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Von: Daniel Raecke
Datum: 06. März 2013, 07:30 Uhr
Format: Artikel
Diskussion:
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Die Rote Karte gegen Nani als Wendepunkt zwischen Manchester United und Real Madrid

Alvaro Arbeloa, Mesut Özil, Real Madrid, Manchester United, Nani, Cüneyt Cakir
Cüneyt Cakir zeigt Nani die Rote Karte nach dessen Foul an Alvaro Arbeloa.

Sollte man den Ausgang von Fußballspielen im Nachhinein mit Schiedsrichterentscheidungen erklären? sportal.de findet das normalerweise nicht. Das Spiel zwischen Manchester United und Real Madrid kippte allerdings durch den harten Platzverweis gegen Nani eindeutig. Was nun, Herr Sportjournalist?

Es fällt schwer, der Versuchung zu widerstehen. Die Geschichte des Champions League-Rückspiels zwischen Manchester United und Real Madrid funktioniert einfach zu gut so: United, dem ein 0:0 im eigenen Stadion gereicht hätte, hatte Madrid dank einer guten taktischen Einstellung durch Sir Alex Ferguson im Griff, war die bessere Mannschaft und führte sogar mit 1:0, nachdem Sergio Ramos ein Eigentor unterlaufen war.

Dann stellte Schiedsrichter Cüneyt Cakir Nani überhart mit Glattrot vom Platz, und urplötzlich kippte das Spiel. Innerhalb von 13 Minuten nach Nanis Hinausstellung hatte Madrid zwei Tore erzielt und United hätte in Unterzahl noch zwei eigene Tore machen müssen, um das Viertelfinale zu erreichen. Das gelang trotz einiger ordentlicher Chancen nicht mehr, und so droht der Champions League das erste Viertelfinale ohne Premier League-Beteiligung seit 1996.

Es war ein hochklassiges, aber keineswegs unfaires Spiel, das auch durch die dem Platzverweis geschuldete Hektik nicht eskalierte. United etwa beging in 90 Minuten nur sieben Fouls, auch nach einer langen Behandlungspause, die Madrids Keeper Diego López erzwungen hatte, spielten die Engländer den Ball in der Schlussminute zum Gegner zurück, obwohl es um so viel ging. Nach dem Abpfiff jedoch war es damit vorbei - Rio Ferdinand etwa klatschte höhnisch so dicht vor dem Gesicht von Schiri Cakir, dass ein disziplinarisches Nachspiel für den Verteidiger nicht unwahrscheinlich ist.

Cüneyt Cakir - in ganz Europa attackiert, in Deutschland nicht so sehr

Kaum eine Sportseite in Europa war nach Abpfiff zu finden, die die Geschichte des Spiels nicht anhand dieser Szene aufmachte. Das galt sogar für die meisten seriöseren britischen Medien, bei denen es normalerweise verpönt ist, Schiedsrichterentscheidungen in den Mittelpunkt von Sportberichterstattung zu stellen. So konnte Henry Winter, Fußballchef des Telegraph, kaum an sich halten. Die Anklage gegen Cakir findet sich zwar keineswegs nur aus britischer Perspektive, sondern wurde zum Beispiel auch in Frankreich, Spanien und Italien so gesehen.

Interessanterweise waren es aber gerade einige deutsche Medien, die die Rote Karte nicht als Skandal sehen wollten, wie der übertragende TV-Sender Sky, oder zumindest dessen Kommentator Kai Dittmann, der einen "Kung Fu-Tritt" Nanis gesehen hatte und nach dem Urteil "das Bein hat da nichts zu suchen" dem Schiedsrichter eine "sehr starke" Leistung bescheinigte. Oder die Bild, die ebenfalls einen "Kung Fu-Tritt" oder die Süddeutsche, die eine "eingesprungene Grätsche in Brusthöhe" gesehen hatte.

Keine einzige große deutsche Internetseite bezeichnete Nanis Rot als Fehlentscheidung, maximal wollte man eine "umstrittene" oder "harte" Entscheidung gesehen haben. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar, obwohl Gelb gegen Nani wohl die angemessenere Sanktion gewesen wäre. Es verwundert aber vor dem Hintergrund, dass deutsche Medien meist nicht gerade die Ersten sind, die Entscheidungen gegen deutsche Mannschaften auf internationaler Ebene akzeptieren,

Das Kollektive Bewusstsein: "We wuz robbed"

Fest im kollektiven deutschen Fußballbewusstsein verankert ist das "Wembley-Tor", mehr wissen die meisten Fans nicht über das WM-Finale 1966, als dass "wir da betrogen worden sind". Selbst bei Siegen ist oft eine vermeintliche Fehlentscheidung im Nachhinein das Hauptthema, wie der Platzverweis gegen Rudi Völler im Achtelfinale der WM 1990 gegen die Niederlande oder die Rote Karte gegen Franck Ribéry im Champions League-Halbfinale 2010, die zwar durchaus vertretbar war, aber auch dank der spontanen Empörung von Sky-Kommentator Marcel Reif, von der er sich auch nach mehrmaligem Zeitlupenstudium nicht lösen mochte, noch Wochen später als Ungerechtigkeit zu Lasten der Münchner gehandelt wurde.

