Mit der ersten großen Sensation des Turniers hat die Niederlande zum EM-Auftakt in Kharkiv gegen Dänemark verloren. Michael Krohn-Dehli traf in der ersten Halbzeit zum 1:0 für den Außenseiter, der es trotz mehr als 30 Torchancen der Elftal schaffte, bis zum Abpfiff das zu Null zu halten.
Vizeweltmeister Niederlande hat zum Auftakt der sogenannten "Todesgruppe" B bei der EM sensationell mit 0:1 gegen Dänemark verloren. Michael Krohn-Dehli von Bröndby IF hieß in der 24. Minute der Torschütze in einem Spiel, in dem mit Arsenals Robin van Persie und Schalkes eingwechseltem Klaas Jan Huntelaar die Torschützenkönige von Premier League und Bundesliga leer ausgingen.
Vor 35.900 Zuschauern in Kharkiv spielte die Niederlande gut und kam zu mehr als 30 Torschüssen, aber Dänemark hielt mit Disziplin und etwas Glück bis zum Ende durch, obwohl Bondscoach Bert van Marwijk in den Schlussminuten sechs Offensivspieler aufgeboten hatte.
Die Elftal begann druckvoll und zog ein flexibles Angriffsspiel auf. Mit viel Bewegung der offensiven vier Spieler Robin van Persie, Arjen Robben, Ibrahim Afellay und Wesley Sneijder spielte sich der Favorit zahlreiche Chancen heraus, der Führungstreffer schien nur eine Frage der Zeit. Er fiel dann jedoch beim ersten dänischen Angriff überhaupt Mitte der ersten Halbzeit. Simon Poulsen trat auf der linken Seite an und versuchte zu flanken, seine Hereingabe wurde jedoch abgeblockt, kam aber zu Michael Krohn-Dehli.
Dänische Effizienz
Der zog mit einem simplen Trick an John Heitinga vorbei und schob den Ball aus spitzem Winkel Keeper Maarten Stekelenburg durch die Beine ins Tor. Fortan wurde das Team von Bert van Marwijk nervöser, und die Dänen kamen noch mehrfach in die gegnerische Hälfte, wo die Viererkette sich nicht gefestigt genug zeigte. Robben traf für die Niederlande noch den linken Pfosten in einer Situation, in der er auch den frei stehenden Van Persie hätte anspielen können.
Erst nach Wiederanpfiff wurden die Niederlande wieder stärker und kamen zu weiteren Chancen durch Van Persie, Afellay und Mark van Bommel. Glück und zwei tiefe Viererketten, die Maßnahme der europäischen Fußballstunde, halfen den Dänen. Bei aller Dominanz verlor der Vizeweltmeister jedoch allmählich auch die Geduld und versuchte es zu oft mit Einzelaktionen, was beim FC Bayern gleich eine Egoismus-Debatte hervorgerufen hätte, so oft versuchte Robben es mit dem Ball am Fuß oder mit seinem altbekannten Pfad in die Mitte.
Dabei versprachen die meist von Sneijder inszenierten Passkombinationen eigentlich mehr Gefahr. Mehr Gefahr erhoffte sich der Bondscoach auch, als er 20 Minuten vor dem Ende Rafael van der Vaart und Klaas Jan Huntelaar einwechselte. Die alte Debatte darüber, ob Huntelaar und Van Persie gemeinsam spielen können, die bei der jüngsten Testspielniederlage gegen Bulgarien noch eher negativ beantwortet werden musste, kam also erneut auf den Prüfstand.
Extrem offensive Wechsel ohne Erfolg
Schon kurz nach dem Wechsel, bei dem Nigel de Jong und Ibrahim Afellay aus dem Spiel mussten, bot sich beiden Stürmern die Chance auf den Ausgleich nach einem tödlichen Pass von Sneijder, der der Todesgruppe angemessen war. Aber sowohl der Schalker als auch der Arsenal-Star schafften es hintereinander nicht, Dänemarks Keeper Stephan Andersen zu überwinden, der sich heldenhaft vor den Ball warf und dabei Kopf und Kragen riskierte.
In den Schlussminuten warf Van Marwijk dann noch mehr nach vorne und brachte Dirk Kuyt für Gregory van der Wiel. Aber auch das brachte nichts mehr. Zwar zog die Elftal das Passspiel weiter der Brechstange vor, doch Dänemark feierte einen spektakulären Auftaktsieg, der dem Erfolg im Elfmeterschießen bei der EM 1992 gegen den gleichen Gegner kaum nachsteht. Damals besiegten die Dänen im Finale auch Deutschland. Die DFB-Elf ist am kommenden Sonntag dritter Gegner von Morten Olsens Elf.