
Der Frust nagte an Martin Schmidt. Hartnäckig. Immer wieder strich sich der Trainer des FSV Mainz 05 nach dem vorzeitigen Europa-League-K.o. des Debütanten frustriert die nassen Haare hinter die Ohren. Doch um kurz vor Mitternacht dachten Schmidt und seine internationalen "Grünschnäbel" schon wieder an ein besonderes Comeback. "Die Europa League irgendwann nochmal spielen zu können, das wäre ein Traum von uns allen", sagte der Coach nach der Nullnummer beim französischen Rekordmeister AS St. Etienne.
Und weil Schmidt weiß, dass der Weg in die europäische Zukunft nur über einen Wettbewerb führt, nahm er seine Schützlinge in die Pflicht. "Jetzt müssen wir den absoluten Fokus auf die Bundesliga richten", forderte der 49-Jährige vor dem Punktspiel bei Hertha BSC am Sonntag bei Sport1. Als Tabellenachter haben die Mainzer alle Chancen auf den neuerlichen Sprung in den Europapokal.
Die Rheinhessen jedenfalls wollen von ihrer Erfahrung profitieren. "Wir haben dazugelernt. Davon werden wir zu einhundert Prozent in der Liga zehren", meinte Schmidt, der mit Kritik nicht sparte: "Wir waren über alle fünf Spiele nicht klug genug."
Zwar gab es nur eine Niederlage (1:6 beim RSC Anderlecht), doch sechs Punkte (6:10 Tore) waren zu wenig für einen der beiden ersten Plätze in der Gruppe C. Sportdirektor Rouven Schröder zeigte sich wehmütig - aber nicht unzufrieden: "Wir wollten konkurrenzfähig sein, das waren wir. Wir hätten es gerne weitergemacht."
Schmidt: "Wir waren nicht klug genug"
Zum Bumerang wurden die beiden Unentschieden gegen St. Etienne und Anderlecht (beide 1:1). In beiden Spielen hatte eine Führung der Gastgeber bis zur 87. beziehungsweise 65. Minute nicht zum Sieg gereicht. "Da hätten wir einfach mehr holen müssen, das war der Knackpunkt. Wir haben das nicht hier in Frankreich versemmelt", sagte Kapitän Stefan Bell.
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Bell kritisierte die "unterbesetzte" Mainzer Offensive und die Spieler "auf falschen Positionen", wo der Ball "nicht hinkam". Die besten Chancen vergaben Yunus Malli (44.) und Jhon Cordoba (73.). Bei einem Pfostenschuss von Oussama Tannane (82.) hatten die Gäste Glück.
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Das abschließende Gruppenspiel am 8. Dezember gegen den punktlosen FK Qäbälä aus Aserbaidschan ist sportlich bedeutungslos - doch ein Sieg bringt 360.000 Euro von der UEFA. "Wir wollen das schöne Abenteuer Europa mit einem Sieg beenden", forderte Bell.
Allerdings plagen die Rheinhessen auch noch andere Probleme. Der Vorstand hatte sich in diesen Tagen mit einer Mail an die aktive Fanszene der "05er" gewandt und eine Unterredung gefordert. Bislang ohne Erfolg. Etliche Anhänger hatten sich über das aggressive Verhalten der FSV-"Ultras" in den vergangenen Monaten beschwert. Bei weiteren Entgleisungen erwägt der Vorstand, den auffälligen Fans die "gewährten Privilegien" zu entziehen.