach keine andere Wahl. "Die Atmosphäre war überhaupt nicht gut. Dank der Niederlage haben wir viel miteinander gesprochen und unsere Gedanken ausgetauscht", sagte der 25-Jährige.
Jener Rückschlag, den der Mittelfeldspieler des Bundesligisten FSV Mainz 05 anspricht, liegt mittlerweile schon knapp zwei Wochen zurück. Die biedere Vorstellung beim 0:4 im letzten WM-Test gegen Ghana und eine insgesamt ganz schwache Vorbereitung auf die WM am Zuckerhut hatten die Alarmglocken in Südkorea läuten lassen. Besser sollte es danach werden, viel besser - beim WM-Auftaktspiel gegen Russland erkämpfte sich Südkorea immerhin ein 1:1. Koo wähnt sich und seine Teamkollegen auch deshalb auf dem richtigen Weg.
"Die Gespräche haben uns Selbstvertrauen gegeben", versicherte Koo. Gegen Algerien waren die asiatischen Tiger am Sonntagabend in Porto Alegre wieder gefordert, das letzte Gruppenspiel führte Koo und Co. nach Sao Paulo gegen Belgien. "Ich will das Team als Vorbild führen und werde in jeder Minute des Spiels mein Bestes geben", versprach der jüngste WM-Kapitän Südkoreas.
"Keine leichte Zeit"
Dass Koo vor Selbstsicherheit strotzt und derart forsche Ansagen von sich gibt, war nicht immer so. Und das hat auch mit seiner Vergangenheit in der Bundesliga zu tun. Beim VfL Wolfsburg wurde er nicht glücklich, auch nach seinem Wechsel in der Winterpause nach Mainz rieben sich Einige ob der gezahlten Ablösesumme von fünf Millionen Euro verwundert die Augen. "Ich hatte privat diese Saison keine leichte Zeit. Das hat mich beeinträchtigt", verriet Koo der "Bild"-Zeitung.
Seine Frau lebt noch immer in Südkorea, seinen kleinen Sohn kannte er nur von Bildern - bis zur WM-Vorbereitung im Heimatland. Die Zusammenführung mit seinen Liebsten scheint ihm Kraft gegeben zu haben, vollmundig kündigte Koo an: "In der nächsten Saison bin ich viel stärker."
Schon früh ein guter Kapitän
Im südkoreanischen Team ist er schon in diesen Tagen die größte Stütze. "Alle Akteure, die im Ausland spielen, sind sehr wichtig", sagte Trainer Myung-Bo Hong. Neben Koo darf er unter anderem noch den Mainzer Joo-Ho Park, die Augsburger Jeong-Ho Hong sowie Dong-Won Ji und den Leverkusener Heung-Min Son zu seinen Schützlingen zählen. An die (Führungs-)Qualitäten Koos kommen diese aber vielleicht nicht ganz ran, weshalb der Trainer seinen Kapitän auch lobte.
"2002 war ich Kapitän gewesen, das war eine sehr stressige Aufgabe", sagte Hong. Will heißen: Koo ist der Sache gewachsen. Koo sei meiner Meinung nach auch schon in Juniorenteams ein guter Kapitän gewesen, und ganz wichtig: "Er stellt die beste Verbindung zwischen Trainer und Mannschaft her."