Nach Rafael Nadal ist auch Novak Djokovic Opfer seiner Abneigung gegen den blauen Sand von Madrid geworden. Mit einer ungewöhnlich hohen Fehlerquote und sieben ausgelassenen Breakchancen war im Viertelfinale von Madrid gegen Janko Tipsarevic nichts zu holen.
Der blaue Sand in Madrid hat sein zweites Opfer gefunden. Nach Rafael Nadal, der sich am Vortag verabschiedet hatte und anschließend über den Platz schimpfte, auf dem höchsten "Schlümpfe" spielen könnten, musste sich im Viertelfinale auch Titelverteidiger Novak Djokovic aus dem ATP Turnier verabschieden.
Der Weltranglistenerste hatte sich offenbar in den letzten Tagen derart in seine Abneigung gegen den ungeliebten Belag hineingesteigert, dass er im Match gegen Janko Tipsarevic eine für seine Verhältnisse ungewohnt hohe Fehlerquote aufwies, alle seine sieben Breakchancen vergab und am Ende in nur 103 Minuten mit 6:7, 3:6 unterlag. Da hätten auch Tipps von Chuck Norris nichts geholfen, die - so Djokovic am Vortag - in Madrid nötig wären, um auf der blauen Asche verletzungsfrei zu bleiben.
Der erste Satz in der Partie gegen Tipsarevic war eigentlich recht ausgeglichen gewesen. Djokovic hatte mehrfach Chancen gehabt, seinem Gegner den Aufschlag abzunehmen, doch in den entscheidenden Phasen war der Serbe diesmal nicht in der Lage, die Big Points zu setzen. Die Verachtung, die er dem blauen Sand entgegenbrachte, war nahezu jeder seiner Bewegungen anzusehen. Allerdings zeigte Tipsarevic auch eine starke Defensivleistung und kämpfte verbissen um jeden Ballwechsel und erreichte den Tiebreak, den er sich mit einer starken Vorstellung sicherte.
Tipsarevic bringt das Match nach Hause
Der zweite Satz begann ebenfalls ausgeglichen, doch dann durchbrach Tipsarevic, der im ersten Satz nicht einmal in die Nähe eines Breakballs gekommen war, plötzlich Djokovics Aufschlag und setzte sich mit 4:2 ab. Djokovic wirkte kurz geschockt, kam mit eigenem Service noch einmal auf 3:5 heran, hatte dann sogar zwei Breakbälle, die Tipsarevic allerdings abwehrte und dann selbst seinen vierten Matchball verwertete und ins Halbfinale einzog.
Er selbst hatte an dem blauen Belag nichts auszusetzen. "Die Courts sind wirklich etwas rutschig, aber der Absprung der Bälle ist perfekt", erklärte er hinterher auf seiner Pressekonferenz und lieferte die Analyse von Djokovics Spiel gleich mit. "Das soll meine eigene Leistung jetzt nicht schmälern, aber auf diesem Belag ist es schwer, zu verteidigen. Und deshalb haben Novak und Rafa hier auch diese Probleme. Denn normalerweise sind sie erstklassig aus der Defensive."
Djokovic erneuert seine Boykott-Drohung
Djokovic darf dagegen die Koffer packen und wird im nächsten Jahr wohl nicht wieder in Madrid antreten, wenn Turnier-Organisator Ion Tiriac bis dahin nicht von dem blauen Sand verabschiedet hat, wie er auf der Pressekonferenz nach der Partie noch einmal unmissverständlich klar machte. "Wenn der Sand blau bleibt, komme ich nicht wieder", erklärte er und fügte an: "Diese Woche möchte ich so schnell wie möglich vergessen und dann auf richtigem Sand zurückkehren." Nächstes Turnier: Rom.
Tiriac gibt Probleme mit Belag zu
Tiriac gab angesichts der Boykottdrohungen von Rafael Nadal und Djokovic inzwischen zu, dass die Plätze tatsächlich rutschiger seien als der gewöhnliche rote Sand und entschuldigte sich bei den Spielern. Allerdings erklärte er auch, dass täglich an ihnen gearbeitet würde und sie sich daher kontinuierlich verbesserten.
Angesichts von mehr als zehn Millionen Dollar Preisgeld für Herren und Damen bei dem Turnier nahm Tiriac die Spieler aber auch in die Pflicht. "Diese Art Geld kommt nicht von Mutter Teresa. Die Spieler müssen etwas zurückgeben", sagte er. Es wäre bedauerlich, wenn es für 2013 Absagen geben würde.