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Von: Uwe Toebe
Datum: 22. Dezember 2012, 09:15 Uhr
Format: Artikel
Diskussion:
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Bundesliga - Wünsche an den Weihnachtsmann

Loddar,Weihnachtsmann
Immer lieb zum Weihnachtsmann sein

Sepp Blatter fordert die Verbannung von Alkohol und Zigaretten aus den Stadien. Politiker schossen im letzten halben Jahr scharf gegen Fans. Da fällt uns sofort Punkt zwei auf dem sportal.de-Wunschzettel ein: Mehr Respekt für die Fans!

Fein, fein. Der große Tag nähert sich. Schnee und Eis haben Hamburg überzogen und auch der Kalender verrät, Heiligabend rückt immer näher. Der Weihnachtsmann bereitet sich auf seine große Ausfahrt vor und füllt seinen dicken Sack. sportal.de sitzt gedanklich schon vorm Weihnachtsbaum, wagt aber einen zweiten Wunsch an dem Mann mit dem Rauschebart auszusprechen:

Wir wünschen uns von den Machern mehr Respekt gegenüber den Fans der Bundesliga!

Sepp Blatter ist ein Revolutionär, oder? Der Chef der FIFA erklärte gerade erst auf der Gala des Branchenverbandes der Walliser Winzer, dass er sich ein Stadion ohne Alkohol und Zigaretten wünsche. Was in der Oper und im Theater üblich sei, könne man doch auch im Fußball umsetzen.

Ein Praxisversuch in Hamburg

Es ist etwas mehr als zehn Jahre her, als die damalige Hamburger Kultursenatorin Dana Horakova aufgrund des Stadtderbys zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV den Wunsch aussprach, Fußballfans mögen sich ein wenig mehr für Kultur interessieren. Gesagt, getan dachten sich die Fanprojekte beider Vereine und forderten die zuständige Behörde auf, Eintrittskarten zur Verfügung zu stellen. So spazierten je 25 Fans, Theaternovizen, beider Seiten eines Abends ins Deutsche Schauspielhaus. Viele von ihnen verließen aber schon zur Pause enttäuscht wieder den Kulturtempel. In der nachfolgenden Diskussion wurde gesagt, die Veranstaltung sei zu abstrakt, zu abgehoben, störend die große Distanz zur Bühne, ohne Interaktion, Essen und Trinken zudem verboten, was solle man da.

Nun muss man wissen, die Pariser Oper wurde im 19. Jahrhundert beispielsweise grundlegend reformiert. Dem Direktor und einigen Teilen des Publikums war das Verhalten des Fußvolks zuwider, das auf den Stehplätzen die Darstellungen der Künstler lautstark kommentierte, Zugaben forderte oder eben das Gegenteil und somit Einfluss auf den Ablauf des Abends nahm. Die Folge war die weitgehende Abschaffung der billigen Stehplätze und damit verbunden der Ausschluss ganzer Bevölkerungsschichten.

Auch das Theater hat im Verlauf der Jahrhunderte in Mittel- und Westeuropa Veränderungen erfahren. Shakespeares führte seine Stücke im Globe-Theatre auf, einem Innenhof, der mehr als 3.000 Zuschauern Gelegenheit gab, seine Stücke aus nächster Nähe zu verfolgen, denn kein Platz war mehr als zwanzig Meter von der Bühne entfernt. 1642 wurde das Theater von den in England unter Oliver Cromwell an die Macht gekommenen Puritanern und Moralaposteln geschlossen und dann zerstört.

Die Lebenswelt des Sepp Blatter

Damit soll der kleine historisch etwas verkürzte Ausflug in die Kulturgeschichte ein Ende haben. Nun wünscht sich der oberste Fußballboss, Moralapostel Blatter, das drogenfreie Stadion, indem sich Familien vollends wohlfühlen, die Menschen ihre Laster vergessen und ihre volle Aufmerksamkeit dem kunstvollen Kick zuwenden. Kann das funktionieren?

Um die Gedankenkonstruktion Blatters zu verstehen, muss man dessen Umgebung betrachten, in der er sich bewegt. Mir ist nicht bekannt, wann der FIFA-Chef das letzte Mal neunzig Minuten auf einem Stehplatz verbracht hat. Es gibt zahlreiche soziologische Untersuchungen zu Entscheidern in Politik und Wirtschaft, die sich immer weiter von der Lebenswirklichkeit der Basis, über die sie bestimmen, entfernen.

