Tayfun Korkut hat keinen Kredit mehr. Viele Fans von Hannover 96 fordern seinen Rauswurf und auch der mächtige Klubboss Martin Kind erhöhte vor dem Duell der Niedersachsen gegen Bayern München am Samstag (15.30 Uhr im LIVE-TICKER) den Druck. Korkut selbst bleibt cool.
"Ich bleibe ruhig und werde mein Konzept weiter durchziehen", sagte der 96-Trainer am Donnerstag. Doch Korkut ist längst nicht mehr unumstritten bei den Roten. Unter der Woche wurde der 40-Jährige erstmals öffentlich angezählt - von Präsident Kind höchst persönlich.
"Ich schätze Herrn Korkut sehr. Aber für uns als Verein geht es darum, seine Arbeit und die Ergebnisse seiner Arbeit zu beurteilen", sagte Kind der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ): "Darüber haben wir noch kein abschließendes Urteil gefällt. Aber es ist nicht die erfolgreichste Arbeit."
"Er braucht die Ergebnisse"
96 wartet im Jahr 2015 noch immer auf den ersten Sieg. Der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz beträgt nur noch fünf Punkte, vier Zähler sind es bis zum Relegationsrang. Korkut muss schleunigst liefern, ansonsten gehen ihm beim Klubchef die Argumente aus. "Ich glaube, dass er ein guter Trainer ist, der sicher noch Erfahrung sammeln muss. Aber: Er braucht die Ergebnisse", sagte Kind.
Der Unternehmer hatte Korkut am 31. Dezember 2013 als Nachfolger von Mirko Slomka installiert und mit einem Vertrag bis 2016 ausstattet. Damals galt Korkut als Versprechen für eine erfolgreiche Zukunft. Der frühere türkische Nationalspieler sollte bei seiner ersten Bundesliga-Station den Glanz allmählich verblassender Europokal-Abende wieder heraufbeschwören und den Klub zurück ins internationale Geschäft führen.
Nur 16 Prozent für Korkut-Verbleib
Gerade einmal 14 Monate später hat Korkut seinen Kredit bei vielen Fans bereits verspielt. Beim enttäuschenden 1:1 im Krisen-Duell gegen das Liga-Schlusslicht VfB Stuttgart hallten erstmals "Korkut raus"-Rufe durch die Arena. In einer aktuellen Online-Umfrage der HAZ halten den Deutsch-Türken gerade einmal 16 Prozent noch für den richtigen Trainer. Die große Mehrheit (67 Prozent) ist davon überzeugt, dass in der jetzigen Situation nur ein Trainerwechsel die Mannschaft beleben und zu neuer Kraft verhelfen könne.
Auch abseits der sportlichen Krise ist die Stimmung an der Leine seit Wochen vergiftet. Die Klubführung um Kind reagierte nun auf den Boykott vieler Ultras in dieser Saison und rief die Fans in einem Offenen Brief zum Zusammenhalt auf. "Wir haben die Situation, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat und die ganz sicher niemand so haben wollte, unterschätzt und uns von der öffentlichen Diskussion treiben lassen", heißt es in dem Schreiben: "So geht es nicht weiter."
Wie es mit Korkut weitergeht, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Nach dem Bayern-Spiel warten in Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund zwei weitere Schwergewichte. "Stand heute bin ich sehr optimistisch, dass wir aus den nächsten drei schweren Spielen drei Punkte holen werden", sagte Kind. Ansonsten dürfte es für Korkut richtig eng werden.