Jan Frodeno lächelt etwas gequält, die Augen funkeln nur kurz. "Das ist wie eine Hassliebe", sagt der Triathlon-Olympiasieger über den anstehenden Höllentrip durch das hawaiianische Urlaubsparadies. Er überlegt - und verrät dem Fachmagazin Tritime dann aber doch recht glaubwürdig: "Natürlich freue ich mich drauf!"
Frodeno hat schließlich etwas Großes vor. In Kailua-Kona will er seinen Dauerrivalen Sebastian Kienle entthronen und den letzten Schritt zur sportlichen Unsterblichkeit vollziehen. Als erster Athlet überhaupt kann er nach Gold bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und dem Erfolg bei der WM über die Halbdistanz nun auch bei der legendären Ironman-WM triumphieren.
"Klar habe ich Chancen, und ich werde sie auch nutzen wollen", sagte der 34-Jährige der Zeitung Die Welt: "Aber ich versuche, mich von möglichen Platzierungen loszulösen und ganz auf den Tag zu konzentrieren." Sicher ist: Jener Samstag (23.45 Uhr), von dem der gebürtige Kölner spricht, wird ein ganz langer und äußerst schmerzvoller werden.
3,86 Kilometer müssen Frodeno, der amtierende Weltmeister Kienle (Mühlacker) und die weiteren "Eisenmänner" im Pazifik zurücklegen, gefolgt von 180,2 Kilometern auf dem Rad und 42,195 Kilometern zu Fuß innerhalb der "Lava-Wüste", wie Frodeno das Gebiet um Kona nennt. "Die Einsamkeit, der Wind, die Hitze - alles in Kombination macht es extrem", sagt Frodeno.
"Man darf nie aufhören"
Nach seinem bitteren dritten Platz im Vorjahr, in dem der Favorit in Führung liegend von einer Reifenpanne gestoppt worden war, sieht sich Frodeno gewappnet. Er markiert in diesem Jahr die Bestzeiten in allen Teildisziplinen, hat die Lauftechnik der kenianischen Marathonläufer abgekupfert und in seiner Wahlheimat Girona/Spanien die Bedingungen so gut es eben geht simuliert.
"Aber unter uns Sportlern wissen wir, dass jeder Tag ein neuer ist und wir uns mit der Tagesform auseinandersetzen müssen", sagt Frodeno. Und mit zähen Widersachern wie Kienle: "Der Wettbewerb mit ihm spornt mich an, noch mehr zu pushen. Man darf nie aufhören, muss immer weiter kämpfen."
Vor allem, wenn ein Kienle auf Revanche brennt und seinen Titel keinesfalls kampflos abgeben will. Das hatte er im Juli bereits bei der EM in Frankfurt/Main gemacht, "und die zweiten Plätze versetzen mich in die richtige Stimmung für Kona", sagte der 31-Jährige den Stuttgarter Nachrichten. Es klang wie eine Drohung.
Das Podest im Auge
Kienle teilt jedenfalls die Einschätzung der meisten Experten, dass der Sieg in diesem Jahr "nur über Jan geht." Er selbst habe aber noch "ein paar Pfeile im Köcher" und ist sich sicher: "Ich bin nah dran und kann ihn schlagen. Es fehlt nur ein wenig bis ganz nach oben."
Zumindest den Platz auf dem Podest sollten Frodeno und Kienle - wenn sie denn von Pannen verschont bleiben - sicher haben. In Andy Raelert (Rostock), Andreas Böcherer (Freiburg) oder Nils Frommhold (Berlin) sind zudem weitere Athleten am Start, die den Samstag zu einem deutschen Festtag werden lassen könnten.
"Wir haben in Deutschland ein sehr gutes Fördersystem", sagt Kienle: "Erfolge der Vergangenheit führen zu Erfolgen in der Gegenwart und womöglich in der Zukunft." Und die wollen Kienle und Frodeno prägen.