Entscheidungen werden zunehmend weit ab von Fabrikhallen, öffentlichen Plätzen und eben den Kurven der Fußballstadien gefällt. Politiker und Unternehmer vertrauen eher den Statistiken und Ergebnissen von Marktforschungsunternehmen, verzichten daher auf die Möglichkeit der eigenen Wahrnehmung.

Blatter bewegt sich selbstsicher in den VIP-Bereichen, die in den letzten zehn Jahren eine enorme Ausbreitung gefunden haben. In den Pausen und bis weit in die zweite Hälfte ist daher das Phänomen leerer Zuschauerblöcke auf den Haupttribünen in deutschen Stadien aufgetaucht. Fünfzehn Minuten sind eben etwas kurz, um sich der zahlreichen Köstlichkeiten zu erfreuen, die bereit gestellt werden. Auch Journalisten genießen übrigens eine umfassende Versorgung.

Ein sehr wichtiger Eintracht-Fan

In den VIP-Bereich von Eintracht Frankfurt wollte in der vergangenen Saison unbedingt der stellvertretende hessische Ministerpräsident und Justizminister Jörg-Uwe Hahn samt Gefolge vordringen. Die Frankfurter Rundschau dokumentierte und kommentierte den Fall Anfang Dezember ausführlich. Der gute Mann hatte nur ein Problem. Er hatte von einem Eintracht-Sponsor lediglich zwei Karten für das Match gegen 1860 München bekommen, brauchte aber vier. Er überredete am Eingang zwei Hostessen, die nötigen Armbändchen an die komplette Gruppe auszuteilen und kam eine Viertelstunde vor Anpfiff ins Stadion.

Dieser Vorgang verdeutlicht, dass es eine Zweiklassengesellschaft in deutschen Stadien gibt. Dort diejenigen, die laut Uli Hoeness die Stehplätze subventionieren, die sich in Bereichen bewegen, in denen auch bei Sicherheitsspielen Alkohol ausgeschenkt wird, die aber oft nicht selbst für ihre Tickets zahlen, gar indirekt vom Steuerzahler, also auch den Stehplätzen subventioniert werden, wenn man der hoenesssischen Sichtweise direkt folgt, da die Sponsoren die Aufwendungen als Werbeleistung also als Betriebskosten absetzen können.

Auf der anderen Seite der Teil der Gesellschaft, der in den letzten Wochen aufgrund der Streitigkeiten zu Spielbeginn aus Protest stumm blieb und von Politikern, Funktionären, Polizeigewerkschaftlern und Medien immer wieder mal als 'sogenannte Fans' tituliert wird, wenn Normen verletzt werden und der reibungslose Ablauf der Veranstaltung wie einst in der Pariser Oper gestört wird.

Emotionen und die Folgen

Fußball schürt Emotionen. Das ist nichts neues. Deshalb kann kaum verwundern, was in Düsseldorf im letzten Frühling passierte, als die Fans eines lange versunkenen Traditionsclubs die Rückkehr in die Bundesliga vorzeitig feierten. Eine dumme Aktion, wie unser Chefredakteur Marcus Krämer damals feststellte, mehr aber auch nicht. Ein möglicher Grund für einen Spielabbruch, das Berliner Feuerwerk, ging in der medialen Berichterstattung danach fast unter.

Rainer Franzke vom kicker nutzte die Gelegenheit scharf zu schießen und hohe Zäune zu fordern, und so ganz nebenbei die Abschaffung der Stehplätze in den Stadien, in denen Gewalt wächst und begünstigt wird. Scharfmacher wie diverse Innenpolitiker und Polizeigewerkschaftler beherrschten in den Folgemonaten den Boulevard, beschworen bürgerkriegsähnliche Zustände herauf und nahmen die Clubs in die Zange. Moderatorin Sandra Maischberger bezeichnete Ultras gar als die Taliban des Fußballs.

Es ist kurz vor Weihnachten, weshalb ich den Verantwortlichen ausdrücklich nicht wünsche, einmal Bekanntschaft mit dem zu machen, was derzeit in Syrien oder Afghanistan passiert. Außerdem erspare ich Ihnen die Aussagen manchen Vereinsfunktionärs über Innenpolitiker, weil die recht derbe mit Schimpfwörtern gefüllt sein können, die definitiv auch nach dem Fest nicht zitabel sind.

