Die Gruppenphase der Eishockey-Weltmeisterschaft ist abgeschlossen, die K.o.-Phase steht bevor. Und es lässt sich festhalten, dass sich der neue Modus, das Teilnehmerfeld in zwei große Gruppen auszuteilen, bewährt hat. Zumindest sportlich gesehen.
Die Gruppenphase der Eishockey-Weltmeisterschaft ist abgeschlossen, die K.o.-Phase steht bevor. Und es lässt sich festhalten, dass sich der neue Modus, das Teilnehmerfeld in zwei große Gruppen auszuteilen, bewährt hat. Zumindest sportlich gesehen.
Ein Argument für die Modusänderung war jedoch der Gedanke, das Turnier für die Zuschauer planbarer zu machen, um so ausschließen zu können, dass sich Eishockeyinteressierte blind Tickets für Spiele kaufen mussten, bei denen die Paarung noch gar nicht feststand - wie das bislang für die Zwischenrunde der Fall war. Eine Ticketing-Politik indes, die Eintrittskarten zu absurd hohen Preisen auf den Markt warf, verhindert, über diesen Aspekt des neuen Turnierformats eine endgültige Aussage zu treffen.
Selten bei Weltmeisterschaften in den vergangenen Jahren liefen die Spiele vor so spärlich besetzten Rängen wie in diesem Jahr. An dieser Stelle kann man nur der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die Veranstalter daraus für die nächste Weltmeisterschaft, die wieder in Schweden und Finnland stattfindet, ihre Lehren ziehen.
Nach Absolvierung der Gruppenphase stehen die Abstiegskandidaten fest: Für Kasachstan und Italien geht es wieder zurück in die Division I. Soweit hatte man das auch vor Turnierbeginn erwarten können. Überraschungen blieben in diesem Falle aus.
Sieger und Verlierer
Die gab es jedoch an anderer Stelle. Zu den ganz großen Verlierern sind zum einen die DEB-Auswahl, zum anderen die Mannschaft der Eidgenossen zu zählen. Beide Teams schlossen ihre Gruppe auf dem sechsten Tabellenplatz ab. Mag das aus Sicht der deutschen Mannschaft nach der vielversprechenden kurzen Ära unter Uwe Krupp vielleicht noch ein Rückfall in die Normalität sein, klagt man in der Schweiz über das schlechteste Abschneiden bei einer WM, seit das Turnier 1998 auf 16 Teams aufgestockt wurde.
Den Schweizern bleibt immerhin ein Trostpflaster: Durch die katastrophalen Auftritte der deutschen Mannschaft fallen die Eidgenossen zwar erstmals seit 2005 hinter den achten Platz der Weltrangliste zurück, sind aber dennoch für Sochi direkt qualifiziert.
Beide Gruppen hatten jedoch auch mit positiven Überraschungen aufzuwarten. Während Frankreich bis zum letzten Spiel auf die Viertelfinalteilnahme hoffen konnte, und sich dort in einem ausgesprochen engen und spannenden Spiel der Slowakei geschlagen geben musste, übrigens mit Spielern, von denen kaum einer in Top-Ligen unterwegs ist, schafften es die Norweger in der Stockholmgruppe in überzeugender Manier diesen Sprung ins Viertelfinale zu vollziehen.
Die Großen unter sich
Einmal mehr ist die K.o.-Runde eine höchst exklusive Veranstaltung, bis auf den Weltmeister von 1936 (Großbritannien!) sind hier alle Mannschaften versammelt, die jemals Titelträger waren. Russland (25 Titel), Kanada (24), Schweden (8), Finnland (2), die Slowakei (1), Tschechien (12) und die USA (2). So gesehen sorgt Norwegen als einziges Land, das bei einer WM noch nie zu Medaillenehren gekommen ist, mit seinen "Eisbären für einen echten Farbtupfer.
Über die Sinnhaftigkeit des Modus im Viertelfinale kann man streiten, er mag der Tatsache geschuldet sein, dass die WM erstmals geplant auf zwei Länder aufgeteilt wurde: Die erste K.o.-Runde wird zunächst innerhalb der beiden Gruppen von Stockholm und Helsinki ausgespielt.
Kanada - Slowakei
Beim ersten Aufeinandertreffen, für beide Teams war es die erste Begegnung bei dieser WM, setzten sich die Kanadier mit 3:2 durch. Kanada war neben Russland das beste Team der Gruppenphase, die einzige Niederlage kassierte man gegen den Nachbarn USA in der Verlängerung. Zur Nagelprobe wurde die Begegnung mit Finnland, in der sich die Nordamerikaner mit 5:3 durchsetzten. Die Slowakei begann das Turnier mit zwei Niederlagen gegen die Gruppenfavoriten Kanada und Finnland, um dann eine Serie mit fünf Siegen zu starten. Erst im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich, das bereits K.o.-Charakter hatte, stand die Viertelfinalteilnahme endgültig fest.
