Italiens Spielmacher Andrea Pirlo hat Respekt vor der deutschen Mannschaft, hadert mit der kurzen Regenerationszeit baut aber auch auf die psychologische Wirkung der der schwarzen Serie des DFB-Teams gegen die Squadra Azzurra. Doch die Löw-Truppe strotzt vor Selbstvertrauen.
"Die Zeit dafür ist reif, vielleicht sogar überreif", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und meinte damit, dass sein Team im EM-Halbfinale gegen Italien endlich die schwarze Serie gegen die Squadra Azzurra in Spielen bei großen Turnieren beenden müsse. 1970 hatte Italien Deutschland im Halbfinale, 1982 im Finale und 2006 noch einmal im Halbfinale der WM ausgeschaltet.
Diese drei Niederlagen müssten doch ihre Spuren hinterlassen haben, ist sich Italiens Spielmacher Andrea Pirlo sicher. "Deutschland hat sicher Angst vor uns", verkündete er daher selbstbewusst, erwartet allerdings trotzdem ein Duell auf Augenhöhe. "Das wird ein würdiges Halbfinale", meinte Pirlo. "Die Deutschen sind stark. Im Gegensatz zu England werden sie mehr mitspielen und uns Probleme bereiten."
Wenn es nach Pirlos Einschätzung geht, dann aber nicht besonders große Schwierigkeiten, schließlich glaubt der Routinier in Diensten von Juventus Turin: "Unser Mittelfeld ist auf dem Niveau der Spanier. Das haben wir zuletzt bewiesen." Dieser großen Stärke wird aber wohl auch Jogi Löw Rechnung tragen.
Löw erwägt DFB-Elf erneut umzustellen
Der Bundestrainer denkt darüber nach, sein Team erneut umzustellen. "Es ist nicht das Allheilmittel, eine Mannschaft spielen zu lassen, die gewonnen hat. Italien ist eine ganz andere Hausnummer als Griechenland. Wir müssen schon nochmal einen draufsetzen, um zu gewinnen", erklärte Löw. Spielt Klose? Oder Gomez? Kommen Podolski und Müller zurück? An einer Personalentscheidung lässt Löw jedenfalls keine Zweifel aufkommen.
Bastian Schweinsteiger wird - ungeachtet seiner Blessur am Sprunggelenk und der mäßigen Leistung beim 4:2 gegen die Griechen - auch im fünften Turnierspiel von Beginn an spielen: "Wir brauchen Bastian Schweinsteiger, er ist ein emotionaler Leader. Wir brauchen seine Präsenz, seine Ruhe am Ball, seine Physis auf dem Platz. Ich glaube, dass wir das bis Donnerstag hinbekommen."
Italien hadert mit Verletzungen und fehlender Regenerationszeit
Aber auch die Italiener haben mit kleineren Problemen zu kämpfen. Sie bangen um den Einsatz des Mittelfeldstars Daniele De Rossi und des Abwehrspielers Ignazio Abate. Beide wurden gegen England verletzt ausgewechselt. "De Rossi und Abate haben Muskelprobleme", bestätigte Trainer Cesare Prandelli. Reicht die Zeit bis Donnerstag, um beide fit zu bekommen?
Die im Vergleich zu Deutschland um zwei Tage kürzere Regenerationszeit könnte laut Pirlo zum Problem werden. "Zwei Tage sind viel in solch einer entscheidenden Turnierphase. Aber wir werden alles tun, um zu regenerieren. Man sollte die EM verlängern, um Chancengleichheit herzustellen."
Positive Nachrichten kamen dagegen von Juventus Turins Abwehrchef Giorgio Chiellini. Der Innenverteidiger ist nach seiner Oberschenkelzerrung aus dem Irland-Spiel in Rekordzeit ins Team zurückgekehrt. Chiellini konnte am Montagabend erstmals wieder am leichten Training der Azzurri teilnehmen. Ob er gegen Deutschland schon wieder einsetzbar ist, bleibt aber fraglich.
Klose optimistisch vor Italien-Duell
Vielleicht ein Grund, warum Miro Klose sicher ist, dass es nicht schon wieder eine bittere Niederlage gegen Italien zu beklagen geben wird. "Ich bin überzeugt, dass wir es diesmal anders machen werden", sagte der Stürmer vor dem Tag der Abrechnung und gab die Marschroute vor: "Kompakt stehen in der Abwehr und Nadelstiche setzen." Schließlich ist die Zeit reif für einen Sieg.