Das Pokalfinale gegen Athletic Bilbao soll der krönende Abschluss der Guardiola-Ära in Barcelona werden. Der Trainerwechsel hin zu Assistenzcoach Tito Vilanova sorgt aber für Unruhe, Guardiola soll nicht gefragt und sogar vom Trainerstuhl geekelt worden sein. Die Spieler versuchen die Wogen zu glätten.
Zum Abschied seiner Trainerzeit beim FC Barcelona möchte Pep Guardiola mit seinem Team den 14. Titel in vier Jahren gewinnen. Diese unglaubliche Serie ist einzigartig in der Geschichte der Katalanen. Trotzdem mehren sich in Spanien die Meldungen, Guardiola sei nicht wirklich aus freien Stücken gegangen.
So berichtete die Zeitung El Mundo von Querelen zwischen Guardiola und Clubchef Sandro Rosell. Der Präsident habe den Kulttrainer das Leben extra schwer gemacht, um selbst wieder mehr Macht in sportlichen Fragen zu bekommen. Auch die Ernennung von Tito Vilanova soll nicht mit Guardiola abgestimmt worden sein, das Verhältnis der Beiden seitdem gelitten haben.
Die Spieler kämpfen für Guardiola und Vilanova
Mittelfeldstratege Xavi hat diese Berichte aber prompt dementiert. "Alles ist absolut normal, die Beziehung zwischen Guardiola du Tito ist perfekt und wir halten alle zusammen", sagte Xavi auf einer Pressekonferenz vor dem Saisonfinale gegen Bilbao. "Vilanova kennt den Verein und er spielte eine große Rolle für den Erfolg in den letzten vier Jahren. Er ist der geringste drastische Wechsel und die richtige Wahl."
"Seine Wahl hat mich schon etwas überrascht, aber ich bin natürlich zufrieden damit", ergänzte Flügelstürmer Pedro in einem Interview mit der Zeitung El Pais. "Er kennt die Werte des Clubs und ich bin überzeugt, dass er unsere Spielphilosophie fortsetzt." Für Guardiola hatte Pedro nur lobende Worte übrig: "Er hat mein Leben verändert." Und Javier Mascherano setzte gegenüber ARA noch einen drauf: "Er hat mich gelehrt, den Fußball auf eine andere Art zu betrachten. Ich habe so viel darüber gelernt, ein besserer Profi zu sein und diesen Beruf über die Ergebnisse hinaus zu betrachten."
Gegen Bilbao: Erster und letzter Titel?
Bei so viel Lob dürfte Guardiola der Abschied noch schwerer fallen. In jedem Fall wird sich ein Kreis schließen: Vor drei Jahren gewann er mit Barca im Pokalfinale gegen Athletic Bilbao seinen ersten Titel als Fußballtrainer nun geht es erneut gegen Bilbao. Der Erfolgstrainer wird im Madrider Vizente Calderón zum letzten Mal in einem offiziellen Spiel bei den Katalanen auf der Bank sitzen.
"Mit dem Abschied von Guardiola geht eine Ära zu Ende, und es beginnt eine neue", sagte Johan Cruyff, der alte Lehrmeister des Trainers. Die Jahre mit Pep gehen als Barças erfolgreichste Zeit in die Vereinsgeschichte ein. Die Blauroten gewannen mit ihren Stars wie Lionel Messi oder Xavi 13 von 18 möglichen Titeln - und das mit einer Spielweise, die die Fußfallfans in aller Welt in Verzückung versetzte. Dazu gehörten drei spanische Meisterschaften und zwei Champions-League-Siege.
"Es wäre herrlich, wenn sich der Kreis mit einem weiteren Erfolg schlösse", hofft Cruyff, der Guardiola 1990 zum Debüt in der Barça-Elf verholfen und zu einem festen Bestandteil seines Dream Teams gemacht hatte.
Die Rekordsieger treffen aufeinander
Bilbao wiederum droht die zweite Final-Niederlage in einem Monat. Die Basken hatten in der Europa League zwar Manchester United und Schalke 04 bezwungen, scheiterten aber im Endspiel an Atlético Madrid. Sie sind im spanischen Pokal mit 23 Titeln der zweiterfolgreichste Club, hinter Barça mit 25 Cup-Siegen. Der Rekordmeister Real Madrid brachte es "nur" auf 18 Pokalsiege.
Beide Finalisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie - anders als die Madrilenen - auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzen. Bei Barça stammen Schlüsselspieler wie Messi, Xavi, Andrés Iniesta oder Torwart Víctor Valdés aus der eigenen Jugend. Bilbao verpflichtet nach alter Vereinstradition nur Fußballer aus dem Baskenland und der Nachbarregion Navarra.
Politische Brisanz: Keine Pfiffe für Juan Carlos
Das Finale ist politisch brisant. Unter den Fans aus Barcelona und Bilbao sind viele katalanische und baskische Nationalisten, die die Zugehörigkeit ihrer Regionen zu Spanien ablehnen. Als beide Clubs vor drei Jahren sich im Pokalendspiel gegenüberstanden, war es zu einem Eklat gekommen: König Juan Carlos musste damals auf der Ehrentribüne ein lautstarkes Pfeifkonzert über sich ergehen lassen, das sogar das Abspielen der Nationalhymne übertönte.
Die Chefin der Madrider Regionalregierung, Esperanza Aguirre, plädierte nun dafür, bei einem erneuten Pfeifkonzert das Finale abzusagen und später vor leeren Rängen nachzuholen. Die konservative Politikerin stieß damit aber selbst in ihrer eigenen Partei auf wenig Verständnis. Dem König wird am Freitag ein Pfeifkonzert in jedem Fall erspart bleiben: Juan Carlos erholt sich noch von einer Hüftoperation und wird sich im Stadion vom Kronprinzen Felipe vertreten lassen.