Es ist Journalisten wie Patrick Gensing und Nicole Selmer zu verdanken, dass Aufreger in lesenswerten Artikeln gerade gerückt und ins rechte Licht gesetzt wurden: "Wenn der voreilige Jubelsturm der Fortuna-Fans, wie beim ZDF in einem Atemzug mit Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine genannt wird, verschiebt das einmal mehr die Grenzen dessen, was als "unfassbar“ und "skandalös“ gilt. Es verstellt den Blick auf die tatsächlichen Konfliktfelder und verhärtet die Fronten zwischen Fans und Vereinen, Fans und Verbänden, Verbänden und Politikern, Fans und Fans, und nicht zuletzt Fans und Medien.“

Bayerische Gastfreundschaft

Emotionen gehören zum Menschen. Sie lassen sich nicht verbieten und nur sehr schwer regulieren. Die DFL will Gefühle wecken, denn genau dadurch verdient sie ihr Geld. Nun bestimmten sie und viele Clubs jahrelang über die Köpfe der Fans hinweg. Es wurden Stadien wie in München gebaut, in denen Gästefans unters Dach verfrachtet werden. Die Bayern gehen dabei sogar noch einen Schritt weiter als von Blatter gefordert und verbieten die Einnahme von Getränken und Speisen im Stehblock der Gäste sogar komplett.

Insofern verwundert es auch nicht, dass ausgerechnet Branchenführer Bayern München den Besuch von Eintracht Frankfurt zum Anlass nahm ein Zelt aufzubauen und trotz des Unverständnisses der Frankfurter Polizei mit Ganzkörperkontrollen zu drohen, schließlich stellt die CSU derzeit gleich zwei wichtige Innenminister in dieser Republik. Eine geschickt formulierte Pressemitteilung bewies danach wie gut die Bayern die Klaviatur des Boulevard beherrschen. Die aufgeführten 20 Messer, 2 Schlagstöcke, 1 Schlagring, 1 Sturmhaube, Pfefferspray und Kokain wurden nicht im Zelt gefunden, was zahlreiche Medien erst so veröffentlichten. Man könnte auch behaupten, die groß angekündigten Untersuchungen im Zelt waren weitgehend wirkungslos.

Mehr Respekt für die Fans

In den letzten Wochen hat der Protest der Fans für sehr viel Aufmerksamkeit gesorgt. Union Berlin und der FC St. Pauli haben dem Sicherheitskonzept der DFL komplett widersprochen, obwohl der ganz überwiegende Teil der Vereinbarung längst in der Alten Försterei und am Millerntor umgesetzt wird. Der Grund im Widerspruch liegt in der Tatsache, dass die Fans erst sehr spät in den Entscheidungsprozess miteinbezogen wurden und noch immer nicht in den Gremien der DFL vertreten sind.

Der Protest hatte sogar so einen durchschlagenden Erfolg, dass die Verantwortlichen von Borussia Dortmund schriftlich die Fans baten, diesen im letzten Spiel vor Weihnachten zu unterlassen. Man hat begriffen, dass die Stille geschäftsschädigend ist und das auch eine durchaus versuchte Spaltung der Fans in gut und böse nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. In Kaiserslautern beispielsweise schwiegen die Fans am letzten Freitag über neunzig Minuten. Nur einzelne Fangruppen durchbrachen diesen, ohne große Wirkung.

Auf den Tribünen regt sich aber durchaus Widerstand. Man will die Anfeuerung, kritisiert die Ultras. Franzke titelte am Montag dann auch im kicker: 'Ultras ins Abseits gestellt'. Doch liegt er damit richtig? Manch anderer wie Michael Wollny nennt es hingegen 'Bespaßung' der Spaßgesellschaft. Offenbar sind die Fans auf den Sitzplätzen selbst nicht in der Lage für Stimmung zu sorgen, das sollen verdammt nochmal die Kurven tun.

Diese denken aber daran, ihren Protest fortzusetzen. Deswegen der Wunsch an den Weihnachtsmann: Sorge bitte dafür, dass die 'sogenannten Fans' in den Kurven endlich ernst genommen werden und die Scharfmacher, die nur auf den nächsten Brandherd warten, sich zügeln, was jüngst übrigens auch Hansi Küpper dem Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft im Fernsehen direkt ins Gesicht sagte. Ansonsten droht eine Entfremdung wie sie in der Premier League längst zu beobachten ist.

Das Stück, zudem die Fans des HSV und St. Pauli von der Hamburger Kulturbehörde eingeladen wurden, hat übrigens einst Max Frisch geschrieben. Es heißt Biedermann und die Brandstifter.