Bei idealen Bedingungen und Yoga-Stunden hat die aus derzeit elf Spielern bestehende DFB-Abordnung im Trainingslager auf Sardinien die Arbeit aufgenommen. Im Fokus sind dabei die zwei Arsenal-Spieler: Lukas Podolski muss mental, Per Mertesacker noch ein wenig körperlich aufgebaut werden.
Das erste Training auf Sardinien hat der kleinen DFB-Truppe einen Vorgeschmack auf kommende Aufgaben gegeben. In Abwesenheit des beim Pokalfinales weilenden Bundestrainers Jogi Löw und dem Hauptkontingent der Spieler, bat Assistent Hansi Flick zur Übungseinheit mit zehn Akteuren und dem Teammanger.
Von Regeneration konnte keine Rede sein: "Wir haben schon eine härtere Einheit gemacht", sagte Teammanager Oliver Bierhoff mit Schweißperlen auf der Stirn. Der 44 Jahre alte frühere Topstürmer hatte das erste Übungsprogramm im Stadion Andrea Corda in Porto Cervo mitgemacht.
"Wir haben es ganz toll angetroffen hier, vom Wetter sowieso, von der ganzen Atmosphäre", schilderte Bierhoff die ersten Eindrücke im DFB-Tross, der wegen der vielen Club-Verpflichtungen der designierten EM-Fahrer zunächst nur elf Spieler umfasst.
Sinnvolles Trainingslager oder nicht?
Der Schalker Benedikt Höwedes versäumte zudem die erste Einheit und wurde nach der strapaziösen Bundesligasaison im Hotel Romazzino an der Costa Smeralda gepflegt. Die Sportliche Leitung hatte angesichts der Personallage, die durch die verspätete Anreise der Real-Stars Mesut Özil und Sami Khedira kurzfristig noch verschärft wurde, intern sogar über den Sinn der ersten von zwei Vorbereitungsstationen diskutiert.
"Wir haben uns natürlich auch Gedanken gemacht, ob dieses Trainingslager sinnvoll ist", verriet Bierhoff. Durch das Pokalfinale Bayern kontra Dortmund, das Champions-League-Endspiel des FC Bayern, das anschließende Freundschaftsspiel der Münchner gegen Holland und die Freundschaftsspielreise von Real Madrid nach Kuwait wird der 27-köpfige Kader erst am 25. Mai in Südfrankreich komplett sein.
Die Sinnfrage war für Bierhoff umgehend überholt. Elf Spieler seien da. Am Montag soll Miroslav Klose kommen, Dienstag treffen die fünf Dortmunder Akteure ein. "Es ist wichtiger, die Spieler da zu haben, anstatt sie zehn oder 14 Tage draußen zu haben und nicht zu wissen, ob sie auch richtig trainieren", betonte der Manager.
Aufbauprogramm für Podolski
Vor allem die Sorgenkinder Podolski und Per Mertesacker sollen durch den frühzeitigen Einstieg in die EM-Vorbereitung rasch in die richtige Spur gebracht werden. Dem 95-maligen Nationalspieler Podolski steckt noch der Bundesliga-Abstieg mit seinem geliebten 1. FC Köln im Kopf. Abwehrchef Mertesacker muss nach einer Fuß-Operation und monatelanger Fußball-Pause die Turnierfitness für die EM-Endrunde vom 8. Juni bis 1. Juli in Polen und der Ukraine erst noch nachweisen.
"Ich glaube, er ist noch nicht ganz befreit. Man merkt ihm an, dass ihm der Abstieg noch nachhängt. Es ist nicht so, dass er todtraurig durch das Hotel geht, aber er ist noch nicht der Spaßvogel, der er manchmal ist", schilderte Bierhoff die Verfassung von Podolski, der Frau und Sohn mit nach Sardinien gebracht hat. "Für ihn ist wichtig, dass er seine Familie hier hat und er von Köln abschalten kann", sagte der Manager zum speziellen Hilfsprogramm.
Mischung aus Arbeit und Erholung
Mertesacker sei schon vier Wochen vor dem Turnierstart am 9. Juni gegen Portugal "unglaublich heiß", stellte Bierhoff fest. "Wir haben viel telefoniert, haben uns getroffen. Er hat sich die EM in den Kopf gebrannt. Er hat sich vorgenommen, hier topfit zu sein." Die Kunst von Bundestrainer Joachim Löw wird es sein, bis zum EM-Ernstfall alle Spieler auf Topniveau zu bringen. Am Samstag wollte er sich in Berlin im Pokalfinale 13 seiner 27 EM-Kandidaten anschauen, am Sonntag wird er auf Sardinien erwartet.
Zunächst soll es "eine gute Mischung aus fokussierter Arbeit auf dem Platz sowie im Fitnessbereich und der Erholung" geben, wie Bierhoff erzählte. Optimale Bedingungen sind geschaffen, mit einem Freiluft-Fitnesspark im Luxushotel mit direktem Blick aufs Meer sowie Yoga-Stunden und einem Trainingsplatz mit neuem Rasen. Auf dem ersten Teilstück zum angestrebten Titelgewinn fehlt es eigentlich an nichts - nur die Zahl der anwesenden Profis könnte deutlich größer sein.