
Bei Mainz 05 steht ein Umbruch an. Nach der schlechtesten Rückrunde der Bundesliga-Geschichte ist Thomas Tuchel nicht unzufrieden und sieht eine Entwicklung, sucht aber nach frischem Blut, um das Projekt "kreative Unruhe" zu starten. sportal.de über die Baustellen.
Der FSV Mainz 05 darf durchaus als Anti-Freiburg bezeichnet werden. Am Dienstag haben wir uns die Baustellen der Breisgauer angesehen, nun soll es um die Rheinhessen gehen. Der Umbruch bei der von Thomas Tuchel trainierten Mannschaft wird wesentlich größer ausfallen als der Zwang beim Team von Christian Streich, selbigen durchzuführen.
Das hängt natürlich damit zusammen, dass Freiburg den Sprung ins internationale Geschäft vollzog, während der FSV Mainz die schlechteste Rückrunde der Bundesliga-Geschichte absolvierte, nur auf Rang 13 landete und nicht in der Intensität auf ein geplantes Nachwuchsprogramm setzen kann. Anti-Freiburg auch deswegen, da die Mainz-Elf taktisch anders operiert.
Während Streich auf ein fortwährendes 4-4-2 setzt, passt Tuchel seine Formation dem Gegner an, erarbeitet als Underdog ein passendes Konzept, um auf Dauer erfolgreich in der Bundesliga zu spielen. Vom 4-2-3-1 über ein 4-3-2-1 bis zum 4-4-2 mit oder ohne Raute ist alles spielbar - hie und da agieren die Rheinhessen auch in einem 4-3-3-System.
FSV Mainz: Viele Systeme, viele Verletzte
Gerade in der Rückrunde musste Tuchel viel improvisieren, da einige Verletzungen immer wieder den Knüppel zwischen den Beinen spielten. "Es tut mir leid, wir sind ausgepresst bis zum Letzten. Es liegt nicht am Wollen", so der Trainer via bild.de. "Die Mannschaft ist einfach am Anschlag - mental und körperlich!" Der anvisierte Platz im internationalen Geschäft war so nicht zu realisieren.
Dennoch will Tuchel mit einem Kader von 21 Feldspielern in die Bundesliga-Saison 2013/14 gehen, aktuell stehen 26 Mann im Kader. Einige Spieler werden den Club natürlich verlassen. Marco Caligiuri (Eintracht Braunschweig) und Jan Kirchhoff (FC Bayern München) stehen bereits als Abgänge fest.
Radoslav Zabavník, Andreas Ivanschitz und Ivan Klasnic werden folgen, bekommen keine neuen Verträge. Marcel Risse, Nejmeddin Daghfous und Petar Sliskovic sitzen nach Informationen der Allgemeinen Zeitung auf gepackten Koffern, Nikita Rukavytsya hat ebenfalls keine Zukunft in Mainz. "Nikita hat seine Stärken, auch Talent, passt aber wohl nicht so zu unserer Spielweise", so Tuchel zu goal.com.
Neue Spieler für den FSV Mainz 05
Die Abgänge sind zu verschmerzen, da Tuchel seinem Kader ohnehin frisches Blut zuführen möchte. Einzig der Abgang von Nicolai Müller würde den Club treffen, Bayer Leverkusen gilt als erster Anwärter auf einen Transfer. "Wir spielen intensiven Fußball, da steht natürlich in punkto Tempohärte und Regenerationsfähigkeit eine Verjüngung an", meinte Tuchel.
Die Baustellen in Mainz sind komplex. Der FSV bastelt an einem kompletten Umbruch, legt dabei Wert auf den Charakter. "Wir achten künftig mehr darauf, dass jemand gut zu uns passt, als dass jemand den Ball gut stoppen kann. Als Underdog in der Liga zu bestehen, geht nur, wenn die Gruppe gemeinschaftlich groß denken kann", erklärt Tuchel der Allgemeinen Zeitung.
"Kreative Unruhe", nannte Tuchel dieses Projekt und hat in Christopher Moritz einen ersten Neuzugang präsentiert, der dieses Profil ausfüllen kann. Interessiert ist Mainz an Julian Koch vom BVB, der in der Defensive nahezu jede Position spielen kann. Auch Johannes Geis von der SpVgg Greuther Fürth soll kommen, Gerüchte ranken sich um eine Rückholaktion von Tim Hoogland.
FSV Mainz 05: Es hapert im Sturm
Die Defensive liegt mit den 44 Gegentreffern absolut im Soll. Mit Stefan Bell und Nico Bungert gibt es ein Duo in der Innenverteidigung, Nikolce Noveski und Bo Svensson sind gute Auswahlmöglichkeiten. Nach dem Abgang von Zabavník fehlt eine Alternative zu Júnior Díaz, der einziger gelernter linker Verteidiger ist. Ob Malik Fathi zurückkehrt, steht noch nicht fest.
Dennoch ist die Offensive das größere Sorgenkind der Mainzer. Denn es fehlt an allen Ecken und Enden, besonders, wenn Müller noch gehen sollte. Ein wenig verwundert der Abgang von Ivanschitz, der kein neues Vertragsangebot erhalten hat. Der Österreicher ist einer der wenigen Kreativspieler, erzielte sieben Tore bei fünf Vorlagen.
Ja-Cheol Koo ist nun der erklärte Wunschspieler von Thomas Tuchel. "Ich würde ihn nehmen", sagte der Coach auf goal.com. Mit Yunus Malli gibt es noch einen Backup, dem jedoch noch einige Prozent fehlen, um die Verantwortung für eine ganze Saison auf die Schultern zu nehmen. Und auch hinter Adam Szalai ist die Menge an Torjägern rar gesät - dies kostete eine bessere Platzierung.
Adam Szalai und .?
Denn in der Vorsaison kam mit Mohamed Zidan eine absolute Verstärkung. Diese fehlte den Mainzern in dieser Rückrunde. "Klar, mit einem, der uns sieben Tore garantiert hätte, wären wir in die Europa League gegangen. Doch der war dieses Mal nicht zu haben", so Tuchel, der nur Shawn Parker als zweite Spitze hat. Hier braucht Mainz dringend einen Torjäger, gerade im 4-4-2-System.
"Ich weiß genau, wo wir hingehen können, und wir gehen keinen Schritt weiter. Risiko kann für uns Insolvenz bedeuten", sagte Manager Christian Heidel der Allgemeinen Zeitung und machte damit deutlich, dass große Sprünge nicht gemacht werden können. Dennoch fällt der Umbruch größer aus, als vor Monaten noch angedacht. Teilweise wird natürlich auch dem Nachwuchs eine Chance gegeben.
Benedikt Saller (rechter Verteidiger) ist einer der Spieler, die hochgezogen werden sollen. Auch Torhüter Loris Karius (19) hat gute Chancen, als zweiter Keeper in die Saison zu gehen. Zusammengefasst braucht Mainz dringend einen Stürmer sowie einen kreativen zentralen Mittelfeldspieler und Zeit, um die hohe Fluktuation zu einem Gebilde zusammenzufügen.
Sorgen bereitet die Situation den Verantwortlichen dennoch nicht. In Mainz habe man immer ein gutes und wettbewerbsfähiges Team auf den Rasen gebracht "und das werden wir auch diesmal wieder schaffen, ohne dass sich Mainz 05 übernimmt", so Heidel. Um eine Einschätzung der Stärke abgeben zu können, müssen wir allerdings abwarten, wer letztlich noch kommt.