Kanada sehe ich in dieser Paarung als Favorit, da das Team, so legen es die Gruppenspiele nahe, über die größeren Reserven verfügt und nicht wie die Slowakei an seine Grenzen gehen musste. Dem Offensivpotential der torgefährlichsten Mannschaft dieses Turniers ist die Slowakei nicht gewachsen.
Russland - Norwegen
Die Sbornaja, diesen Eindruck konnte man bisher gewinnen, springt immer nur so hoch, wie sie muss. Als einzige Mannschaft blieb sie in der Gruppenphase ungeschlagen, erweckte dabei oftmals den Eindruck, mit angezogener Handbremse zu spielen. Wozu die Mannschaft in der Lage ist, ließ sie vielleicht am ehesten im nominell schwersten Gruppenspiel gegen die Tre Kronor aufblitzen, als sie sich mit 7:3 durchsetzte.
Unter diesem Gesichtspunkt darf man das 2:0 gegen Deutschland fast als höflich bewerten. Welchen Stellenwert die Weltmeisterschaft in der Heimat des Rekordweltmeisters genießt, wird alleine schon durch die Nachnominierung zweier absoluter NHL-Superstars wie Alexander Semin und Alexander Ovechkin deutlich. Gegner ist das nach Kanada zweitbeste Offensivteam bei dieser WM, Norwegen, das alleine gegen Deutschland mehr Tore geschossen hat als Weißrussland, Kasachstan, Italien oder Lettland im gesamten Turnier.
Norwegen ist der eindeutige Außenseiter in diesem Duell, das in der Gruppenphase mit 4:2 für die Sbornaja endete. Sollte es für die Skandinavier tatsächlich reichen, würde aus einer Überraschungs- eine Sensationsmannschaft. Doch die Wahrscheinlichkeit strebt gegen Null.
USA - Finnland
Zu den positiven Überraschungen dieser WM gehört auch die Mannschaft aus den USA, das mag vielleicht eine ganz persönliche Ansicht sein. Der Kader gibt das gute Abschneiden durchaus her, doch mit einem guten Kader sind die Nordamerikaner nicht zum ersten Mal bei einer WM aufgeschlagen, selten konnte dieser aber bei Weltmeisterschaften letztendlich überzeugen. Die letzte Medaille errangen die USA vor acht Jahren! Ein starker Auftritt gegen Kanada (5:4 n.V.), ein sehr überzeugender Auftritt gegen Finnland (5:0) waren die Highlights der US-Boys in der Gruppenphase. Die einzige Niederlage gab es gegen die Slowakei (2:4), im Nachhinein betrachtet fast ein wenig überraschend.
Finnland hat die beiden "großen" Spiele gegen Kanada und die USA verloren, Ergebnisse, die zu den Resultaten der beiden ersten Spiele gegen Weißrussland und die Slowakei passen, die beide knapp mit 1:0 gewonnen wurden. Die USA zeigten im ersten Spiel, dass sie mit der Spielweise der Finnen gut zurechtkommen. Dies dürfte auch ein zweites Mal gelingen.
Schweden - Tschechien
Die Schweden gehören, fast schon traditionell zu den besten Defensivteams bei Weltmeisterschaften. Das ist auch in diesem Jahr der Fall, auch wenn die derbe Klatsche gegen Russland (3:7) in der Tordifferenz zu einigen Verzerrungen führt. Im Gruppenspiel gab es gegen Tschechien eine 4:1-Erfolg, der relativ ungefährdet herausgespielt werden konnte. Die Niederlage gegen die Sbornaja war die bisher einzige im Turnier.
Die Tschechen schlossen die Gruppenphase mit zwei Niederlagen ab, gegen Russland und Schweden. Für die Auswahl des zwölfmaligen Weltmeisters spricht, dass sie die längere Erholungspause hatten, da sie im letzten Spiel gegen die DEB-Auswahl spielen durften. Gegen die Tre Kronor vor eigenem Publikum ist die Mannschaft von Alois Hadamczik zwar nicht chancenlos, aber klarer Außenseiter.
Fazit: Im Halbfinale erwarten wir die Paarungen Kanada - Schweden und Russland - USA.
Olaf Edig