Roger Schmidt ließ sich die Krise nicht anmerken. Nein, die Diskussionen um seine Person, die aufkommenden Zweifel an seiner Zukunftsfähigkeit als Trainer von Bayer Leverkusen, das "tangiert mich überhaupt nicht", sagte Schmidt gelassen, er habe zuletzt auch "nichts gelesen, nichts gehört". Und überhaupt, eine Trainerdiskussion sei nach einem so miesen Saisonstart "völlig normal".
Und doch spürt Schmidt vor dem Duell der Enttäuschten, der Angeschlagenen, der Krisen-Klubs beim VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr im LIVETICKER) den wachsenden Druck. Er braucht Punkte. Unbedingt. "Ich bin jetzt als Trainer gefordert und stehe in der Pflicht, dem Team zu helfen, indem ich es perfekt auf Wolfsburg vorbereite", sagte Schmidt, der wegen der "Spinner-Affäre" noch einmal nicht auf der Bayer-Bank sitzen darf: "Wir müssen jetzt zeigen, was wir drauf haben."
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Was Leverkusen und Wolfsburg bisher gezeigt haben, war nicht viel. Es ist das Duell der beiden großen Verlierer der neuen Saison, beide Teams hecheln den eigenen Ansprüchen hinterher. Elf Punkte nach acht Spieltagen sind Leverkusens schlechteste Ausbeute seit zehn Jahren, Wolfsburg ist nach sieben Spielen ohne Sieg Vorvorletzter. Schmidt muss trotz aller Treuebekenntnisse um seinen Job kämpfen, sein Gegenüber Valerien Ismael braucht ebenso einen Sieg, um seine Chance auf eine endgültige Beförderung zum Nachfolger von Dieter Hecking zu erhalten.
"Es sind zwei angeschlagene Mannschaften"
"Es sind zwei angeschlagene Mannschaften", sagte Ismael, der nur zu gut weiß: Wer verliert, bei dem wird es in den nächsten Tagen so richtig ungemütlich. "Wir wollen die Kurve kriegen", sagte der Deutsch-Franzose. Mit einem Sieg würde Ismael nicht nur sich selbst helfen, sondern auch seinem Chef Klaus Allofs etwas Ruhe verschaffen. Der Geschäftsführer der Wölfe sah sich erneut gezwungen, Berichte über eine zu große Nähe zum Spielerberater Giacomo Petralito zurückzuweisen.
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"Entscheidungen über Verträge und Provisionen werden nicht von mir im Alleingang getroffen, sondern von der gesamten Geschäftsführung", sagte Allofs dem Focus. Ein "System Allofs" gebe es "definitiv nicht", sagte der 59-Jährige und beklagte, es gebe seit einigen Monaten ein "gezieltes Störfeuer". Bisher "alles aus der Anonymität heraus und ohne konkrete Hinweise".
Immerhin konnte Wolfsburg unter der Woche im DFB-Pokal beim FC Heidenheim (1:0) vor dem Werksduell etwas Selbstvertrauen tanken, während sich Bayer beim Drittligisten Sportfreunde Lotte (3:4 i.E.) blamierte. "Ultrafahrlässig" sei die Pleite gewesen, sagte Schmidt, der vor einer Woche der Wahrheit steht. Nach Wolfsburg steht die richtungweisende Partie bei Tottenham Hotspur in der Champions League an, danach geht es gegen Darmstadt. "Wir haben keine Trainer-, sondern eine Ergebniskrise. Wir wollen den eingeschlagenen Weg mit ihm fortsetzen", sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade nun der Rheinischen Post. Doch das kann sich bei ausbleibenden Siegen auch ganz schnell ändern.