Eine unbefangene und unemotionale Bewertung von Spielszenen und Schiedsrichterentscheidungen sehen deutsche Kommentatoren oft nicht als ihre Aufgabe an. So waren sich Marcel Reif und Wolff-Christoph Fuss beim Spiel Dortmund - Shakhtar Donezk einig, dass man für einen sehr leichten Unterarmschubser gegen Robert Lewandowski einen Fouelfmeter geben könne, was beide auch nach dem Studium mehrerer Zeitlupen aufrechterhielten. Als Fuss in der Konferenz ein klares Handspiel von Lukasz Piszczek an der Strafraumgrenze beschrieb, entschuldigte er sich fast dafür, dass er eine objektive Perspektive einnahm.

Wenn nun im Fall von Nanis Platzverweis selbst im Mutterland des Fairplays die Zurückhaltung aufgegeben wird, die noch 2010 bei der WM das nicht gegebene Tor von Frank Lampard begleitet hatte, was sagt das dann aus? War die Entscheidung von Cüneyt Cakir so historisch falsch, dass man sie einfach als Hauptgeschichte des Spiels betrachten muss? War ihre Wirkung aufs Spiel so erdrückend, dass jede normale sportlich-taktische Analyse sich erübrigt?

Herr Cakir: Subjektiv falsch, nicht objektiv falsch

Ich finde nicht. Zunächst noch einmal zur Entscheidung selbst: Sie war eine solche Fehlinterpretation des Zweikampfs, dass man schon von einer richtig falschen Sanktion sprechen kann. Aber weder nach den aktuellen Fußballregularien noch nach Einsatz möglicher (noch nicht eingesetzter) Videobeweisverfahren hätte sie verhindert werden können. Denn Cakir hatte die Szene gesehen und hatte den Ermessensspielraum, sie als Rohes Spiel und platzverweiswürdig zu sanktionieren. Da Nani seinen Gegenspieler Alvaro Arbeloa gar nicht sah, war die Entscheidung faktisch trotzdem falsch - aber solange es Fußball gibt, wird man nicht vermeiden können, dass Unparteiische Zweikampfsituationen falsch bewerten.

Das gilt wohl gemerkt nicht für objektiv feststellbare Fragen wie "War der Ball hinter der Linie?". Hier kann man darüber streiten, welches Verfahren am besten geeignet ist, objektive Fehlentscheidungen zu korrigieren (oder gar nicht erst entstehen zu lassen). Aber grundsätzlich sollte alles getan werden, um sie zu verhindern. Im Fall einer Roten Karte wie der gegen Nani (oder genau so andersrum der nicht gegebenen Roten Karte im WM-Finale 2010 gegen Nigel de Jong nach seinem viel brutaleren Foul an Xabi Alonso) wird man aber nicht darum herumkommen, sie bis zu einem gewissen Grad hinzunehmen.

Das sollte dann aber auch bedeuten, dass man das Spiel weiterspielt und im Nachhinein auch darüber redet, was die taktischen Faktoren waren, die zur Wende geführt haben. Eine Weltklassemannschaft und einer der besten Trainer aller Zeiten sollten in der Lage sein, für eine halbe Stunde eine Spielweise zu finden, mit der sich der Gegner in Unterzahl in Schach halten lässt. Wenn das nicht gelingt, so wie in diesem Fall, weil José Mourinho mit zwei hochinnovativen Wechseln genau die richtigen und unverzüglichen Konsequenzen aus der geänderten Situation zog, während Sir Alex Ferguson erst 17 Minuten nach dem Platzverweis wechselte, so heißt das nicht, dass United versagt hat. Sondern einfach nur, dass Real Madrid zu stark war.

Ungerecht ist der Spielverlauf aus United-Sicht trotzdem. Aber das wäre er auch bei einer schweren Verletzung eines Schlüsselspielers gewesen. Ein schlechter Schiedsrichter ist zwar keine Höhere Gewalt, sondern kann auch herabgestuft werden, wenn er sich öfter gravierende Fehlentscheidungen leistet. Davon kann aber im Fall von Cüneyt Cakir keine Rede sein. Von der Nani-Szene abgesehen, leitete er das Spiel sehr sicher. Dass viele englische Medien im Zuge der Nani-Diskussion jetzt auch die Rote Karte gegen John Terry im Halbfinale vor einem Jahr in Barcelona wieder aus der Kiste holen und indirekt auch als Fehlentscheidung zu Lasten einer englischen Mannschaft sehen, ist einfach nur absurd. Terry trat damals Alexis Sánchez eindeutig absichtlich von hinten mit dem Knie in den Rücken.

Die UEFA kann sich überlegen, ob sie Cakir wichtige Spiele in Zukunft anvertrauen will. Manchester United aber sollte sich überlegen, welche Gründe für die Niederlage die Red Devils selbst zu verantworten haben. Viele sind es nicht, denn die Taktik ohne Wayne Rooney und mit Danny Welbeck, der erfolgreich Xabi Alonso aus dem Spiel nahm, war genau richtig. Da das über eine Stunde so gut klappte, hätte man aber nach Nanis Rot eine Umstellung wählen können, die Alonso weiterhin Probleme bereitet, anstatt ihn mehr oder minder frei zu lassen.

Angesichts der Spieler, die Madrid von der Bank bringen konnte, vor allem Luka Modric, hätte vielleicht auch keine Taktik der Welt gereicht, um das Viertelfinale zu zehnt zu erreichen. Aber das ist dann eine sportliche Frage, der man mit sportlicher Analyse begegnen sollte - und nicht mit Sündenbock-Geschichten.